Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geisterbahn

Geisterbahn

Titel: Geisterbahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
funkelnde Klingen aussehen ließen, und mit falschem, aber echt wirkendem Blut an der Wolfsschnauze und den fünf Zentimeter langen Reißzähnen; ein grinsender, blutverschmierter Axtmörder, der über der schrecklich verstümmelten Leiche eines seiner Opfer stand; und viele andere, noch furchterregendere Gestalten. Im schwachen Licht sah Janet, daß es sich um sehr ausgeklügelt konstruierte, täuschend echt wirkende Puppen handelte, in deren Nähe sie sich unbehaglich fühlte. Obwohl sich noch keine von ihnen bewegte, wie es der Fall sein würde, sobald die Geisterbahn in Betrieb war, erweckten die Horrorfiguren den Anschein, als wollten sie sich jede Sekunde auf sie stürzen; zu ihrem Verdruß jagten die verdammten Dinger ihr einen gehörigen Schrecken ein. Aber das leise Grauen konnte sie nicht daran hindern, bei einigen Schauergestalten die Verankerung zu überprüfen, um sich zu vergewissern, daß sie nicht auf eine vorbeifahrende Gondel kippen und einen Fahrgast verletzen würden.
    Als Janet den Gang abschritt und zu den Monstren hochschaute, wurde ihr klar, warum die Leute ein solches Karussell als Geisterbahn bezeichneten.
    Sie ging um die Kurve am Ende der ersten langen Gerade der Spur und bewegte sich tiefer in die Geisterbahn, bog nochmals um eine Ecke und staunte über den Einfallsreichtum, der beim Entwurf dieses Etablissements zum Einsatz entwickelt worden war. Es war riesig, so groß  wie ein mittelgroßes Warenhaus, und vollgestopft mit unheimlichen Dingen. Es bot nicht die Art von Vergnügen, die sie bevorzugt hätte, doch Janet mußte die Arbeit bewundern, das handwerkliche Können und die Kreativität, die in die Konstruktion eingeflossen waren.
    Sie befand sich in der Mitte des riesigen Gebäudes, stand auf der Spur der Gondeln und schaute zu einer menschengroßen Spinne hinauf, die unter der Decke hing, als jemand eine Hand auf ihre Schulter legte. Sie schnappte nach Luft, machte einen Satz, zuckte vor der unerwarteten Berührung zurück, drehte sich um und hätte geschrien, wäre ihre Kehle nicht wie zugeschnürt gewesen.
    Ein Mann stand hinter ihr auf den Gleisen. Er war ungewöhnlich groß, mindestens zwei Meter, hatte breite Schultern, einen breiten, gewölbten Brustkorb und trug ein Frankenstein-Kostüm: schwarzer Anzug, schwarzer Rollkragenpullover,  Monsterhandschuhe und eine Gummimaske, die seinen Kopf vollständig bedeckte. »Angst?« fragte er. Seine Stimme war ungewöhnlich tief und heiser. Sie schluckte heftig und atmete tief durch. >ja, mein Gott!« sagte sie. »Sie haben mir einen fürchterlichen Schrecken eingejagt.«
    »Mein Job«, sagte er.
    »Was?«
    »Schrecken einjagen. Den Kunden. Mein Job.«
    »Oh. Sie arbeiten hier in der Geisterbahn?«
    »Mein Job«, sagte er.
    Offenbar hatte sie es mit einem Schwachsinnigen zu tun. Seine einfachen, zögernd  vorgetragenen Erklärungen erinnerten an das Sprachmuster eines schwer zurückgebliebenen Kindes. In der Hoffnung, ihn so bei Laune zu halten, bemühte die Sicherheitsbeauftragte sich, freundlich zu ihm zu sein. »Ich heiße Janet«, sagte sie. »Wie heißen Sie?«
    »Was?«
    »Ihr Name.«
    »Gunther.«
    »Das ist ein schöner Name.«
    »Gefällt mir nicht.«
    »Ihnen gefällt Ihr Name nicht?«
    »Nein«, antwortete der Riese.
    »Wie würden Sie denn gern heißen?«
    »Victor. «
    »Das ist auch ein schöner Name.«
    »Victor sein Liebling.«
    »Wessen Liebling?«
    »Seiner.«
    Ihr wurde klar, daß sie sich an einem für sie ungünstigen Ort befand - an einer  seltsamen und schlecht beleuchteten Stelle, außerhalb der Sicht- und wahrscheinlich auch der Hörweite aller, die ihr vielleicht helfen würden. Sie war allein mit einem geistig weit zurückgebliebenen Mann, der kräftig genug war, um sie einfach zu zerbrechen, wie er sonst ein Stangenbrot zerbrechen würde.
    Er trat einen Schritt auf sie zu.
    Sie wich zurück.
    Er blieb stehen.
    Sie blieb ebenfalls stehen. Sie zitterte, und ihr war klar, daß sie ihm nicht  davonlaufen konnte. Seine Beine waren länger als die ihren, und er kannte sich in der Geisterbahn wahrscheinlich besser aus als sie. Er erzeugte hinter der Maske ein komisches Geräusch; es klang wie das eines Hundes, der emsig schnüffelte, um eine Fährte aufzunehmen. »Ich bin Verwaltungsangestellte«, sagte sie langsam, in der Hoffnung, er würde sie verstehen. »Eine sehr wichtige Angestellte im öffentlichen Dienst.« Gunther sagte nichts..
    »Eine sehr wichtige«, wiederholte Janet nervös. Sie tippte mit der

Weitere Kostenlose Bücher