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Geisterblumen

Geisterblumen

Titel: Geisterblumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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einmal verloren. Ich möchte dich nicht noch einmal verlieren.«
    Einen Moment lang hüllte ich mich in seine Augen, seine Größe, seine Worte ein. Dann erst wurde mir klar, dass er ja gar nicht mit mir sprach, und das schlechte Gewissen traf mich wie ein Stich. Diese Gefühle galten nicht mir; ich war nicht diejenige, die er wundervoll fand. War es fair, ihn in dem Glauben zu lassen?
    Vor allem, da ich, als ich bei dem Kuss die Augen geschlossen hatte, auch an jemand anderen gedacht hatte.
    »Dein Herz rast«, sagte er.
    »Ja. Es … ich bin schon lange nicht mehr geküsst worden.« Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Detective Ainslie näher kam. Vermutlich war N. Martinez auch nicht weit.
    Ich löste mich aus Grants Armen. »Ich glaube, da kommt meine Mitfahrgelegenheit.« Ich nickte zu der Polizistin hinüber.
    »Ja, ich sollte wohl auch zurück zum Boss gehen.« Er hielt den Blick weiter auf mich gerichtet. »Ich rufe dich nachher an.«
    »Das wäre super.«
    Er salutierte knapp und marschierte davon, während ich mich umdrehte und N. Martinez gegenüberstand.
    Er öffnete mir wortlos die Wagentür. Es kam mir vor, als wäre ich ihm eine Erklärung schuldig, wofür, wusste ich jedoch nicht. Mein Gott, der Kerl war wirklich anstrengend.
    »Vielen Dank.« Ich stieg ein.
    »Da wir nicht ohne deinen Anwalt mit dir sprechen sollen, wäre es besser, wenn du nichts sagst.«
    »Klar, natürlich. Ich meine nur …«
    Er schaute mich neugierig an, als fragte er sich, wie man eine so einfache Regel nicht verstehen konnte. Ich biss die Zähne zusammen, nickte und schloss die Autotür.
     
    Als wir in Silverton House ankamen, hatte sich die gesamte Familie im Speisezimmer versammelt. Onkel Thom wartete an einem Ende des Raums, neben ihm waren drei Stühle frei. Detective Ainslie und ich setzten uns, während N. Martinez sich hinter mich an die Wand stellte, wo ich ihn nicht sehen konnte.
    Es begann mit vernünftigen Fragen. »Was hast du am Three-Lovers-Point gemacht?«
    »Nach der Séance war Coralee davon überzeugt, dass der Geist echt war und wollte herausfinden, ob wir ihn noch einmal herbeirufen können.«
    »Hast du auch geglaubt, dass er echt ist?«
    »Da noch nicht«, erwiderte ich.
    Detective Ainslie legte den Kopf schief. »Und jetzt?«
    Ich sprach, ohne lange zu überlegen und ehrlicher als beabsichtigt. »Ich weiß nicht, was ich denken soll. Ich habe die Nachricht auf dem Schild gesehen. Es war niemand in der Nähe, der sie hätte schreiben können. Und als ich einen Teil weggewischt hatte, kam sie wieder zurück. Als …« Ich schluckte. »Als hätte ein Unsichtbarer sie geschrieben. Wie kann so etwas sein?«
    »Das wird unser Labor natürlich herausfinden, aber es könnte schneller gehen, wenn du uns einfach sagtest, was du getan hast.«
    Ich starrte sie schweigend an und versuchte, einen Sinn in ihren Worten zu erkennen. Zum Glück mischte sich Onkel Thom ein. »Was wollen Sie damit andeuten?«
    »Dass Ihre Nichte die Nachricht selbst geschrieben und danach Coralee Gold dazu ermuntert hat, sie zu vernichten«, erwiderte die Polizistin nüchtern.
    »Aber ich habe sie nicht geschrieben«, widersprach ich und erhob mich halb von meinem
Stuhl. »Wie denn auch? Und
wann
?« Ich merkte, wie Onkel Thom seine Hand auf meine legte und mich zurück auf den Stuhl drückte. »Und ich habe Coralee definitiv nicht dazu ermuntert, irgendwelche Beweismittel zu zerstören.«
    »Auf dem Video sieht man, wie sie dich dazu auffordert und du den Kopf schüttelst.«
    »Ich habe mich nicht geweigert. Ich war eher … verblüfft. Es ging so schnell.« Ich machte eine bittende Handbewegung. »Und ich hätte nie gedacht, dass sie etwas damit zerstören könnte. Als ich den Buchstaben zum ersten Mal weggewischt hatte, kam er zurück.«
    »Als du allein dort warst«, hakte Detective Ainslie nach.
    Ich nickte. »Ja, aber Coralee und Grant und Huck haben es alle gesehen.«
    Sie presste die Lippen aufeinander. »Sie
glauben
, sie hätten es gesehen. Sicher sind sie sich nicht. Sie waren ein Stück entfernt.« Sie warf einen Blick in ihre Notizen. »Wie weit warst du den anderen beim Abstieg voraus?«
    Ich überlegte. »Ich bin mir nicht sicher, weil ich dabei telefoniert habe. Vielleicht zwei Minuten.«
    »Laut den Aufnahmen von Mr Villa warst du ihnen fast fünf Minuten voraus.«
    »Na schön«, meinte ich achselzuckend. »Dann eben fünf Minuten.«
    »Das hätte vollkommen ausgereicht, um auf das Schild zu schreiben.«
    »Kann

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