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Geister-Dämmerung

Geister-Dämmerung

Titel: Geister-Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Brücke beginnt der Stadtteil Kennington. Am kleinen Vauxhall Park, der im Nebel überhaupt nicht zu sehen war, musste ich in die Fentiman Road einbiegen, fuhr die Straße in Richtung Süden weiter und hatte dabei das Gefühl, von der nebligen Watte vorangeschoben zu werden. Zwischen dem Kricket Ground und dem Kennington Park befand sich die Adresse, die ich suchte.
    Es war eine schmale Straße, in die ich hinein musste. Irvin Quade hatte mir etwas von einer Plakatsäule berichtet, an die ich mich halten sollte. Und sie tauchte tatsächlich wie eine dicke Zigarre aus dem Nebel auf. Fast hatte ich mein Ziel erreicht. Es war eine reine Wohngegend. Zu den einzelnen Häusern führten von der normalen Straße aus kleine Stichwege ab, in die ich allerdings nicht hineinfuhr, weil sie nur für Fußgänger gedacht waren.
    Parken konnte ich an einem Randstreifen an der Straße. Ich stellte meinen Bentley schräg hin und ordnete mich damit in die Reihe der anderen Fahrzeuge ein.
    Zwar hatte ich das Ziel erreicht, aber das Haus musste noch gefunden werden. Die Fahrt durch den Nebel war anstrengend gewesen. Unter den Achseln klebte das Hemd, und bald schon knirschte grober Kies unter meinen Füßen.
    Um die Hausnummer erkennen zu können, musste ich dicht an die Mauern heran. Quade hatte mir von einer Nummer 35 berichtet. Ich fand sie nach einigem Suchen.
    In der zur Straße im rechten Winkel stehenden Häuserreihe standen mehrere Bauten. Jeweils sechs, jedes etwa 30 Jahre alt. Ich ging an den einzelnen Türen vorbei und zählte mit. Manchmal hörte ich auch Stimmen. Sie klangen noch ziemlich jung. Wahrscheinlich hielten sich in der Nähe Jugendliche auf, die das Wetter für ihre neckischen Spielchen ausnutzten.
    Irvin Quade wohnte in dem vorletzten Haus der Reihe. Die Tür war von einer grauen Steinplatte überdacht. Zwei Säulen, mit dem Mauerwerk verbunden, rahmten sie ein, und eine Klingel entdeckte ich ebenfalls. Ich betätigte sie, und es wurde rasch geöffnet.
    Im gelben Licht des Flures sah ich eine Frau stehen, deren Aussehen mich, gelinde gesagt, ein wenig überraschte.
    Es war eine Blondine, die einige Strähnen ihrer Haarpracht grau gefärbt hatte. Ihr Puppengesicht erinnerte ein wenig an Marylin Monroe, nur der Mund zeigte bei dieser Frau einen fast ordinären Zug. Lässig strich sie durch ihr Haar. Wegen dieser Bewegung verschob sich auch die dünne Kleidung. Die Brustwarzen zeichneten sich deutlich darunter ab, und ihr Lächeln sollte wohl eine Lockung für mich sein, aber ich trat einen Schritt zurück.
    »Kann es sein, dass ich mich verlaufen habe?« fragte ich. »Eigentlich wollte ich zu Irvin Quade.«
    »Da sind Sie richtig.« Sie sprach mit einer hellen Stimme, die bestimmt auch schrill klingen konnte, wenn es sein musste. »Kommen Sie doch rein.«
    Auch das noch, dachte ich und beging wenig später den nächsten Fehler, als ich fragte: »Sind Sie seine Tochter, Miss?«
    Da lachte sie auf. »Tochter ist gut. Nein, ich bin seine Frau. Sein liebes Weib.«
    »Ach so, ja. Entschuldigen Sie.«
    Sie lachte wieder. »Wussten Sie eigentlich nicht, dass es modern ist, wenn ältere Männer junge Frauen heiraten?«
    »Sorry, aber das muss mir entgangen sein.«
    »Dann müssen Sie mal die Zeitungen lesen.«
    »Wahrscheinlich.«
    Sie bat mich in den Flur, von dem aus man bis zu einer Hintertür gehen konnte. Um in das eigentliche Haus zu gelangen, zweigte in der Flurmitte eine dreistufige Treppe ab, die zu einer Tür hoch führte, vor der eine Lampe brannte.
    »Für einen Polizisten sehen Sie recht smart aus«, meinte die Blondine und zog einen Schmollmund.
    Ich ging auf die Anmache nicht ein und fragte nach Irvin Quade. Sie ging nicht darauf ein. »Ich heiße übrigens Jenna.« Sie lächelte und kam näher. »Darf ich?«
    Jenna Quade strich so nahe an mir vorbei, dass wir uns praktisch berühren mussten. Ihr machte es nichts aus, im Gegenteil, sie drückte sich noch enger an mich, lachte leise und ging vor. Dabei konnte ich den Schwung ihrer Hüften bewundern, und ich fragte mich, wie Irvin Quade in seinem Alter so etwas hatte ehelichen können. Umgekehrt natürlich genauso, denn Quade war immerhin fast Siebzig.
    Ich wurde in einen Wohnraum geführt, der mir vorkam wie eine Höhle. So düster und geheimnisvoll war er. Dunkle Möbel standen an den Wänden, der Teppich roch nach Staub. Ich sah ausgestopfte Tiere und einen gewaltigen Holzglobus in der Mitte des Raumes und dem Kamin gegenüber.
    In einer Ecke des Zimmers

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