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Geister-Dämmerung

Geister-Dämmerung

Titel: Geister-Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sie wissen ja, wo er sich herumgetrieben hatte.«
    »Klar, auf dem Dach der Welt. Dort suchte er immer nach der blauen Blume oder etwas Ähnlichem.«
    »Nun, er scheint etwas gefunden zu haben.«
    »Und was?« Der Mann beugte sich vor.
    Ich wunderte mich darüber, dass er die Nachricht vom Tod seines Bruders so kalt aufgenommen hatte, aber nach fünfzig Jahren konnte man wohl keine Trauer erwarten.
    »Ein Freund von mir fand bei ihm ein Tagebuch, in das er seine Erlebnisse hineingeschrieben hatte.«
    »Das konnte man noch lesen?«
    »Ja, damals wurde wohl besseres Papier hergestellt. Jedenfalls scheint ihr Bruder es geschafft zu haben.«
    »Wieso das?«
    »Er hat wohl den Weg in das Pandämonium gefunden, wie er sich im Tagebuch ausdrückte.«
    Nach meiner Antwort war es still. Irvin Quade dachte nach.
    »Pandämonium?« fragte er.
    »Ja.«
    »Hm.« Quade runzelte die Stirn. »Das ist wirklich interessant, Mr. Sinclair.«
    »Kennen Sie etwas davon?«
    Er lachte meckernd. »Müsste ich das?«
    Es war eine raffinierte Frage, und ich war in der Zwischenzeit immer mehr zu der Überzeugung gelangt, dass er mehr wusste, als er mir gegenüber zugeben wollte. »Ihr Bruder könnte Ihnen damals etwas erzählt haben. Schließlich hat er sich mit diesen Dingen befasst, wenn ich richtig informiert bin.«
    »Das schon.«
    »Dann kennen Sie es also.«
    »Sagen wir, ich habe davon gehört.«
    »Und was?«
    »Es hat keinen Sinn, Ihnen davon zu berichten. Erzählen Sie mir lieber etwas über meinen Bruder und das Tagebuch. Was ist damals geschehen? Wie hat man ihn gefunden? Was hat auf den einzelnen Seiten gestanden?«
    »Ich habe es nicht gelesen und muss mich darauf verlassen, was mir mein indischer Freund sagte.«
    »Ach ja?«
    »Auf jeden Fall hat Ihr Bruder einen Blick in die Welt werfen können, die uns verborgen bleibt. Oder wenigstens den meisten von uns.«
    Irvin Quade nickte. »Harold war schon immer ein Träumer gewesen. Er wollte mehr wissen als die anderen Menschen, deshalb las er Bücher, die sich mit Magie beschäftigten. Er suchte überall nach Hinweisen für eben diese andere Welt, und er scheint sie auch gefunden zu haben, wenn ich darüber nachdenke.«
    »Haben Sie sich nicht dafür interessiert?«
    Er brummte und verlangte nach einem neuen Whisky, den Jenna ihm einschenkte. »Ich bin lieber in London geblieben. Aber er wollte nach Asien, weil er nur dort die Wahrheit zu finden glaubte. Ich habe ihm Geld gegeben und ihn fahren lassen.«
    Irvin Quade schmatzte wieder seinen Whisky und schaute mich dabei lauernd an.
    Der Mann gefiel mir nicht. Irgend etwas hatte er zu verbergen, und ich hoffte, dass ich es im Laufe unseres weiteren Gesprächs noch aus ihm herausbringen konnte.
    Zunächst störte uns das Telefon. Quade verzog das Gesicht. »Ich hasse dieses verdammte Klingeln. Heb ab, Jenna!«
    Sie war schon auf dem Weg und flötete ihr »Hallo«. Der Gesprächspartner schien davon nicht sehr angetan zu sein, seine Antwort schien Jenna nicht gerade zu befriedigen, denn sie reichte mir mit einem mürrischen »Für Sie« den Hörer hin.
    »Sinclair.«
    »Hast du es gefunden?« hörte ich die Stimme meines Freundes und Kollegen Suko.
    »Ja, mit Schwierigkeiten.«
    »Der Rückweg wird noch mieser, denn die Suppe nimmt an Dichte zu. Aber deshalb rufe ich nicht an.«
    »Kann ich mir denken. Gibt es was Neues?«
    »Ja. Mandra rief an.«
    Ich war ganz Ohr. »Was hat er? Neuigkeiten?«
    »Genau. Er hat sich das Tagebuch noch einmal durchgesehen und in der Mitte einen verschlüsselten Text gefunden. Praktisch einen Code. Den aber konnte er knacken. Wie er das geschafft hat, weiß ich nicht, jedenfalls ist etwas Interessantes dabei herausgekommen.«
    »Was denn?«
    »Eine Warnung und eine Erklärung, dass er, Harold, einen Fehler begangen hatte. Das Pandämonium hätte er nicht am Himalaya zu suchen brauchen, weil es eigentlich ganz in der Nähe lag und überall war.«
    »Wie soll ich das denn verstehen?«
    »So, wie ich es sagte. In der Nähe. Ich gehe davon aus, dass er seine Heimat damit gemeint hat.«
    »London?«
    »Möglich.«
    »Und mehr hat dir Mandra nicht übermittelt?«
    »Nein, leider nicht. Er wollte noch einige Sätze entschlüsseln, die in einem anderen Code verfasst worden waren. Alles klar jetzt?«
    »Kaum.«
    Suko lachte. »Kann ich mir vorstellen. Mandra wird sicherlich anrufen. Wie läuft's bei dir?«
    Ich konnte ihm keine konkrete Antwort geben, weil die anderen mithörten. Deshalb wich ich aus. »So

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