Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition)
Fall ist oder wie wir handeln sollten, kann nicht mit einem reduktiven Naturalismus in Einklang gebracht werden, und zwar aus Gründen, die sich von denen unterscheiden, welche die Irreduzibilität des Bewusstseins mit sich bringen. Es ist nicht bloß die Subjektivität des Denkens, die ein Problem darstellt, sondern auch die Fähigkeit unseres Denkens, die Subjektivität zu übersteigen und zu entdecken, was objektiv der Fall ist.
Denken und Begründen sind richtig oder unrichtig aufgrund von etwas, das unabhängig ist von den Überzeugungen des Denkenden und sogar von den Überzeugungen der Gemeinschaft der Denker, der er angehört. Wir glauben die Fähigkeit zu haben, wahre Überzeugungen zu bilden über die uns umgebende Welt, über die zeitlosen Gebiete der Logik und Mathematik sowie darüber, das Richtige zu tun. Wir glauben zwar nicht, dass diese Fähigkeiten unfehlbar sind, doch wir halten sie oft für in einem objektiven Sinne verlässlich und denken, dass sie uns Wissen verschaffen können. Die natürliche innere Haltung im menschlichen Leben geht davon aus, dass es eine wirkliche Welt gibt, dass es auf viele Fragen, auf Faktenfragen ebenso wie auf praktische Fragen, richtige Antworten gibt und dass es Normen für das Denken gibt, die uns eher zu den richtigen Antworten führen werden, wenn wir ihnen folgen. In dieser Haltung nimmt man an, dass die Befolgung dieser Normen bedeutet, auf Werte oderGründe, die wir begreifen, richtig zu reagieren. Mathematik, Naturwissenschaft und Ethik bauen auf solchen Normen auf.
Es ist schwierig, all dies mit traditionellen naturalistischen Begriffen verständlich zu finden. Solange wir nicht bereit sind, das meiste davon als Illusion zu betrachten, deutet dies auf eine nochmalige Erweiterung der Vorstellung hin, die wir von der Naturordnung haben, damit nicht nur die Quelle des phänomenologischen Bewusstseins darin eingeschlossen ist – Empfindung, Wahrnehmung und Emotion –, sondern auch die Quelle unserer aktiven Fähigkeit, über jene Anfangspunkte hinaus weiter zu denken. Die Frage ist, wie wir den Geist im vollen Sinne als ein Erzeugnis der Natur verstehen können – oder anders gesagt, wie wir die Natur als ein System verstehen können, das fähig ist, Geist zu erzeugen.
Das Problem entsteht nicht im Hinblick auf die Grundformen des Bewusstseins bei Wahrnehmungen, Emotionen und Strebungen, die wir mit vielen anderen Tieren teilen. Diese mentalen Funktionen setzen uns zwar in ein komplexes Verhältnis zu der uns umgebenden Welt, lassen aber eine evolutionstheoretische Erklärung offenbar grundsätzlich zu, vorausgesetzt, diese wird von der materialistischen Version irgendwie in etwas umgeformt, was in der Lage ist, den bewussten Charakter dieser Funktionen zu erklären. Wenn solche Erfahrungen dem evolutionären Menü irgendwie hinzugefügt werden können, wie ich im letzten Kapitel bereits andeutete, werden sie die Lebewesen befähigen, sich in der Welt zu orientieren, Gefahren zu meiden, Nahrung und Unterschlupf zu finden und sich zu vermehren, und sind in dieser Rolle potenziell anpassungsfähig und werden deshalb zu Kandidatender natürlichen Auslese. Wahrnehmungen und Wünsche müssen bestimmten Maßstäben der Genauigkeit genügen, um den Lebewesen das Überleben in der Welt zu ermöglichen: Sie müssen uns befähigen, auf Dinge, die ähnlich sind, ähnlich zu reagieren, und auf Dinge, die verschieden sind, unterschiedlich zu reagieren, um zu vermeiden, was schädlich ist, und dem nachzugehen, was vorteilhaft ist. Für die meisten Lebewesen reicht die Objektivität allerdings nicht weiter als bis dahin. Ihr Leben spielt sich in der Welt der Erscheinungen ab, und die Idee einer objektiveren Realität hat keinerlei Bedeutung.
Wenn wir jedoch den Unterschied zwischen Schein und Wirklichkeit und die Existenz objektiv faktischer oder praktischer Wahrheit, die über das hinausgeht, was uns Wahrnehmung, Verlangen und Emotion sagen, erst einmal erkannt haben, fordert die Befähigung, solche Wahrheit zu erlangen oder auch nur darüber nachzudenken, bei Lebewesen, wie wir es sind, eine Erklärung. Ein wichtiger Aspekt dieser Erklärung wird sein, dass wir eine Sprache erworben haben und damit die sprachbedingten Möglichkeiten zwischenmenschlicher Kommunikation, Rechtfertigung und Kritik. Aber die Erklärung unserer Fähigkeit, eine Sprache zu erwerben und auf diese Art und Weise zu verwenden, stellt vor Probleme derselben Ordnung, denn das Sprachvermögen ist
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