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Geisterbahn

Geisterbahn

Titel: Geisterbahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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das Gesicht, das vor siebenundzwanzig Jahren seine erste Geisterbahn geziert hatte zu den Passanten hinab und stieß ein auf Tonband aufgezeichnetes bellendes Gelächter aus: Haa, haa, haa, haaaaa.
    Während Straker auf den Albino wartete, zündete er sich eine Zigarette an. Seine Hand zitterte; das Streichholz hüpfte auf und ab.
    Endlich erreichte Ghost die Geisterbahn und zog sich auf die Plattform des Ausrufers hinauf. »Alles klar«, sagte er. »Ich habe ihr die Freikarte gegeben.« Er hatte eine kalte, federleichte Stimme, die dennoch mühelos durch den Lärm des Jahrmarkts drang.
    »Sie hat keinen Verdacht geschöpft?«
    »Natürlich nicht. Sie war begeistert, daß man ihr kostenlos wahrsagt. Sie hat sich aufgeführt, als glaube sie wirklich, daß Madame Zena die Zukunft sehen kann.«
    »Sie soll nicht glauben, sie wäre eigens ausgewählt worden«, sagte Straker besorgt.
    »Immer mit der Ruhe«, erwiderte Ghost. »Ich hab' ihr die übliche dumme Geschichte erzählt, und die hat sie mir abgekauft. Ich hab' gesagt, es sei mein Job, den Mittelgang auf und ab zu wandern und Freikarten für diese oder jene Attraktion zu verteilen, nur um Interesse zu wecken. Die Werbetrommel zu rühren.«
    »Bist du sicher, daß du auch das richtige Mädchen angesprochen hast?« fragte Straker stirnrunzelnd.
    »Die, die du mir gezeigt hast.«
    Über ihnen gab das riesige Clownsgesicht ein weiteres blechernes Gelächter von sich.
    Straker zog kurz an seiner Zigarette. »Sie war sechzehn oder siebzehn«, sagte er. »Sehr dunkles, fast schwarzes Haar. Dunkle Augen. Etwa einsfünfundsechzig groß.«
    »Klar«, sagte Ghost. »Wie die anderen im letzten Jahr.«
    »Die hier trug einen blaugrauen Pulli. Sie wurde von einem blonden Jungen in ihrem Alter begleitet.«
    »Das ist sie«, sagte Ghost und fuhr sich mit den langen, schlanken, milchweißen Fingern durch das glatt herabhängende Haar. »Und sie hat die Freikarte auch benutzt?«
    »Ja. Ich hab' das Mädchen direkt zu Zenas Zelt gebracht.«
    »Vielleicht diesmal ...«
    »Was hat Zena mit diesen Kindern zu tun, die du zu ihr schickst?«
    »Während sie ihnen wahrsagt, findet sie so viel wie möglich über sie heraus - ihre Namen, die ihrer Eltern, jede Menge solcher Dinge.«
    »Warum?«
    »Weil ich diese Sachen wissen will.«
    »Aber warum willst du sie wissen?«
    »Das geht dich nichts an.«
    Hinter ihnen, in der riesigen Geisterbahn, schrien mehrere junge Mädchen auf, als ihnen etwas aus der Dunkelheit entgegensprang. Das entsetzte Kreischen klang irgendwie falsch; wie Tausende von Teenagern vor ihnen taten sie so, als wären sie verrückt vor Angst, damit sie eine Entschuldigung hatten, sich enger an die jungen Männer neben ihnen zu drücken.
    Ghost ignorierte den Lärm und musterte Straker eindringlich; die fast farblosen, halb durchsichtigen Augen des Albinos machten ihn nervös. »Etwas muß ich aber wissen. Hast du jemals ... na ja ... hast du je eins dieser Kinder angefaßt, die ich zu Zena schicke?«
    Straker sah ihn wütend an. »Wenn du mich fragst, ob ich die Mädchen und Jungen, an denen ich Interesse gezeigt habe, sexuell belästigt habe, lautet die Antwort nein. Das ist doch lächerlich.«
    »Mit so was will ich nämlich nichts zu tun haben«, sagte Ghost.
    »Du hast eine häßliche, schmutzige Phantasie«, sagte Straker angewidert. »Um Gottes willen, ich habe es nicht auf Frischfleisch abgesehen. Ich suche: ein ganz bestimmtes Kind, ein besonderes.«
    »Warum?«
    »Das geht dich nichts an.« Die wenn auch nur vage Aussicht, seine lange Suche endlich erfolgreich abschließen zu können, versetzte Conrad wieder einmal in große Aufregung. »Ich muß zu Zenas Zelt rüber«, sagte er. »Sie ist wahrscheinlich gerade fertig mit dem Mädchen. Das könnte sie sein. Das könnte sie sein, nach der ich gesucht habe.«
    In der Geisterbahn schrien die Mädchen erneut auf; ihre Stimmen wurden durch die Wände gedämpft.
    Als Straker, der ganz begierig war zu hören, was Zena herausgefunden hatte, die Treppe hinuntersteigen wollte, legte der Albino eine Hand auf seinen Arm und hielt ihn zurück. »In der letzten Saison gab es in fast jeder Stadt, in der wir waren, ein Kind, das dir aufgefallen ist. Manchmal zwei oder drei Kinder. Wie lange suchst du schon?«
    »Seit fünfzehn Jahren.«
    Ghost blinzelte. Einen Moment lang bedeckten zwei dünne, durchscheinende Lider seine seltsamen Augen, verbargen sie aber nicht vollständig. »Seit fünfzehn Jahren? Das ergibt doch keinen

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