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Geisterblumen

Geisterblumen

Titel: Geisterblumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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nicht der Rede wert] –, doch im wirklichen Leben war sie viel hübscher. Jordan war schön wie ein Model und ging völlig ungezwungen damit um. Sie trug einen engen, karamellfarbenen Rock und einen ärmellosen Pullover und war von allen im Raum bei weitem am elegantesten gekleidet. Sie hatte eine abgenutzte Ledermappe bei sich. Als sie zu Althea hinüberging, schaute sie flüchtig in die Ecke, in der Bain mit seiner Schwester stand, und ich fragte mich, ob die beiden wohl ein Paar waren.
    »Das ist meine Privatsekretärin …«
    Bevor Althea die Vorstellung beenden konnte, unterbrach ich sie.
    »Hi, Jordan, schön, dich wiederzusehen.«
    Ich hätte schwören können, dass Tante Claire sich ruckartig aufrichtete.
    Jordan sagte: »Dich auch, Aurora.« Sie lächelte, doch ich meinte, einen flüchtigen Moment lang etwas tief in ihren Augen zu lesen. Etwas, das nicht von Freude zeugte. Dann war es verschwunden, und ich war mir nicht sicher, ob es überhaupt da gewesen war.
    Althea räusperte sich. »Nun, wie ich schon sagte, Jordan ist meine Sekretärin, und alle Planungen laufen über sie.«
    »Planungen?«, fragte ich.
    »Wir haben das Programm für deine Rückkehr in die Gesellschaft zusammengestellt«, erklärte Jordan und schlug die Mappe auf. Anscheinend stand das Programm schon fest und sollte am nächsten Abend, dem Sonntag, mit dem Mitgliederdinner im Country Club beginnen, das wir als Familie aufsuchen würden. Am Montag würde es mit dem Tennisturnier fortgesetzt – alle bedauerten, dass ich wegen meiner Hand nicht teilnehmen konnte; ein gemischtes Doppel mit Bain wäre ideal gewesen –, gefolgt vom Ball des Country Clubs, mit dem die Sommersaison eingeläutet wurde. Am Mittwochmorgen würden wir den offiziellen Teil mit Interviews beginnen, bei denen ich mich darüber ausschweigen würde, wo ich gewesen war, und nur erklären sollte, wie glücklich ich über meine Heimkehr sei. Bis dahin würde es »spontane und diskrete örtliche Auftritte« meinerseits geben.
    Mir war, als würde ich die ganze Sache nur als Zuschauerin betrachten, als redeten diese Leute über jemand anderen. Außerdem schien es ohnehin egal zu sein, ob ich dabei war oder nicht. Niemand fragte mich nach meiner Meinung. Anscheinend fuhr das Schiff namens Aurora Silverton aus eigener Kraft, und ich musste einfach nur dasitzen und mich mitziehen lassen wie ein kleines Beiboot.
    »Mutter, da muss ich dir leider widersprechen«, sagte Bridger nun. »Sollte die Familie sie nicht zunächst gründlich überprüfen, bevor wir an die Presse gehen? Wenn wir uns zwei oder drei Monate Zeit nehmen wie bei dem Mädchen in Utah, das …«
    »Bridger, wie oft habe ich dir gesagt, dass du Wörter bitte präzise benutzen sollst. Du
musst
mir nicht widersprechen. Du möchtest mir gern widersprechen. Nein. Hier geht es um deinen Wahlkampf, nicht um deine Nichte«, warf Althea ihm vor. Was ich zutreffend, aber auch ein bisschen ungerecht fand, da auch sonst niemand im Raum an meinem Wohlergehen interessiert schien.
    »Was meinst du mit ›diskreten örtlichen Auftritten‹?«, erkundigte ich mich.
    Jordan nickte, als wäre ich eine neue und etwas zurückgebliebene Schülerin, der sie Mut zusprechen wollte. »Nun, heute Morgen hast du beispielsweise einen Termin auf der Polizeiwache, um einige Fragen zu beantworten. Wir haben auch versucht, die Familie von Elizabeth Lawson zu kontaktieren, damit sie für einen gemeinsamen Auftritt aus Tempe herkommen …«
    »Viel Glück«, warf Bridger ein. »Ich habe versucht, den Vater für die Einweihung des neuen Kinderzentrums zu gewinnen, das wir nach Elizabeth Lawson benannt haben, aber er hat abgelehnt. Er sagte, er werde seine Tochter auf seine eigene Weise ehren. Schmieriger Bastard.«
    Margie tätschelte ihm mit einer perfekt manikürten Hand das Bein. »Am Dienstag findet der Teen-Day auf der Tucson-Days-Fair statt«, sagte sie enthusiastisch. Ihr roter Pullover spannte über dem Dekolleté, als sie sich aufsetzte. »Es wäre nur natürlich, wenn Ro hinginge, und da Gina Gold das Festival organisiert, dürfte es eine Menge Presse geben.«
    Ich erkannte, was Bridgette mit auf geschickte Weise hinterhältig gemeint hat.
    Althea verzog das Gesicht. »Wo sind die Diamantstecker, die ich dir gekauft habe?«, fragte sie.
    Ich fand die Frage unlogisch, doch außer mir schien niemand überrascht zu sein. »Die habe ich gestern Abend bei der Museumsparty getragen«, erwiderte sie. »Du wirst sie nächsten Monat auf

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