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Geisterblues

Geisterblues

Titel: Geisterblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie MacAlister
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langen Bart, dessen Enden zu einem Zopf geflochten waren. Schwerfällig ließ er sich auf einen Stuhl sinken und legte die Hände auf die Knie. »Ich werde dir denselben Rat mit auf den Weg geben, den ich schon meiner Tochter Anna erteilt habe.«
    »
Das
will ich hören«, spottete Soren. Er verschränkte die Arme vor der Brust und warf mir einen aufmüpfigen Blick zu. Fast hätte ich nun auch ihn ermahnt, den Unsinn sein zu lassen, aber ich verkniff es mir. Ich selbst war noch nie verknallt gewesen – außer in Ben, nur konnte man bei ihm nicht wirklich von verknallt sprechen –, aber ich konnte mir gut vorstellen, dass es nicht schön war, wenn das Gefühl nicht auf Gegenseitigkeit beruhte.
    »Ich weiß das Angebot zu schätzen, aber ich glaube nicht, dass ich einen Rat von –«
    »›Anna‹, sagte ich zu ihr – du musst wissen, das war vor fast neunhundert Jahren, aber ihr Mädchen ändert euch nie – ›Anna‹, sagte ich, ›du bist jetzt zwölf und damit alt genug, um zu heiraten. Deine Haut hat die Farbe köstlichster Milch, deine Zähne sind stark genug, um einen Lederriemen zu zerreißen, und deine Brüste sind wie zwei kleine Äpfel, die nur darauf warten, gepflückt zu werden.‹ Dann riet ich ihr –«
    »Zwölf?«, stieß Soren fassungslos hervor.
    »Bitte keine Pflückgeschichten«, rief ich und fuchtelte mit den Händen, um Isleif Einhalt zu gebieten. »Dating-Tipps von einem Wikinger-Geist kann ich gerade noch hinnehmen, aber lass alles stecken, was mit Apfelernte zu tun hat! Ich will nichts über die Brüste deiner Tochter hören!«
    Isleif wirkte gekränkt. »Aber sie waren sehr hübsch. Knackig und fest und –« Ich wandte mich hastig zum Gehen, aber Isleif brüllte mir nach, stehen zu bleiben. »Ich war noch nicht fertig! Wie ich schon sagte, teilte ich Anna mit, dass ihre Zeit gekommen sei, sich zu vermählen. Ich hatte immer gewollt, dass sie einmal Ljots Sohn heiraten sollte, aber der ist losgezogen und hat sich von einem wilden Eber umbringen lassen. Ljot hatte noch einen zweiten Sohn, aber der war ein bisschen tumb im Kopf.«
    »Völlig verblödet«, bestätigte Ljot nickend. »Nicht ein Jota Hirn. Das hatte er von seiner Mutter.«
    »Anna bestand darauf, sich selbst einen Ehemann auszusuchen«, fuhr Isleif fort. »Aber dann wusste sie nicht, wie sie bei denen, die sie in die engere Wahl gezogen hatte, weiter vorgehen sollte. Also riet ich ihr – und das ist die Weisheit, die ich dir mitgeben möchte –, dass es keine bessere Methode gibt, sich einen Mann zu angeln, als ihm die Kleider vom Leib zu reißen und sich an ihm gütlich zu tun.« Isleif lehnte sich mit einer derart zufriedenen Miene zurück, als hätte er mir gerade das größte Mysterium des Universums erklärt.
    »Okay«, sagte ich, weil ich ihn nicht kränken wollte. Die anderen Wikinger nickten zustimmend.
    »So hat mich meine zweite Frau erobert«, ließ Finnvid sich vernehmen. »Sie ist mir eines Sommermorgens an den See gefolgt, hat mich zu Boden gerungen, mich nackt ausgezogen, dann setzte sie sich einfach auf –«
    »Danke für den Rat«, sagte ich mit überlauter Stimme und bedachte Finnvid mit einem warnenden Blick, den er aber offenbar nicht verstand, denn er grinste einfach nur. »Ich … äh … werde das in Betracht ziehen.«
    »Du hast doch nicht ernsthaft vor, Benedikt die Klamotten vom Leib zu reißen, oder?«, fragte Soren mich ein paar Sekunden später, als ich mich auf den Rückweg zu meinem Wohnwagen machte.
    »Natürlich nicht! Ich habe keinerlei Erfahrung mit Dates. Auf gar keinen Fall werde ich mich an einer derart ausgeklügelten Methode versuchen.«
    Soren linste aus dem Augenwinkel forschend zu mir rüber. »Das war ein Witz, oder?«
    »Ja, das war ein Witz.« Als ich die Stufen erreichte, blieb ich stehen. »Wirklich, Soren, mach nicht so ein Bohei darum. Ben und ich gehen nur miteinander aus, mehr nicht. Wahrscheinlich in ein Lokal und ins Kino. Das ist keine große Sache.«
    Soren erwiderte nichts, aber seine Miene war bekümmert. Mir fiel nichts ein, was ich zu ihm sagen könnte, das der Wahrheit entsprechen und ihm gleichzeitig helfen würde, seine Vernarrtheit zu überwinden, darum sagte ich nichts. Stattdessen knuffte ich ihn in die Schulter, dann schlug ich ihm vor, mir dabei zu helfen, Tesla zu finden.
    »Ich dachte, du und Benedikt hättet schon überall nach ihm gesucht?«, antwortete er und knuffte mich zurück.
    »Das stimmt. Aber ich habe mir letzte Nacht überlegt, dass es hier

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