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Geisterbahn

Geisterbahn

Titel: Geisterbahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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festhielt.
    »Du Hure!« sagte er, als sie aus dem Wagen stieg. »Ich hoffe, deine Alte zwingt dich tatsächlich, das Kind zu behalten. Und weißt du was? Ich hoffe, das verdammte Ding ist nicht in Ordnung. Ja. Ich hoffe, es ist nicht in Ordnung. Ich hoffe, es ist nicht normal. Du bist eine dermaßene Klugscheißerin, daß ich hoffe, du mußt dich mit 'nem sabbernden kleinen Idioten rumschlagen, der nicht normal ist. Dann hilft dir dein fieses Mundwerk auch nicht weiter.«
    Sie sah ihn an. »Du bist widerlich!« sagte sie. Bevor er antworten konnte, schlug sie die Tür zu.
    Er legte den Gang ein, trat auf das Gaspedal und beschleunigte den Chevy so stark, daß die Reifen durchdrehten und protestierend quietschten, bevor der Wagen losfuhr.
    In der darauffolgenden Stille schrie ein Nachtvogel.
    Durch eine Wolke beißenden blauen Rauchs, der nach verbranntem Gummi roch, ging Amy die Auffahrt zum Haus hinauf. Nach ein paar Schritten begann sie heftig zu zittern.
    Als ihr Vater ihr erlaubt hatte, später als üblich nach Hause zu kommen, hatte er gesagt: »Der Abschlußball ist ein besonderer Abend im Leben eines Mädchens. Es ist ein Ereignis. Wie ein sechzehnter oder einundzwanzigster Geburtstag. Eigentlich läßt sich kein anderer Abend mit dem des Abschlußballs eines Mädchens vergleichen.«
    Wie sich herausgestellt batte, bargen seine Worte eine abgründige Wahrheit. Nein, einen solchen Abend hatte Amy noch nie erlebt. Und sie hoffte, daß sie nie wieder einen ähnlichen erleben würde.
    Der Abend des Abschlußballs. Samstag, 17. Mai 1980.
    Dieses Datum würde sich auf ewig in ihr Gedächtnis einbrennen.
    Als sie die Haustür erreichte, hielt sie inne. Ihre Hand lag bereits auf dem Türknopf, doch Amy spürte deutlichen Widerwillen, das Haus zu betreten. Heute abend wollte sie ihre Mutter nicht mehr sehen.
    Amy hatte nicht vor, die Tatsache zu enthüllen, daß sie schwanger war. Noch nicht. Vielleicht in ein paar Tagen. In einer oder zwei Wochen. Und nur, wenn ihr keine andere Wahl blieb. Bis dahin würde sie eifrig nach anderen Auswegen aus ihrer Zwangslage suchen. Aber sie hegte keine große Hoffnung, einen zu finden.
    Sie wollte jetzt nicht mit ihren Eltern sprechen, weil sie so nervös war und sich so sehr über Jerrys gemeines Verhalten aufgeregt hatte, daß sie befürchtete, sich schnell zu verraten. Vielleicht verplapperte sie sich zufällig oder aus dem unterbewußten Bedürfnis heraus, bestraft oder bemitleidet zu werden.
    Ihre schweißnasse Hand lag noch immer auf dem Türknopf.
    Sie überlegte, einfach davonzugehen, die Stadt zu verlassen, ein neues Leben anzufangen. Aber sie konnte nirgendwohin. Sie hatte kein Geld.
    Die Last der Verantwortung, die sie sich aufgebürdet hatte, war fast zuviel für sie. Und als Jerry in einem kindischen Versuch, sie zu verletzen, um sich geschlagen, als er ihr ein mißgestaltetes Kind gewünscht hatte, hatte er der Last, die sie trug, ein weiteres Gewicht hinzugefügt. Sie glaubte natürlich nicht, daß Jerrys Fluch eine echte Macht hatte. Aber es war möglich, daß ihre Mutter sie zwingen würde, das Baby zu bekommen, und es war möglich, daß
    das Baby mißgestaltet und ewig von ihr abhängig sein würde. Die Chance dafür war gering, aber nicht so gering, daß sie die Gedanken daran völlig verdrängen konnte; die Launen der Natur waren unergründlich. Verkrüppelte Kinder wurden jeden Tag geboren. Babys ohne Arme und Beine. Mißgestaltete Babys. Kinder mit
    Gehirnschäden.
    Die Liste der möglichen Geburtsfehler war sehr lang -  beängstigend lang.
    Erneut schrie ein Nachtvogel. Es war ein klagendes Geräusch, das zu ihrer Stimmung paßte.
    Schließlich öffnete sie die Tür und betrat das Haus.

2
    Mager, puderweiß, mit glatt hinabfallendem Haar von der Farbe und Beschaffenheit von Spinnennetzen und ganz in Weiß gekleidet - so eilte Ghost über den belebten Mittelgang des Jahrmarkts. Er bewegte sich wie eine bleiche Rauchsäule, schlüpfte mühelos durch die schmalsten Lücken in der Menge; er schien mit den Luftströmungen der nächtlichen Brise zu fließen.
    Conrad Straker beobachtete den Albino von der Ausrufer-Plattform der Geisterbahn aus, gut eineinviertel Meter über dem Boden. In dem Augenblick, da er Ghost sah, hatte Straker mit seinem >Hereinspaziert!< aufgehört. Hinter Straker plärrte unablässig die wilde Musik der Geisterbahn. Jede halbe Minute blinzelte das riesige Clownsgesicht - eine wesentlich größere, kompliziertere und lebhaftere Version als

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