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Geisterblues

Geisterblues

Titel: Geisterblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie MacAlister
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getan, dass allein der Versuch, sie mir auszumalen, zum Scheitern verurteilt war. Doch ungeachtet ihrer langen Historie waren es einfach nur warme, sanfte Hände, die mir jedes Mal, wenn sie mich berührten, einen wonnevollen Schauder über den Rücken jagten. »Und was, wenn ich dich freundlich bäte, mir zu erzählen, was dir zugestoßen ist? Was, wenn ich dich daran erinnerte, dass ich fix und fertig war, als ich dich so geschwächt und schwer verletzt gefunden habe?«
Was, wenn ich dich sehen ließe, wie es mir das Herz gebrochen hat, als ich glaubte, dich für immer verloren zu haben?
    Er drückte meine Finger und schloss für eine Minute die Augen. »Ich habe meinem Bruder geholfen.«
    Meine Brauen zuckten vor Überraschung nach oben. »Du hast einen Bruder?«
    Imogen schüttelte den Kopf.
    »Dafydd ist mein Blutsbruder, kein echter Verwandter. Er hat mir einst das Leben gerettet. Es ist meine Pflicht, diese Schuld zu begleichen.« Bens Augen waren noch immer geschlossen, als er mit dem Daumen über meinen streichelte. Die Liebkosung löste ein warmes Glücksgefühl in meinem Herzen aus, zusammen mit unendlicher Erleichterung und Dankbarkeit, dass er nicht gestorben war.
    »Ich verstehe. Und wobei genau hast du ihm geholfen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Das darf ich niemandem sagen. Ich habe es ihm geschworen.«
    »Verdammt. Andere Frage: Wie wurdest du verletzt? Deine Fleischwunden waren tief und schartig, so als hätte dich etwas mit wirklich großen Krallen angefallen.«
    Seine Augen waren dunkel, als er sie öffnete, die hübschen kleinen goldenen Sprenkel stumpf und glanzlos. »Das kann ich dir auch nicht sagen.«
    »Was kannst du mir überhaupt sagen?« Es kostete mich einige Mühe, aber es gelang mir, ihm nicht an die Gurgel zu springen. Dank meines engen Kontakts zu den Wicca wusste ich, wie wichtig es war, einen Eid zu achten, allerdings machte mir das die Sache nicht leichter, denn ich brannte darauf zu erfahren, was ihm zugestoßen war.
    Ben schwieg beharrlich weiter.
    Ich zählte bis zehn. »Na gut, nächster Versuch: Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem, was heute Nacht passiert ist, und deinem Verschwinden in Ungarn?«
    »Ja.«
    Ich weiß nicht warum, aber ich fühlte mich gleich ein bisschen besser. Nicht dass ich eifersüchtig gewesen wäre oder so was, aber ich gebe zu, dass mich schon diverse Male der erschreckende Gedanke ereilt hatte, Ben könnte mit einem dünneren, kleineren, insgesamt weniger sonderbaren Mädchen durchgebrannt sein. Aber wenn er seinem Blutsbruder helfen musste … dafür hatte ich Verständnis. Die Wicca haben ein großes Faible für Blutsbande.
    Ich seufzte. »Okay. Ich werde dich nicht weiter bedrängen. Aber das bedeutet wohl, dass unser Date morgen ins Wasser fällt?«
    »Euer Date?«, fragte Imogen, die in dem winzigen Schlafraum herumhantierte. Sie schüttelte eins von Bens Kissen auf, packte ihn fester in seine Decke ein und rückte einen der Vorhänge zurecht, um die Sonnenstrahlen, die sich durchs Fenster stehlen wollten, auszusperren. Ihr Blick flog von mir zu Ben und wieder zurück. »Ihr zwei habt ein Date? Ein echtes?«
    »Ja, das haben wir. Inklusive Abendessen und allem Drum und Dran.« Ich drückte Ben ein letztes Mal die Hand und stand auf. Er musste sich ausruhen und seine vielen schrecklichen Wunden heilen, aber es würde ihm kaum helfen, wenn ich hier herumsaß. »Aber jetzt müssen wir warten, bis es ihm besser geht.«
    »Morgen Abend bin ich wieder fit«, versprach er und lächelte matt.
    »Wer’s glaubt, wird selig.«
    »Doch, ganz bestimmt. Tatsächlich sollte ich schon heute Abend wieder auf den Beinen sein.«
    Ich setzte eine vielsagende Miene auf, um ihn wissen zu lassen, dass ich das für ein wenig optimistisch hielt, dann empfahl ich ihm, etwas zu schlafen, und verließ Imogens Schlafzimmer.
    »Ach, Francesca …« Sie kam mir nach und schloss sorgfältig die Tür hinter sich. Ich konnte ihre Verwunderung an ihrer gefurchten Stirn ablesen. »Wegen dieses Dates …«
    »Was ist damit?«
    »Es ist nur so … du hattest noch nie eins, richtig? Ich glaube mich zu erinnern, dass du das mal erwähnt hast.«
    »Das stimmt, aber es ist ja nicht so, als müsste ich mich zuvor einem Test unterziehen oder so.«
    Ihr Gesicht spiegelte mein Lächeln wider. »Nein, das nicht, aber ich dachte, du könntest vielleicht einen kleinen Rat gebrauchen.«
    »Immer doch«, antwortete ich und setzte mich an den halbkreisförmigen Tisch. »Ich wäre entzückt

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