Geisterbahn
zwängen.
Er trat in die Öffnung, ließ das Paket seine Arme hinabgleiten und es dann fallen. Es landete am Fuß der Leiter. Die Plane klappte auf, und der scheußliche abgetrennte Kopf schaute zu ihm empor, den Mund zu einem stummen Schrei aufgerissen.
Conrad stieg wieder die Leiter hinab und schloß die Falltür über ihm. Er bückte sich, ergriff die Ecken der Plane und zerrte die Leiche zum Wartungsbereich in der nordwestlichen Ecke des Kellers der Geisterbahn.
Über ihm erklang abrupt unheimliche Tonbandmusik im Gebäude; Ghost hatte die Anlage eingeschaltet.
Conrad schnitt eine Grimasse, während er die blutbespritzte Kleidung der Frau aufhob, ein Stück nach dem anderen. Er durchsuchte die Taschen ihrer Jeans, der Jacke und der Bluse nach Ausweispapieren.
Er fand ihre Autoschlüssel sofort. An dem Schlüsselring war eines jener Miniatur-Nummernschilder befestigt, die von einigen Veteranenorganisationen verkauft wurden.
Die Nummer darauf war die von ihren Autoschildern.
Noch bevor er mit der Durchsuchung ihrer Kleidung fertig war, sah er das VIP-Abzeichen der Big American Midway an ihrer Bluse. Diese Entdeckung erschütterte ihn. Wenn sie auf dem Jahrmarkt wichtige Verbindungen hatte, ließ sich Gunthers Geheimnis nicht mehr verbergen.
Conrad fand, was er suchte, in der letzten Tasche, die er umdrehte. Es war ein plastiküberzogener Ausweis, der ihren Namen mit Janet Leigh Middlemeir angab; sie arbeitete für das Bezirksamt für öffentliche Sicherheit, war Sicherheitsingenieurin, was auch immer das sein mochte, und beim Staat Maryland angestellt.
Eine Verwaltungsangestellte. Das war schlimm. Aber nicht ganz so schlimm, wie er befürchtet hatte. Wenigstens war sie nicht die Schwester oder Kusine eines Schaustellers. Sie hatte hier auf dem Rummelplatz keine Freunde oder Verwandte, niemanden, der nach ihr suchen würde.
Offensichtlich war sie aus rein beruflichen Gründen auf dem Mittelgang gewesen und hatte stichprobenhaft Sicherheitsüberprüfungen vorgenommen. Niemand würde mitbekommen haben, daß sie im Laufe einer solchen Inspektion verschwunden war, denn bestimmt hatte niemand ihr besondere Beachtung geschenkt. Es bestand eine gute Chance, daß Conrad die Leiche wegbringen und weit vom Jahrmarkt entfernt ablegen konnte, auf eine Weise, die die Polizei glauben ließ, sie sei getötet worden, nachdem sie ihre Arbeit hier beendet hatte.
Bis zum Einbruch der Dunkelheit konnte er nichts unternehmen; aber auch in der Nacht würde die Beseitigung der Leiche riskant sein. Jetzt mußte er hinausgehen, auf die Plattform des Ausrufers, bevor Ghost sich fragte, was ihm zugestoßen war, und sich erneut auf die Suche nach ihm machte.
Conrad nahm ein Stück Seil von einem der Regale und zog es durch die Ösen am Rand der Plane. Er straffte das Seil wie ein Durchziehband und formte aus der Plane einen Sack, in dem die Tote und ihre Besitztümer lagen. Er stellte den Sack in die Ecke, zog den blutigen Overall aus und legte ihn zu der Plane. Seine Hände waren blutverschmiert, und er wischte sie, so gut er konnte, an ein paar schmutzigen Lappen ab, die auf der Werkbank lagen; er warf die Lappen zum Overall. Schließlich verstaute er die anderen Planen über der mit den belastenden Beweisen, bis nur noch ein Haufen zerknitterter Sackleinwand zu sehen war. Niemand würde zufällig über die Tote stolpern, zumindest nicht während der nächsten paar Stunden.
Der Schausteller zog seine Straßenkleidung an und verließ die Geisterbahn durch die Hintertür. Da der Keller nicht unterirdisch lag, öffnete die Tür sich in den warmen Sonnenschein des Spätnachmittags hinter dem Gebäude.
Er eilte zur nächsten Toilette. Da die Tore erst vor ein paar Minuten geöffnet worden waren, befand sich noch niemand darin. Conrad schrubbte sich die Hände, bis sie so sauber wie die eines Chirurgen waren.
Er kehrte zur Geisterbahn zurück und begab sich zur Vorderseite. Das riesige Clownsgesicht lachte. Elton, einer von Conrads Angestellten, verkaufte die Eintrittskarten.
Ghost arbeitete am Gondelsteg. Gunther war wie Frankensteins Ungeheuer gekleidet und knurrte die potentiellen Kunden voller Eifer an; er sah Conrad, und sie starrten sich einen Augenblick lang an, und obwohl sie zu weit voneinander entfernt waren, um einander in die Augen sehen zu können, verständigten sich die beiden stumm.
Ich habe es schon wieder getan.
Ich weiß. Ich habe sie gefunden.
Was nun?
Ich werde dich beschützen.
Conrad arbeitete auf der
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