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Geisterbahn

Geisterbahn

Titel: Geisterbahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Baby war normal gewesen. Eine kurze Weile, ein paar gesegnete Wochen, hatte sie Erleichterung empfunden, hatte der Anblick dieses rosa, kichernden, überaus normalen Kleinkinds alle Zweifel an ihrer genetischen Eignung verbannt.
    Doch kurz über lang war ihr in den Sinn gekommen, daß nicht alle Freaks unbedingt körperlich mißgebildet sein mußten. Der Makel, das Verdrehte, der schreckliche Unterschied zu normalen Menschen - das konnte auch ausschließlich im Verstand liegen. Das Baby, das sie Conrad geboren hatte, war nicht nur mißgebildet gewesen. Es war vor allem böse gewesen, es hatte Brutalität ausgestrahlt, ein Ungeheuer in jeder Hinsicht des Wortes. Aber war es nicht vorstellbar, daß ihr neues Mädchen genauso verderbt wie Victor war, auch wenn es keine äußerlichen Anzeichen dafür gab? Vielleicht war tief im Geiste dieses Kindes ein Wurm des Bösen eingebettet, der im verborgenen schwärte und auf die richtige Zeit und den richtigen Ort wartete, an die Oberfläche zu gelangen.
    Eine so beunruhigende Möglichkeit war wie eine Säure.
    Sie verzehrte Ellens letzten Rest von Lebensfreude; sie fraß  an ihrem Optimismus und zerstörte ihn. Schon bald fand sie kein Vergnügen mehr am Gluckern und Gurren des Babys. Sie beobachtete das Kind aufmerksam, fragte sich, welche häßlichen Überraschungen es ihr in der Zukunft bereiten würde. Vielleicht würde es eines Nachts, wenn es groß und stark geworden war, in das Schlafzimmer der Eltern krabbeln und sie im Schlaf ermorden.
    Oder vielleicht war sie, Ellen, verrückt; vielleicht war das Kind so normal, wie es zu sein schien, und sie bildete sich das Problem nur ein. Doch jedesmal, wenn sie ihre geistige Gesundheit in Frage stellte, erinnerte sie sich an den alptraumhaften Kampf mit Conrads bösartigem, blutdürstigem Nachkommen, und diese scheußliche, lebhafte Erinnerung überzeugte sie stets, daß sie guten Grund hatte, wachsam und verängstigt zu sein.
    Oder etwa nicht?
    Sieben Jahre lang widersetzte sie sich Pauls Wunsch, noch ein Kind in die Welt zu setzen, aber dann wurde sie trotz ihrer Vorsichtsmaßnahmen erneut schwanger. Wieder machte sie neun höllische Monate durch und fragte sich, was für ein seltsames Geschöpf sie in ihrem Leib trug.
    Joey erwies sich jedoch als normaler kleiner Junge.
    Äußerlich.
    Aber im Inneren?
    Diese Frage hatte sie sich unentwegt gestellt. Sie hatte ihn beobachtet, hatte gewartet und das Schlimmste befürchtet.
    Heute, nach all diesen Jahren, war Ellen sich noch immer nicht sicher, was sie von ihren Kindern zu halten hatte.
    Es war die reinste Hölle, so zu leben.
    Manchmal war sie mit wildem Stolz und Liebe für Joey und Amy erfüllt, wollte sie in die Arme nehmen, küssen, an sich drücken. Manchmal wollte sie ihnen all die Zuneigung schenken, die sie ihnen in der Vergangenheit nie hatte geben können; doch nach so vielen Jahren der gespaltenen Gefühle und des ständigen Argwohns war es ihr unmöglich, Tochter und Sohn einfach so zu nehmen, wie sie waren. Es gab Zeiten, da sie vor Liebe zu Joey und Amy verbrannte, da ein Übermaß an nicht zum Ausdruck gebrachter Mutterliebe ihr Schmerzen bereitete, Zeiten, in denen sie des Nachts leise weinte, ohne Paul zu wecken, ihr Kissen durchtränkte und sich über ihr kaltes, totes Herz grämte.
    Bei anderen Gelegenheiten glaubte sie, etwas Übernatürliches und Verderbtes in ihren Nachkommen zu sehen. Das waren schreckliche Tage, an denen sie überzeugt war, daß es sich bei den Kindern um kluge, berechnende, unendlich böse Wesen handelte, die ihre Mutter mit einer ausgeklügelten Maskerade täuschen wollten.
    Auf und ab.
    Auf und ab.
    Am schlimmsten war ihre Einsamkeit. Sie konnte ihre Ängste nicht mit Paul teilen, denn dann hätte sie ihm von Conrad erzählen müssen, und er wäre am Boden zerstört gewesen, hätte er erfahren, daß sie ihm seit zwanzig Jahren ein solch schwerwiegendes Ereignis aus ihrer Vergangenheit verschwieg. Sie kannte ihn jetzt gut genug, um zu wissen, daß das, was sie in ihrer Jugend getan hatte, ihn nicht so sehr erzürnen würde wie die Tatsache, daß sie ihm etwas verheimlicht hatte. Also mußte sie ihre Ängste allein bewältigen.
    Es war die reinste Hölle, so zu leben.
    Selbst wenn sie sich hätte einreden können, ein für allemal, daß Joey und Amy einfach zwei Kinder wie alle anderen auch waren, hätten ihre Sorgen kein Ende genommen.
    Es bestand noch immer die Möglichkeit, daß eines von Amys oder Joeys zukünftigen Kindern ein

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