Geister der Vergangenheit
schickte sie so etwas wie einen Boten. Die Ursache konnte Phil Granger nicht feststellen, er sah nur, was geschah.
Nebel!
Dünner weißer Nebel, der sich nicht bewegte und wie Watte über dem Sitz lag. Er formte sich auch zu keiner Gestalt, und auch in ihm war nichts zu sehen. Er lag einfach über dem Sitz wie ein fast schon kompaktes Gebilde.
Nicht dass Phil Granger die unheimliche Mönchsgestalt vermisst hätte. Er wunderte sich, dass er sie nicht mal in Umrissen zu sehen bekam. Es gab nur diesen kalten Nebel, der eine andere Kälte abstrahlte als die normale. Der Fahrer fror nicht äußerlich, sondern mehr in seinem Innern.
Es war die Furcht, die ihn in ihren Klauen hielt. Ihm war nichts passiert, und trotzdem ging er davon aus, dass es nicht das Letzte war, was er erlebte.
Er schluckte.
Was außerhalb des Wagens passierte, bekam er so gut wie nicht mit. Granger konzentrierte sich ausschließlich auf den Nebel, der einfach nicht weichen wollte. Zudem traute er sich auch nicht, ihn zu vertreiben. Er wusste nicht, wie er es anstellen sollte. Dieser Nebel, so komisch er auch aussah, war für ihn ein Feind. Es gab keinen vom Wetter bedingten Grund, dass er in die Kabine gekrochen kam.
Die Echos leichter Schläge rissen Phil aus seinem Zustand. Er zuckte hoch, riss die Augen auf und schaute nach rechts aus dem Fenster.
Vor der Tür stand ein Polizist und winkte. Seine Bewegungen waren klar zu deuten. Er sollte fahren. »Na los, weiter!«
Granger nickte. Er ließ den Motor an, spürte das Vibrieren und fuhr langsam los. Dabei warf er einen Blick nach links – und atmete auf. Der Nebel war nicht mehr zu sehen. Er hatte sich blitzartig verflüchtigt. Wahrscheinlich in dem Moment, als der Polizist von außen gegen die Tür geklopft hatte.
Auch die ungewöhnliche Kälte war verschwunden, und so atmete der Mann zunächst auf. Zufrieden und richtig erlöst fühlte er sich dabei nicht. Sein Herz schlug schneller, und auch der leichte Schweißfilm auf seiner Stirn war nicht verschwunden.
Nur mühsam gelang es ihm, sich auf den Verkehr zu konzentrieren. Obwohl er die Strecke kannte, erlebte er sie immer wieder neu. Tagtäglich veränderten sich die Verkehrsbedingungen. Im Kopf drehte sich etwas, und er wusste nicht mal, ob es seine Gedanken waren oder nicht.
Von einer schnelleren Fahrt konnte keine Rede sein. Kurz vor dem Ziel gab es noch mal einen kleinen Stau, da aber hatte er bereits die Buchhandlung im Blick.
Davor zu parken, war eigentlich ein Unding. Er hätte zur Rückseite gemusst, aber dort befand sich eine Baustelle, und so würde er vor der Buchhandlung anhalten müssen. Der Inhaber hatte sich mit der Polizei arrangiert. Solange die Baustelle existierte, durften seine Lieferanten vor dem Laden parken. Allerdings war die Zeit sehr begrenzt, da mussten sich die Angestellten beeilen, wenn sie die Pakte von der Ladefläche räumten, wobei Phil oft genug mithalf.
Nach seinem letzten unfreiwilligen Halt lief alles in geregelten Bahnen. Granger musste nur sehr Acht geben. Beim Einparken auf dem Gehsteig durften keine Menschen in Gefahr geraten, deshalb fuhr er noch langsamer. Ein paar Meter weiter würde er das Lenkrad nach links einschlagen müssen, um auf den Gehsteig zu rollen.
Hier brachen seine Gedanken ab. Es trat etwas ein, wovon er gehofft hatte, dass es nie wieder geschehen würde.
Plötzlich war wieder die verdammte Kälte vorhanden. Der Nebel, dachte Phil und drehte den Kopf.
Er irrte sich.
Dort über dem Sitz verteilte sich kein Nebel. Etwas anderes oder ein anderer hatte dort seinen Platz gefunden. Eine Gestalt in dunkler Kutte, umgeben von dünnen Nebelschleiern.
Der Mönch!
***
Phil Granger tat in den folgenden Sekunden nichts. Er kam sich vor wie eingeklemmt. Sein Gesicht verlor die Farbe und auch das Lebendige, denn die Züge verwandelten sich in eine Maske. Dann wunderte er sich darüber, dass der menschliche Geist in der Lage war, innerhalb weniger Sekunden so viel aufzunehmen.
Granger sah nicht nur die Gestalt des Mönchs mit der hochgezogenen Kapuze, er erkannte noch mehr, denn diese Gestalt besaß ein Gesicht, das aus einer grauen Masse bestand. Er sah die kompakte Nase, er sah die bulldoggenähnliche Wange und das mächtige Kinn. Er roch die Feuchtigkeit, die ihn an einen nächtlichen Friedhof erinnerte. Er sah auch ein Auge in einem blassen Glanz, und er spürte zugleich die Gefahr, die von dieser nicht erklärbaren Gestalt ausging.
Es war schrecklich.
Er verlor die
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