Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geisterbahn

Geisterbahn

Titel: Geisterbahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
kläglichen Versuch, ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, nahm er seinen Zylinder ab.
    »Was immer ihr tut«, sagte Liz zu den anderen, »gebt ihm um Gottes willen nicht die Hand.«
    Erneut brachen die vier in lautes Gelächter aus.
    Einige der anderen Zuschauer schauten zu Amy hinüber, manche einfach neugierig, andere mißbilligend, aber ihr war gleichgültig, was sie von ihr hielten. Sie war einfach zu gut drauf.
    Marco entschloß sich, die Störenfriede zu ignorieren, und nahm ein Spiel Karten, das auf dem kleinen Tisch in der Mitte der Bühne lag. Er mischte die Karten und hüllte sie in ein seidenes Taschentuch, so daß das Publikum nur eine Kante des Stapels sehen konnte. Dieses Bündel legte er mit fließenden Bewegungen in ein durchsichtiges Kelchglas. Als er zurücktrat und auf das Glas zeigte, erhoben die Karten sich einzeln von dem in Seide gehüllten Stapel; zuerst das Karo-As ... dann das Kreuz-As ... das Herz-As ... und schließlich, ein kleiner Fehler, der KaroBube. Marco schaute verlegen drein, legte die Karten schnell fort und ging zu seinem nächsten Trick über.
    »Mann, stinkt das«, sagte Buzz leise.
    »Du riechst die Handschuhe«, sagte Liz.
    »Richie, ist dieser Typ wirklich dein Onkel Arnold?«
    fragte Amy.
    Marco blies einen Ballon auf und verknotete ihn. Als er eine brennende Zigarette  an den Luftballon hielt, explodierte das Ding mit einem lauten Knall, und im Herzen der Explosion erschien eine lebende Taube. Diese Vorführung war geheimnisvoller als der Kartentrick, doch Amy merkte trotzdem, daß der Vogel unter der Smokingjacke des Zauberers hervorkam.
    Marco führte noch zwei Tricks vor, die dem Publikum nur halbherzigen Applaus  entlockten. Sie wandte sich an ihre Freunde: »Wollen wir gehen?«
    »Noch nicht«, erwiderte Richie. »Das ist doch beschissen langweilig«, beschwerte sichLiz. »Ich will das Finale sehen«, erwiderte Richie. »Die Guillotine.«
    »Was für eine Guillotine?« fragte Buzz. »Die auf dem Poster draußen«, sagte Richie. »Er hackt einer Tussie den Kopf ab.«
    »Nur so schafft er es, daß der Kopf einer Frau mal sein Ding berührt«, sagte Liz  kichernd.
    Kurz darauf erhob Marco zum erstenmal seine Stimme, diese klang überraschend tief und befehlsgewohnt. »Und nun werde ich für jene von Ihnen, die Liebhaber des Bizarren, des Makabren, des Schrecklichen und Grotesken sind, die Vorstellung mit jenem Akt beenden, den ich stolz als >Der Pfählen bezeichne.«
    »Was ist mit der Guillotine?« sagte Richie zu Buzz.
    »Arschloch«, sagte Liz. »Das war nur ein Lockmittel.«
    Marco rollte einen großen, aufrecht stehenden Kasten auf die Mitte der Bühne. Er  war vielleicht dreißig Zentimeter kleiner als ein Sarg, sah ansonsten aber genauso wie das Kernstück einer Beerdigung aus.
    »Ich höre Sie da unten murmeln«, sagte Marco. »Ich höre, dag Sie sagen ... die Guillotine ... die Guillotine. Leider gehörte dieses Gerät meinem Vorgänger. Sowohl er als auch das Gerät befinden sich zur Zeit wegen eines unglücklichen Unfalls in Polizeigewahrsam. Die letzte Dame, die ihm assistierte, verlor ihren Kopf und hat eine ziemliche Schweinerei verursacht.«
    Das Publikum lachte unbehaglich.
    »Was für eine miese Vorstellung«, sagte Liz. »Mein Gott.«
    Doch Amy war anderer Meinung. Für sie schien Marco eine unheimliche Metamorphose durchlaufen zu haben.
    Er sah jetzt nicht mehr schäbig und lächerlich aus wie zuvor, als er auf die Bühne gestolpert war. Sein primitives Make-up wirkte nicht mehr wie ein Scherz; von Sekunde zu Sekunde sah er zunehmend dämonischer aus, und in seinen Augen lag ein neuer, erschreckender, böser Glanz.
    Sein nervöses Lächeln war zu einem wissenden, verderbten Grinsen geworden. Als sein Blick den Amys traf, kam sie sich vor, als würde sie in Doppelfenster starren, die ihr einen kurzen Blick auf die Hölle gestatteten, und plötzlich fror sie bis ins Knochenmark.
    Mach dich nicht lächerlich, sagte Amy sich erschauernd.
    Der großartige Marco hat sich nicht verändert. Nur meine Wahrnehmung von ihm ist jetzt anders. Ich habe eine leichte Halluzination. Bin auf einem Trip. Ich fliege. Das ist dieser verdammte Joint. Die Drogen. Was für ein Zeug hat Liz in das Gras gemischt?
    Marco hielt einen sechzig Zentimeter langen, zugespitzten Holzstock hoch. »Meine Damen und Herren, ich verspreche Ihnen, diese Illusion wird Ihnen besser gefallen, als es bei der Guillotine der Fall gewesen wäre. Sie ist wirklich viel, viel besser.« Er grinste, und

Weitere Kostenlose Bücher