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Geisterblues

Geisterblues

Titel: Geisterblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie MacAlister
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zurück und ließ ihren altbekannten Vortrag »Warum es falsch ist, einen Zirkel zu verlassen« über mich ergehen. Als ich glaubte, jemanden meinen Namen rufen zu hören, spähte ich zum offenen Fenster. Doch draußen war niemand zu sehen außer einem der Wikinger-Geister, der Pfirsichreste zusammenfegte. Ich nickte an den richtigen Stellen, schüttelte den Kopf, wenn das von mir erwartet wurde, und schaute wieder zum Fenster, als ich erneut hätte schwören können, dass jemand nach mir rief.
    »– dich so erzogen, dass du unsere Praktiken ehrst und respektierst. Ich war schockiert über dein abruptes – Franny, ich rede mit dir. Es wäre nett, wenn du mir etwas Aufmerksamkeit schenken würdest.« Meine Mutter, die auf- und abgeschritten war, blieb stehen, stemmte die Hände in die Hüften und schaute mich vorwurfsvoll an.
    »Entschuldige. Ich dachte, jemand hätte nach mir gerufen.« Hastig drehte ich mich zu ihr um und setzte wieder meine schuldbewusste Miene auf.
    Fran
, wisperte der Wind.
    »Ehrlich, Franny, ich weiß nicht, was du dir dabei gedacht hast –«
    Ich sperrte ihre Stimme aus und lauschte angestrengt auf das leise Flüstern.
    Fran.
    Ben?
    Fran. Musst … helfen

    »Du hast absolut recht«, sagte ich, als ich auf die Füße sprang und zur Tür stürzte. »Das mit dem Zirkel tut mir leid, Mom. Es wird nie wieder vorkommen. Versprochen. Ich muss los.«
    »Francesca Marie Ghetti –«
    »Entschuldigung!« Ich sprintete aus dem Wohnwagen und in die Budengasse, wo ich stehen blieb, um mich zu orientieren.
Ben, wo bist du?
    Im Wald
. Die Antwort klang wie ein Stöhnen, und mein Herz setzte einen Schlag aus. Ben war in Not, in großer Not sogar, wenn er um meine Hilfe flehte. Denn sein Machonaturell schrieb vor, niemals irgendjemanden um Hilfe zu bitten.
Westlich
.
    Ich raste die Gasse hinunter, ohne Soren zu beachten, der sich gerade um Bruno kümmerte und wissen wollte, was los sei. Ich rannte an Tallulah vorbei, die ihren Mops Gassi führte. Danach weiter die Böschung hinab, die in den Parkplatz mündete, zu den Ausläufern des spärlichen Waldes, der wie ein Rückrat durch die Mitte der kleinen Insel verlief.
Ben? Wo steckst du? Ich sehe dich nicht
.
    Hier
, flüsterte eine schwache Stimme in meinem Kopf.
Links
.
    Ich drehte mich um und rannte in den Wald hinein, kämpfte gegen die Zweige an, die mir ins Gesicht peitschten. Da ich nicht damit rechnete, ihn am Rand zu finden, wo die Sonne ihn erreichen konnte, arbeitete ich mich in den dunkelsten Teil des schmalen Waldstreifens vor. Er wäre mir nicht mal aufgefallen, hätte er sich nicht vor der hohen Tanne, an der er kauerte, geregt, aber zum Glück erhaschte ich die Bewegung aus dem Augenwinkel. »Was ist los? Warum versteckst du dich zwischen den Bäumen? Wo warst du – oh, allmächtige Göttin! Was ist mit dir passiert?«
    Mich überlief ein eisiges Frösteln der Angst, als Ben zu Boden sackte. Seine Lederjacke bestand nur noch aus Fetzen, und sein T-Shirt war vollständig verschwunden, aber das war es nicht, was meinen Magen zu einem festen Knoten puren Entsetzens erstarren ließ. Auf seinem Gesicht, seinen Armen und seinem Oberkörper glänzte so viel Blut, als hätte er darin gebadet. Darunter konnte ich auf seiner Brust und seinen Armen ein grauenvolles Zickzackmuster klaffender Fleischwunden sehen. Ich hechtete zu ihm, schaffte es jedoch nicht mehr, ihn abzufangen, bevor er auf der Erde aufschlug und sein Kopf nach hinten rollte. Ich fasste an seinen Hals, tastete nach einem Puls, aber da war keiner. Seine Brust hob und senkte sich nicht unter seinen Atemzügen. Sein Herz schlug nicht mehr. Sein Geist, den ich in seiner Nähe immer unterschwellig spürte, war ganz und gar verschwunden.
    Meine Seele kreischte vor Trauer, als ich mich auf den Boden hockte und seinen leblosen Körper umfing. Wie um alles in der Welt sollte ich ohne Ben weiterleben?

7
    »Das werde ich dir niemals verzeihen«, verkündete ich und schleuderte eins der Kissen zu Boden.
    Ein Auge von der Farbe heller Eiche öffnete sich und sah in meine Richtung, um mich ein oder zwei Sekunden lang anzulinsen, dann ging es wieder zu.
    »Du bist jetzt schon zweimal in meinen Armen gestorben. Zweimal! Es wird kein drittes Mal geben, kapiert?«
    Der männerförmige Klumpen auf dem Bett grunzte.
    »Dunkle können nicht sterben, es sei denn, man schlägt ihnen den Kopf ab«, sagte Imogen, die in diesem Moment mit einer weiteren Kanne Kuhblut (ultraeklig, aber dies war ein Notfall)

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