Geister-Dämmerung
die Feuerglut. Ein kaltes Feuer, ein gefährliches, helles Rot, als wären Flammen in ihrer ursprünglichen Form erstarrt, um dabei eine gewaltige Welt in Besitz zu nehmen.
In sie fiel ich hinein…
Das Schweben kannte ich bereits von zahlreichen Dimensionsreisen, die hinter mir lagen, und ich wusste auch, dass ich bald irgendwo landen würde und alles wieder anders aussah.
Und so glitt ich tiefer…
Die Welt öffnete sich. Sie bekam dreidimensionalen Charakter, obwohl sie selbst in der vierten lag. Ich spürte keinen Schmerz mehr im Hinterkopf, schwebte in die Tiefe und hätte ebenso gut in Aibon sein können, in das mich vor kurzem ebenfalls eine merkwürdige Reise geführt hatte. [2]
Nur lag unter mir kein weites, grünes Land, und auch die Luft war nicht so klar und frisch, statt dessen wurde sie von diesem dämonischen Feuer gefüllt und von den gelben Blitzen gespalten.
Ich fiel weiter. Nicht mit dem Kopf, sondern mit den Füßen voran. Meine Arme hatte ich hochgestreckt, als befände sich über mir eine Rettungsleine. Ob mich das Feuer jetzt schon umhüllte, konnte ich nicht erkennen, jedenfalls hatte ich das Gefühl, vor einer gewaltigen, überdimensionalen, roten Leinwand der unheilvollen Tiefe entgegenzugleiten und irgendwo im Nichts zu landen. Man hatte von einem Untergang gesprochen, von einer geheimnisvollen Geisterdämmerung, die die Welt des Pandämoniums zerstören sollte. Ich war auf dem Weg dorthin, um es mitzuerleben, und ich wartete auch darauf, dass mir die zahlreichen Monstren begegnen würden, die in dieser Dimension lebten.
Es lag schon Jahre zurück, da hatte ich einen Maler kennen gelernt, dem es gelungen war, ebenfalls einen Blick in das Pandämonium zu werfen. Und er hatte seine Eindrücke und Erlebnisse auf einer Leinwand festgehalten.
Zahlreiche Bilder hatten von dem Schrecken berichtet, der hinter ihm lag. Nicht umsonst war ihm der Name die Bestie von Soho gegeben worden. Ich war gespannt darauf, welche Monstren mir begegnen würden und ob sie tatsächlich vernichtet wurden, wenn die Geisterdämmerung begann. Noch fiel ich in das kalte Feuer hinein und konnte durch eigene Kräfte nichts steuern. Aber jede Reise hat einmal ein Ende, auch bei meiner musste es sich so verhalten.
Ich legte den Kopf zurück, so dass ich dorthin schauen konnte, wo ich hergekommen war.
Nein, den Globus entdeckte ich nicht. Es wäre auch ein Wunder gewesen, denn er diente nur als Tor zum Pandämonium. Was dahinter oder darunter lag, das konnte er nicht beeinflussen. Da passten auch die normalen menschlichen Maßeinheiten nicht mehr, denn die vierte Dimension war kaum begreifbar.
Als zeitliche Größe setzte man sie ein, doch ich hatte erlebt, dass es auch innerhalb der Zeit dreidimensionale Grenzen gab, mit denen die fernen, magischen Welten ausgerüstet waren.
Noch rutschte ich weiter. Tiefer hinein in die Lautlosigkeit, denn nicht der Hauch eines Windes umgab mich. Die gewaltige Feuerwand zuckte weiterhin vor meinen Augen, ich sackte an ihr entlang und hoffte immer stärker auf einen Kontakt mit dem Untergrund.
Ihn musste es auch hier geben, dessen war ich mir sicher. Da brauchte ich mich nur an die Bilder des Malers zu erinnern. Er hatte die Szenen aus dem Pandämonium gezeigt, und ich hatte gesehen, dass es Vulkane, Berge, Felsen und öde Landstriche gab.
So aber fiel ich weiter.
Die Temperatur blieb gleichmäßig. Nur auf meiner Brust, wo sich das Kreuz befand, spürte ich ein wärmendes Gefühl. Der geweihte Talisman reagierte. Er nahm instinktiv die Gefahren auf, die in der Fremde auf ihn und seinen Träger lauerten. Dass es überhaupt so reagierte, war für mich ein Hoffnungsschimmer. So kam ich mir nicht so ganz verloren vor in einer Welt, die Menschen kaum gesehen hatten.
Und ich spürte Widerstand! Endlich, dachte ich, breitete die Beine aus, stand und wollte es kaum fassen. Als hätte ich zu viel getrunken, bewegte ich mich zunächst im Kreis. Dann versuchte ich das dumpfe Gefühl im Kopf abzuschütteln.
Es gelang mir nicht. Der Druck blieb. Ich tastete meinen Kopf ab und fand eine kleine Beule unter dem Haaransatz. Dort hatte mich der Schlag mit der Waffe erwischt.
Mein Herzschlag hatte sich normalisiert. Auf dem Weg zum Ziel hatte er manches Mal härter gepocht. Wichtig war, dass ich atmen konnte. Es zogen mir keine giftigen Dämpfe oder Schwaden mehr entgegen. Ich schaute wieder nach vorn, wo die gewaltige Wand aus Feuer stand, die mir auch jetzt vorkam wie ein links und rechts
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