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Geisterblues

Geisterblues

Titel: Geisterblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie MacAlister
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ins Schlafzimmer ihres Wohnwagens geeilt kam. Sie hielt grübelnd inne. »Oder man verbrennt sie, das ist auch eine Möglichkeit. Sie könnten auch ihr ganzes Blut verlieren, dann wären sie komatös und damit auch so gut wie tot. Aber wegen ein paar Schnitten sterben sie nicht.«
    Ich blitzte sie wütend an, dann schaute ich zu Ben, der von Bandagen umwickelt an einer Kissenpyramide lehnte. Er sah schrecklich aus, seine Haut so fahl und grau, als wäre er tatsächlich ein dreihundertzwölf Jahre alter Mann. Imogen konnte ihm nicht so viel Blut spenden, wie er benötigte, daher hatte sie Karl in die Stadt geschickt, um beim Schlachter welches zu besorgen.
    Sie setzte sich auf die Bettkante und steckte die Decke um seine Hüften fest. Sie wollte ihm gerade den Krug reichen, als sie zu mir herübersah. »Möchtest du das übernehmen, Fran?«
    »Tut mir leid, aber ich das kann nicht«, antwortete ich und warf ein weiteres Kissen durchs Zimmer. Dann hob ich Bens blutbefleckte Jeans auf und schüttelte sie vor seiner Nase. »Ich bin zu sehr damit beschäftigt, sauer auf ihn zu sein, um ihm Blut in die Kehle zu schütten.«
    Ben öffnete abermals ein Auge und richtete es auf seine Schwester. »Sie hackt auf mir herum.«
    »Und du hast es verdient. Ich weiß nicht, was du dir dabei gedacht hast, vor der armen Fran zusammenzubrechen. Du hast ihr einen Mordsschrecken eingejagt! Du hättest ihr Gesicht sehen sollen, als sie hierher zurückgerannt kam, um Hilfe zu holen. Sie war am Boden zerstört, wie gelähmt vor Gram und Entsetzen. Ich musste beinahe mitweinen, so verzweifelt sah sie aus.«
    Ben schaute zu mir. »So besorgt warst du um mich?«
    »Ja, das war ich.« Ich schnappte mir seine blutige, zerfetzte Jacke und erwiderte seinen Blick aus zusammengekniffenen Augen. »Das war eine ganz, ganz furchtbare Sache, die du mir da zugemutet hast! Und ich sage dir hier und jetzt, dass ich so etwas nie wieder durchmachen werde! Nie wieder, verstanden? Du wirst mich niemals wieder zu Tode ängstigen! Zweimal ist definitiv genug!«
    »Das erste Mal war nicht meine Schuld«, protestierte er mit so schwacher Stimme, dass es mir schier das Herz zerriss. »Ich konnte nichts dafür, dass ein Dämon mich umbringen wollte.«
    »Ich schätze, den Zwischenfall letzten Monat kann man ihm wirklich nicht anlasten«, pflichtete Imogen ihm bei, als sie den Krug mit dem Blut an seine Lippen hob. Ben wirkte nicht glücklich, trotzdem nippte er gehorsam. Ich war froh, dass Imogen wusste, was zu tun war – als ich zuvor zurück ins Lager getaumelt war, war mein Hirn zu einem Eisblock erstarrt gewesen. Ich hatte keinen Moment daran gezweifelt, dass Ben tot war. Ich hatte keine Ahnung gehabt, wie man ihn retten könnte, wenn überhaupt. Doch zum Glück hatte Imogen die Sache sofort in die Hand genommen und Ben mit Kurts Hilfe zurückgebracht, während Karl losgefahren war, um Blut zu holen.
    »Vielleicht nicht ausschließlich, trotzdem war er dämlich genug, sich in einen Hinterhalt locken zu lassen.«
    »Sie nennt mich dämlich!«, nuschelte Ben entrüstet mit dem Krug an seinen Lippen.
    »Ganz genau. Bist du fertig?«, fragte ich, als er Imogens Hand mit dem Krug wegstieß.
    »Ja.«
    Er sah nicht viel besser aus, aber zumindest hatte er jetzt ein paar Halbliterkrüge Flüssignahrung intus, und seine Wunden bluteten nicht mehr. »Gut. Dann kannst du uns jetzt erzählen, was passiert ist.«
    Seine steinerne Miene des Schweigens war mir bestens vertraut.
    »Oh nein.« Ich stemmte wieder die Hände in die Hüften (was ich in letzter Zeit häufig zu tun schien). »Du wirst dich jetzt nicht in Schweigen hüllen. Ich befehle dir, mir zu sagen, was geschehen ist.«
    Ben funkelte mich an. Imogen machte ein betretenes Gesicht. »Fran, Liebes, lass dir einen Rat geben: Erteile Benedikt niemals einen Befehl. Das kommt nicht gut bei ihm an.«
    »Ich bin nicht einer deiner Geister, Fran«, stellte er klar, nachdem er mich lang genug mit Blicken erdolcht hatte. »Du kannst mich nicht zwingen, dir zu verraten, wo ich war.«
    »Ach, kann ich nicht?« Ich setzte mich aufs Bett, streifte einen Handschuh ab und nahm seine Hand in meine. Wie gewohnt zogen mich seine Finger in ihren Bann. Sie waren so lang und geschmeidig wie die eines Pianisten. Diese Hände waren über dreihundert Jahre alt. Sie hatten schmucke viktorianische Wämser geknöpft, Musketen geladen, sich an der Seite von schnittigen, auf Hochglanz polierten Kutschen abgestützt und so viele andere Dinge

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