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Geisterblumen

Geisterblumen

Titel: Geisterblumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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merkte, dass ich eine gute Wahl getroffen hatte, denn er presste die Lippen aufeinander und schloss die Finger um das Mahagoniholz-Lenkrad. Die Atmosphäre im Auto veränderte sich ein wenig, so wie wenn jemand peinlich berührt ist, weil er gerülpst hat. »Tut mir leid«, sagte er.
    »Ich komme klar.«
    »Ich hatte nicht das Recht …«
    »Nein, das hattest du nicht.« Fragen nach meiner Kindheit würde es nicht mehr geben, da war ich mir sicher.
    Die Scheibenwischer malten überlappende Halbkreise aus Regentropfen auf die Scheibe. Es sah aus, als würde eine Flamencotänzerin ihre Fächer öffnen und schließen. Blitze zuckten wie schimmernde, silberne Adern über den Himmel, und in der Ferne grollte der Donner.
    Ich wählte meine Frage sorgfältig aus. Bei Fremden muss man vorsichtig sein; Fragen können ebenso viel enthüllen wie Antworten. »Die Leute sagen, in der Wüste würde es nie regnen.«
    »Du bist nicht von hier«, sagte er fast zu sich selbst, als legte er diese Notiz zu den Akten. »Hast du noch nie ein Gewitter in der Wüste erlebt?« Er schaute zu mir hinüber, ob ich auch zuhörte. »Die können einen ziemlich überraschen. Sie sind wild und völlig hemmungslos und hören ganz plötzlich wieder auf. Ro… Aurora hat Gewitter geliebt. Sie lief nach draußen und blieb stehen, bis sie klatschnass und das Gewitter vorbei war.«
    »Wer?«
    »Meine Cousine. Die, der du so ähnlich siehst. Ich habe mich manchmal gefragt, ob es daran lag, dass sie selbst wie ein Sturm war. Klingt vermutlich total blöd.« Der letzte Satz schien eher an ihn selbst gerichtet zu sein.
    »Du hast gesagt ›war‹. Was ist mit ihr passiert?«
    Er presste wieder die Lippen aufeinander. »Darüber reden wir, wenn Bridgette dabei ist.« Er runzelte die Stirn. »Warum hast du nicht gefragt, wohin wir fahren?«
    Ich schaute aus dem Fenster, beobachtete ihn aber aus dem Augenwinkel. »Es ist mir egal. Ich verschwende keine Zeit mit redundanten Fragen.«
    »Redundant. Schickes Wort. Wo hast du das denn aufgeschnappt?«
    »Ich habe einen Büchereiausweis.«
    Im Vorbeifahren schien eine Werbetafel für das Highway Motel –
Nächste Ausfahrt. Das Beste seiner Klasse!
– Bains Aufmerksamkeit zu erregen, und ich spürte, wie sein Blick anschließend einen Moment lang auf mir ruhte. Ich tat, als würde ich es nicht bemerken, und schaute zu, wie ein Diner, eine Tankstelle und eine Waschanlage an mir vorbeizogen.
    Bain rutschte auf dem Sitz herum. »Bist du immer so ruhig, wenn du mit einem fremden Mann im Auto fährst?«
    Wir kamen an der Ausfahrt des Motels vorbei. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass deine Schwester und du nichts von mir wollt, das ich nicht schon früher getan habe.«
    Um seine Mundwinkel bildeten sich Grübchen, und es entstand ein kleines, erfreutes Lächeln. »Oh, du wärst überrascht.«
    Plötzlich fiel mir ein, dass er gesagt hatte, ich sähe jemandem ähnlich, und ein Anflug von Angst schnürte mir die Kehle zu. Aber ich war entschlossen, sie nicht zu zeigen.
    Am Schild
Phoenix nächste 5  Ausfahrten
fuhren wir vom Highway ab und bogen auf mehreren kleineren Straßen, bei denen es keinen Standstreifen gibt und neben dem Asphalt direkt das Kiesbett kommt. Straßen, an denen Serienmörder gern ihre Opfer begraben, weil sie gut zugänglich, aber nicht stark frequentiert sind und man dort keine Reifenspuren hinterlässt.
    Der Regen war zu einem nebligen Nieseln geworden. Die silberblauen Scheinwerfer des Porsche ließen den nassen Asphalt glänzen.
    Es war wenig Verkehr, und wir wetteten um einen Dollar, wie viele Autos uns zwischen den Meilenmarkierungen entgegenkommen würden. Ich gewann beim ersten und zweiten Abschnitt (jeweils drei Autos); er gewann den dritten (sechs Autos). Beim vierten stand es noch unentschieden, als er plötzlich, ohne abzubremsen, auf den mit Kies bedeckten Parkplatz eines mittelgroßen Gemischtwarenladens bog, dass die grauen Steinchen nur so zu allen Seiten spritzten. Er hielt vor der Tür und sagte: »Warte hier.« Er stieg aus und ließ einen Stoß kalter Luft herein, bevor ich widersprechen konnte. Durch die Windschutzscheibe sah ich, wie er dem Mann hinter der Theke die Hand gab, kurz mit ihm sprach, einen Zahnstocher nahm und wieder herauskam.
    Er hatte den Zahnstocher im Mundwinkel stecken und drehte ihn herum, als er wieder ins Auto stieg. »Bridgette hat schon eingekauft und wartet in der Hütte auf uns.« Er legte den Arm über meine Rückenlehne, als er rückwärts aus der

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