Geisterbahn
Plattform des Ausrufers, bis die Nacht sich über das Kirmesgelände senkte, lockte die Besucher, zog sie mit seinen geschliffenen Slogans geradezu magisch an. Als die Dunkelheit sich senkte, sagte er Ghost, daß er Kopfschmerzen habe und sich in seinem Wohnmobil etwas hinlegen wolle.
Statt dessen ging er zu dem großen Parkplatz neben dem Kirmesgelände und suchte Janet Middlemeirs Wagen. Er ließ sich von dem Miniatur-Nummernschild an ihrem Schlüsselring führen, und obwohl er sehr viele Wagen überprüfen mußte, hatte er ihren Dodge Omni in knapp einer halben Stunde gefunden.
Er fuhr den Wagen durch ein Lieferantentor auf das Gelände; er wußte sehr gut, daß andere Leute sich vielleicht daran erinnern würden und er eine Spur hinterließ, aber daran konnte er nichts ändern. Er stellte den Wagen hinter der Geisterbahn ab. Der Versorgungsweg war im Moment verlassen. Er hoffte, niemand würde ihn benutzen, um zur Toilette zu gelangen.
Er betrat den Keiler der Geisterbahn durch den Hintereingang und trug die Plane mit der Leiche hinaus, während die Fahrgäste in den dunklen Tunnels über ihm angesichts der mechanischen Monster schrien. Er steckte das scheußliche Bündel in den Kofferraum des Dodge Omni und fuhr vom Kirmesgelände weg.
Obwohl es höchst gefährlich für ihn war, gelangte er zu der Überzeugung, der beste Ort zum Abladen der Toten sei ihre eigene Wohnung. Wenn die Polizei davon ausging, sie sei von einem Einbrecher in ihrem eigenen Domizil ermordet worden, würde sie den Mord wohl kaum mit dem Jahrmarkt in Verbindung bringen. Es würde einfach aussehen wie ein weiterer zufälliger Akt der sinnlosen Gewalt, wie die Cops sie Tag für Tag sahen.
Auf dem Parkplatz eines drei Kilometer vom Kirmesgelände entfernten Supermarkts durchsuchte er den Wagen nach einem Hinweis darauf, wo Janet Middlemeir wohnte. Er entdeckte ihre Handtasche unter dem Vordersitz. Janet hatte sie dort hingelegt, bevor sie zur Inspektion des Jahrmarkts aufgebrochen war. Er durchsuchte den Inhalt der Handtasche und fand ihre Adresse auf ihrem Führerschein.
Mit der Hilfe eines Stadtplans, den er an einer Tankstelle kaufte, gelang es Conrad, den angenehmen Apartmentkomplex zu finden, in dem die Frau wohnte. Er bestand aus einer Reihe langer, zwei- und dreistöckiger Gebäude im Kolonialstil, die auf einem parkähnlichen Gelände errichtet waren. Janet Middlemeirs Wohnung lag im Erdgeschoß, es war eine Eckwohnung, und direkt dahinter befand sich ein leerer Parkplatz, keine fünf Meter von ihrer Hintertür entfernt.
Die Wohnung war dunkel, und Conrad hoffte, daß die Sicherheitsingenieurin allein lebte. Er hatte nichts gefunden, was darauf hingewiesen hätte, daß sie verheiratet war. Sie trug keine Ringe an den Händen; das Wort >Mrs.< tauchte auf keinem ihrer Ausweise auf. Natürlich konnte sie das Apartment gemeinsam mit einer Freundin bewohnen, oder sie lebte mit einem Freund zusammen. Das würde Ärger bedeuten. Aber Conrad fühlte, daß er bereit war, jeden zu töten, der ihn beim Beseitigen der Leiche überraschte.
Er stieg aus dem Wagen, ließ die Tote erst einmal im Kofferraum des Omni liegen und verschaffte sich mit dem Schlüssel Zutritt zum Apartment. Eine schnelle Durchsuchung des Kleiderschranks im einzigen Schlafzimmer überzeugte ihn, daß Janet Middlemeir allein lebte.
Er stand am Küchenfenster und beobachtete, wie ein Wagen auf den Parkplatz fuhr. Zwei Personen stiegen aus und schlenderten zu einer Wohnung zwei Türen weiter.
Kurz darauf verließ ein Mann ein anderes Apartment, stieg in einen Volkswagen und fuhr davon. Als alles wieder ruhig war, schlich Conrad zum Omni hinaus, holte die Plane aus dem Kofferraum und trug sie hinein. Er hoffte, daß niemand ihn von einem Fenster in einer der anderen Wohnungen beobachtete.
Er trug die Plane in das kleine Badezimmer und öffnete sie dort. Während er sorgsam darauf achtete, sich nicht zu beschmutzen, hob er das Segeltuch hoch und kippte den Inhalt in die Badewanne. Es befand sich noch viel Blut in den zerrissenen Körpergefäßen, und er verteilte etwas von dem dickflüssigen Stoff, verschmierte ihn auf die Wände und den Boden.
Er empfand einen makabren Stolz auf sein kluges Vorgehen. Hätte er die Tote ins Schlafzimmer gelegt, hätte der Polizeipathologe sofort gemerkt, daß sie dort nicht umgebracht worden war, denn man hätte auf dem Teppich nicht genug Blut gefunden, um diese Theorie aufrecht zu erhalten. Der Großteil ihres Bluts war in der
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