Geisterbahn
Seite des Kopfes hatte, und sie zog die Hand zurück. Die alptraumhaften Tiere waren wie der Beschleuniger zu der berauschenden Wirkung des verpanschten Grases, das sie geraucht hatte; als sie die >Tierkuriositäten< verließ, fühlte sie sich richtig high, noch stärker von der Wirklichkeit losgelöst als zu dem Zeitpunkt, da sie die Bude betreten hatte.
Sie fuhren auf der Rakete. Amy saß vor Buzz auf dem motorradähnlichen Sitz in dem kugelförmigen Waggon für zwei Personen. In der relativen Abschirmung des sich rasend drehenden Behälters legte er die Hände auf ihre Brüste. Die Zentrifugalkraft zwang ihren Rücken gegen ihn, und sie fühlte die Hitze und Größe seiner Erektion, als sein Schwanz hart gegen ihre Pobacken gedrückt wurde.
Er drückte den Mund gegen ihr Ohr, um sich über dem Tosen der Rakete und dem scharfen Winseln des Windes verständlich machen zu können. »Ich will dich«, sagte er.
Es fühlte sich gut an, so dringend gewollt zu werden, gebraucht zu werden, wie Buzz sie brauchte, und Amy fragte sich, ob es vielleicht gut war, wie Liz zu sein. Zumindest hatte man dann immer jemanden um sich herum, der einen für irgend etwas brauchte.
In der Bude von Bozo dem Clown gelang es sowohl Buzz als auch Richie, ins Schwarze zu treffen und den johlenden Clown in einen großen Wasserbehälter zu tunken.
Buzz machte sich ganz verbissen an die Arbeit, kaufte drei Bälle, dann noch drei, dann noch drei, bis er schließlich traf und Bozo in die Wanne schickte. Richie hingegen lehnte dieses Vorgehen verächtlich ab. Er betrachtete die Situation mit dem Auge und Feingefühl des Mathematikers, warf zwei Bälle daneben, lernte aus beiden gescheiterten Versuchen und knallte den dritten mitten ins Ziel.
Als später ihre Gondel kurz am höchsten Punkt des Riesenrads anhielt und der diamantenhelle Mittelgang sich unter ihnen ausbreitete, küßte Buzz Amy, küßte sie tief und hungrig. Seine Zunge erkundete ihren Mund, und seine Hände waren überall auf ihrem Körper. Sie wußte, daß der heutige Abend der Wendepunkt in ihrer Beziehung sein mußte. Heute abend würde sie ihn entweder fallenlassen oder ihm geben müssen, was er haben wollte. Sie konnte es nicht mehr länger hinauszögern. Sie mußte sich entscheiden, wer und was sie war.
Doch sie war so high, so verwirrt, daß sie nicht über komplizierte Probleme wie dieses nachdenken wollte nachdenken konnte. Sie wollte einfach treiben, die Lichter, die Töne, die verschwommenen Bewegungen, die ununterbrochene Action genießen.
Nach dem Riesenrad fuhren sie Autoskooter und rempelten sich gnadenlos an. Funken sprühten und flogen von dem freiliegenden Drahtnetz über ihnen. Die Luft roch nach Ozon. Jede laute, erschütternde Kollision schickte einen Ruck des sinnlichen Vergnügens durch Amys Körper.
Auf der einen Seite des Autoskooter-Pavillons drehte das Karussell sich als verschwommener Fleck strahlender Farben. Auf der anderen Seite drehte, hob und senkte sich das Round-up. Dampforgelmusik mischte sich mit dem Tosen der Menge, dem ständigen Schnattern der Ausrufer und dem Krachen der SkooterStoßstangen.
Amy liebte den Jahrmarkt geradezu. Als sie Richies Wagen verfolgte und seine Breitseite rammte, als sie vom Aufprall herumgewirbelt wurde, dachte sie, daß der Jahrmarkt mit seinen Lichtern und Attraktionen vielleicht ein wenig wie Las Vegas war, und fragte sich, ob es ihr vielleicht Spaß machen würde, mit Liz nach Nevada zu fahren.
Vom Autoskooter gingen sie zum Freak-o-rama, und was sie in dieser Bude zu Gesicht bekam, verstärkte nur noch ihr Gefühl totaler Desorientierung: der dreiäugige Mann, dessen Haut wie die eines Alligators aussah; die dickste Frau der Welt, die auf einer riesigen Couch saß, die für sie trotzdem noch zu klein zu sein schien (ihr Körper war nur noch ein Klumpen, ihre Gesichtszüge verloren sich in teigigem Fett); ein Mann, dem ein zweites Armpaar aus der Brust wuchs; und einen Mann mit zwei Nasen und einem lippenlosen Mund.
Liz, Buzz und Richie hielten die Freakshow für die beste Attraktion auf dem Mittelgang. Sie zeigten auf die ausgestellten Geschöpfe und lachten über sie, als könnten die Leute, über die sie lachten, sie weder hören noch sehen.
Obwohl Amy vom Gras noch sehr high war, verspürte sie nicht den geringsten Drang zum Lachen. Sie erinnerte sich an Jerry Galloways Fluch und Mamas Überzeugung, daß ihr Baby mißgebildet sein würde; und solche Anblicke wie die im Freak-o-rama trafen sie zu
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