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Geisterblumen

Geisterblumen

Titel: Geisterblumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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den Fotos im
Arizona
-Magazin sehen.«
    »Ich möchte die Steine lieber in deinen Ohren sehen. Ich habe immerhin genug dafür bezahlt. Ich möchte sicher gehen, dass du sie nicht gegen Strass getauscht hast.«
    »Mutter, es gibt keinen Strass mehr«, warf Tante Claire ein. »Das heißt jetzt Zirkonia.«
    »Kein Wunder, dass du so etwas weißt«, fauchte Althea. »Und woraus sind diese künstlichen Perlen?«
    Tante Claire berührte die Kette, die sie um den Hals trug. »Die sind echt, Mutter, wie am Tag, an dem du sie mir geschenkt hast.« Ihre Augen ruhten auf mir. »Doch da dir so viel an Echtheit gelegen ist – wie kannst du dir sicher sein, dass diese junge Frau wirklich Aurora ist?«
    »Weil ich sage, dass sie es ist; und nun Schluss mit den Fragen«, erwiderte Althea und lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Ich begann gerade, das Interesse an der wiederaufgenommenen Aurora-Wiedereinführungs-Maschinerie zu verlieren, als Mrs March hereinkam und Althea etwas ins Ohr flüsterte. Deren helle Augen wanderten daraufhin zu mir, und sie lächelte. Das Lächeln war nicht leicht zu deuten. Sie erhob sich. »Ich habe Besuch. Ihr findet ja selbst hinaus.«
    Bridger, der den Hals gereckt hatte, um den Neuankömmling durch die offene Tür zu erspähen, sagte: »Mutter, wieso ist Chester Mac hier?«
    »Weshalb bittet man seinen Rechtsanwalt zu sich? Um ein neues Testament aufzusetzen.« Nun blickte sie definitiv belustigt. »Nach Auroras Rückkehr müssen sich einige Dinge ändern. Ich bin mir sicher, dass ihr euch keine Sorgen machen müsst. Jeder wird nach seinem Verdienst behandelt.« Sie stieß ein Gelächter aus, das wie das Rascheln und Knistern von trocknendem Laub klang. »Ich erwarte euch alle morgen Abend zum Essen im Country Club.«
    Dann schaute sie mich direkt an. In ihrem Lächeln kämpften Heiterkeit und Bosheit miteinander, und ich fragte mich, ob Althea mich deshalb so bereitwillig aufgenommen hatte, um mich als Druckmittel gegen die anderen einzusetzen. Vielleicht war es aber auch ihre Form der Vergeltung an einer Enkelin, die sich ihr entzogen hatte. Egal wie, ihr Vorgehen wirkte absichtlich kalt und grausam.
    Die Luft im Raum wurde stickig, beinahe schwül, als hätte man uns in ein Treibhaus gesperrt. Onkel Thom tauchte so plötzlich neben mir auf, dass ich zusammenzuckte. »Wir sollten fahren. Unser Termin bei der Polizei ist in einer halben Stunde.«
    Ich verabschiedete mich von allen, und wir waren schon an der Tür, als Tante Claire rief: »Ach so, Ro. Du weißt ja, dass deine Großmutter alle Pferde verkauft hat, aber Thom und ich haben einen wunderbaren neuen Dreijährigen. Ein bisschen temperamentvoll. Du kannst jederzeit rüberkommen und ihn reiten.«
    Ich wusste natürlich, dass das ein Test war. »Aurora hat ein Händchen für wilde Lebewesen«, hatte Bridgette gesagt. »Vielleicht, weil sie selbst so wild war.«
    »Sie war also eine Pferdeflüsterin?«, hatte ich gefragt. Vielleicht hatte es etwas ungläubig geklungen, und Bridgette hatte mit großer Leidenschaft reagiert.
    »Das ist kein Scherz. Aurora hatte … eine besondere Gabe. Sie zähmte wilde
Lebewesen nicht, sie beruhigte sie. Sie konnte ihre Energie zügeln. Vor allem bei Pferden. Sie konnte Dinge, die sonst niemand konnte. Und sie liebte sie. Sie würde
niemals
Nein sagen, wenn sie die Gelegenheit hätte zu reiten.«
    Tante Claire bot mir ihren Dreijährigen an, um mich herauszufordern. Ich sollte beweisen, dass ich Aurora war, indem ich ein schwieriges Pferd ritt.
    Was ich natürlich nicht konnte. Ich konnte aber auch nicht ablehnen, ohne mich verdächtig zu machen. Nach allem, was Bain und Bridgette erzählt hatten, hätte Aurora sich von einer verletzten Hand nicht bremsen lassen.
    Ich spürte Bridgette und Bain mehr, als dass ich sie sah, wich ihrem Blick absichtlich aus
und bedachte Tante Claire mit einem kleinen, traurigen Lächeln. »Vielen Dank, aber ich … ich fühle mich nicht mehr
wohl
auf Pferden.« Diese Technik hatte ich früher schon erfolgreich angewandt, hatte bei einer Antwort lange genug gezögert, um anzudeuten, dass mir etwas wirklich Schreckliches zugestoßen sei. Meist fragte niemand nach den Einzelheiten. Vielleicht würde es sie nicht zufriedenstellen, doch es könnte die Zweifel an meiner Identität fürs Erste beschwichtigen.
    Es funktionierte tatsächlich. Tante Claire riss die Augen so weit auf, wie das Botox es erlaubte, und legte die Hand an die Kehle. »Ich verstehe. Du brauchst nicht mehr zu

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