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Geister-Dämmerung

Geister-Dämmerung

Titel: Geister-Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kreis seiner Mitarbeiter. Sie nahmen wieder dort Platz, wo sie schon vor den schrecklichen Vorgängen gesessen hatten. Diesmal schweigend. Mandra blätterte im Tagebuch, während sich der Professor Tee nachschenkte.
    Den indischen Geisterjäger interessierten nicht so sehr die Tage, die Quade in den Bergen verbracht hatte, sondern mehr die persönlichen Daten, denn er hatte auch über seinen Familienstand geschrieben. Harold war ledig gewesen, als er seine Reise unternommen hatte. Doch er hatte von einem Zwillingsbruder geschrieben, der nicht in Liverpool wohnte, sondern in London.
    Ein gewisser Irvin Quade, und der hatte auch die Reise seines Bruders finanziert.
    Damals waren beide knapp über Zwanzig gewesen. Es bestand also noch die Chance, dass Irvin Quade lebte. Vielleicht sogar in London. Um das herauszufinden, beschloss der Inder, in London anzurufen, denn dort saß jemand, der den Fall in die Hand nehmen konnte. John Sinclair!
    ***
    Alle Jahre wieder kommt nicht nur der Weihnachtsmann, auch der Londoner Nebel. Und der ist verdammt dicht. Manchmal kann man nicht einmal von einer Straßenseite auf die andere schauen, weil er dazwischen steht wie eine dicke Wand.
    Wenn diese Waschküche die Stadt an der Themse einnebelt, sind am Abend zahlreiche Ganoven unterwegs, die das Wetter für ihre finsteren Pläne ausnutzen wollen, oder Typen, die man als Verrückte bezeichnen kann.
    Da ich mich nicht zu den Ganoven zählte, blieb ich bei der letzten Kategorie, den Verrückten, weil ich mich ebenfalls in meinen silbergrauen Bentley gesetzt hatte und durch die Straßen kroch. Mehr war es nicht denn von einem Fahren konnte man da nicht reden. Die Scheinwerfer hatte ich eingestellt. Jedoch schafften sie es nicht, die wallenden und kreisenden Nebelbahnen zu durchdringen. Die wurden bereits nach ein paar Handlängen geschluckt.
    Aber was tut man nicht alles für einen Freund! Besonders dann, wenn derjenige in Indien sitzt und einige Tausend Meilen entfernt ist. Mandra hatte mich angerufen. Es war ein langes Gespräch geworden, und er hatte mir von dem eingefrorenen Mann berichtet, der sich schließlich als Werpanther oder Monster entpuppt hatte.
    Weiterhin war die Rede von einem Tagebuch gewesen, das der Mann, er war Engländer gewesen und hieß Harold Quade, bei sich getragen hatte. Dieses Tagebuch war etwas Besonderes. Quade hatte genau die einzelnen Stationen seiner Ein-Mann-Expedition aufgezeichnet und war zu einem Ende gekommen, das mich fasziniert hatte. Der Blick hinter die Welt. Das Öffnen des Pandämonismus. Das Suchen und Finden nach einer Wahrheit. Der Versuch, die Gegenwart, die Vergangenheit und die Zukunft zu begreifen. Und dieses Pandämonium hatte er gesehen, das Tor war ihm geöffnet worden, und es musste irgendwo in der stummen Berg-und Eiswelt des Himalaya liegen, auf dem Dach der Welt.
    Soviel wusste ich über den Toten. Aber er hatte einen Zwillingsbruder besessen. Ein gewisser Irvin Quade. Ihn wollte ich suchen. Mandra Korab hatte mit seiner Vermutung recht behalten. Dieser Mann lebte tatsächlich noch. Er war auch nicht aus London weggezogen, ich hatte noch mit ihm telefoniert und meinen Besuch angekündigt, aber die Fahrt zu ihm wurde für mich zu einem Horrortrip. Das reinste Staurennen. Immer wieder glühten vor mir die roten Bremsleuchten der anderen Wagen auf. Dann sahen die Nebelgebilde vor mir stets so aus, als wären sie mit dünnen Blutstropfen gefüllt.
    Die Ampeln sah ich ebenfalls nur als bunte, schwache Gebilde über mir. Ich kam mir vor wie in Watte gepackt, stellte das Radio ein und hörte zu. Die Nachrichten klangen nicht besonders. In der Welt gab es wieder Ärger, die Großmächte vertrugen sich nicht, und in den kleineren Ländern tobten oft genug Kriege.
    Ein Widersinn…
    Über die Themse musste ich hinweg in Richtung Kennington. Dort lebte Irvin Quade. Die Straße kannte ich nicht, aber ich wusste ungefähr, wo sie lag. In der Nähe des Kennington Oval, einem Kricket-Platz. Auf der Vauxhall Bridge war der Nebel noch dichter. Auch dort staute sich der Verkehr. Abgase hingen in dem Dunst und machten ihn noch widerlicher.
    Ich stellte den Motor ab und wartete. Erst nach fünf Minuten ging es weiter. Später sah ich dann das rote Licht einer Leuchtkelle, die von einem Polizisten gehalten wurde. Der Mann leitete den Verkehr an zwei Wagen vorbei, die sich ineinandergeschoben hatten. Das rote Licht der Kelle sah aus wie ein Auge, das von oben nach unten geschwenkt wurde.
    Hinter der

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