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Geisterblumen

Geisterblumen

Titel: Geisterblumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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»Was?«
    »Lasst uns hochgehen. Du kannst ebenso gut zum Essen bleiben. Ich habe
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gemacht«, sagte sie mit einem herausfordernden Unterton zu mir.
    Obwohl ich keine Ahnung hatte, was das war, verspürte ich plötzlich schrecklichen Hunger. Ich hatte weder gefrühstückt noch Mittag gegessen und am Vorabend nur einen alten Scone zu mir genommen. »Mein Lieblingsgericht«, sagte ich wie selbstverständlich.
    Ihre Augen wurden wieder schmal, doch sie wandte sich um und führte mich die Treppe hinauf. Im ersten Stock befand sich ein großzügiger Raum, der von zwei Seiten völlig verglast war. Es gab eine sehr schicke Küche mit einer Kochinsel, die von sechs hohen Hockern mit Rückenlehnen umgeben war. Gegenüber vom Kamin waren ein gewaltiges, straff gepolstertes Sofa mit passenden Sesseln um ein großes Schaffell angeordnet. Die Möbel waren alle weiß oder cremefarben und wirkten modern, aber bequem. An der Kochinsel waren drei Plätze mit Tellern, Servietten, Gläsern und Besteck gedeckt, das wie echtes Silber aussah. Aus dem Backofen drang ein köstlicher Geruch. Eine Putzfrau würde allein für den Küchenbereich anderthalb Stunden brauchen.
    Am meisten lockte mich aber das Klavier. Ein Flügel aus einem seltenen, dunklen Holz, der in einer Ecke neben der Balkontür wie ein Signalfeuer glänzte. Ein wunderschönes Instrument.
    Bridgette schob Bain durch eine der Türen auf den Balkon, der an der gesamten Länge des Hauses entlanglief. Zu mir sagte sie: »Bedien dich, nimm, was immer du willst. Ich brauche nur eine Sekunde.« Dann schloss sie die Tür hinter sich.
    Ich nahm eine Flasche Perrier aus dem Kühlschrank und ging zu dem Flügel, von dem aus ich die beiden gut beobachten konnte. Darauf waren Fotos in passenden Rahmen aus gehämmertem Silber angeordnet, in Reih und Glied wie die Offiziere einer Gedächtnisarmee.
    Ich nahm das größte in die Hand, eine lächelnde Gruppe von Leuten neben einem Tennisplatz. Im Gegensatz zu den anderen war es von einem dunklen Passepartout umgeben, als hätte man es beschnitten, und es war nicht ganz mittig. Eine Frau mit auffälligem, silbernem Haar saß vorn in der linken Ecke, hinter ihr lehnte ein athletisch aussehender Mann in gelbem Polohemd und Karoshorts an einem Balkongeländer. Die Ähnlichkeit war so groß, dass ich auf den Vater von Bain und Bridgette tippte. Der Mann lächelte, schaute aber nicht in die Kamera. Er blickte nach links, aus dem Foto hinaus. Auf der anderen Seite neben der alten Frau standen Bain und Bridgette in Tenniskleidung, sie sahen etwas jünger aus als jetzt.
    Alle Einzelheiten, von der schimmernden, doppelreihigen Perlenkette der alten Frau über ihren Tennisdress bis hin zu Bridgettes makellosen Tennisschuhen und der hellen Linie an Bains Handgelenk, wo er gewöhnlich seine Uhr trug, knapp neben dem roten Griff des Tennisschlägers, ließen das Bild wie den Inbegriff von Reichtum und Schönheit aussehen. Alle lächelten und wirkten wie eine vollkommen glückliche Familie, der es an nichts fehlte. Und doch hatte das Bild etwas sorgsam Geplantes, das es düster wirken ließ. Weshalb schaute der Mann so demonstrativ aus dem Rahmen hinaus?
    Plötzlich war mir kalt. Mein Blick wanderte von dem Foto zu den echten Menschen draußen auf dem Balkon. Bridgette und Bain gingen auf und ab, und ich konnte nur Bruchstücke ihres Gesprächs verstehen. Zuerst gingen sie ruckartig, ein paar Schritte vor, blieben stehen, um zu streiten, dann gingen sie weiter. Bain wirkte wütend und stieß Bridgettes Hand weg, doch dann änderte sich seine Haltung, er ging aufrechter. Ich hörte Wörter wie »uns zum Narren halten« und »Druckmittel«, bevor sie sich wieder so weit entfernten, dass ich nichts mehr verstehen konnte. Bridgette hatte offenbar das Sagen. Beide gingen wie im perfekten Einklang auf und ab, die Köpfe gesenkt, er nickte. Einmal hörte ich noch etwas von »ist ehrlich«. Sie zu beobachten war, als schaute man zwei Raubfischen in einem Aquarium zu, die langsame Kreise durch das Wasser zogen.
    »Was, wenn sie nicht wissen, dass sie in einem Aquarium sind?«, hörte ich Nina im Geiste fragen. Ich stellte mir vor, wie sie auf der Waschmaschine gesessen und sich so weit vorgebeugt hatte, dass sie durch die Tür der Waschküche in die Küche und zu dem riesigen Aquarium sehen hatte können, das vor dem Esstisch in der Wohnung der Dockwoods gestanden hatte.
    Ich hatte für eine Reinigungsfirma gearbeitet. Keine

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