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Geisterblumen

Geisterblumen

Titel: Geisterblumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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»Habt ihr gesehen, wie eine unsichtbare Hand den Buchstaben geschrieben hat?«
    Grant schüttelte den Kopf. »Wir waren zu weit weg, und es war zu …«
    »Noch einmal. Wir müssen es noch einmal machen«, stammelte sie wie wahnsinnig und schaute mich an. »Mach, dass es noch einmal passiert.«
    »Ich weiß nicht …«
    Sie ließ mich nicht ausreden, sondern wischte das B mit der Hand weg und trat zurück.
    Nichts passierte. Es blieb verschwunden. Dann aber lösten sich alle Buchstaben nacheinander vor unseren Augen auf, als würden sie von jemand Unsichtbarem weggewischt, bis keine Spur mehr von der Nachricht zu sehen war.
    »Sie muss gegangen sein. Sie war hier, und jetzt ist sie weg«, sagte Coralee mit
schriller, verwirrter Stimme. Sie trat vor mich hin und deutete mit dem Finger auf meine Brust. »Sie hat das für
dich
getan.« Sie klang halb vorwurfsvoll, halb ungläubig und eindeutig erregt.
    »Vielleicht hatte sie keine Zeit für etwas anderes«, sagte ich beschwichtigend. »Oder ihre Kräfte sind begrenzt.«
    »Das stimmt«, sagte Coralee mehr zu sich selbst, als an uns gewandt. »Das muss es sein. Vor allem aber haben wir jetzt einen Beweis. Einen Beweis dafür, dass dieser Geist existiert.« Sie hielt inne. »Wir haben es geschafft. Wir haben den Beweis.«
    Plötzlich näherten sich Polizeisirenen, und sie strahlte noch mehr. »Jetzt kommt der Teil, in dem die Behörden die Sache herunterspielen wollen. Grant, sieh zu, dass du jedes Wort aufnimmst.«
    »Ich gehe«, sagte ich.
    »OhmeinGottogott«, sagte Coralee und war wieder ganz die Alte. »Du kannst nicht einfach gehen. Du bist die Kronzeugin. Du hast es als Erste gesehen.«
    Sie hatte recht – ich kam nicht darum herum. Immerhin würde die Polizei Aurora nach dieser Warnung wohl nicht mehr des Mordes an Liza verdächtigen.
    Dachte ich jedenfalls.
    Detective Ainslie und N. Martinez waren zuerst zur Stelle. Sie befragten Grant, Coralee und Huck, mich hingegen nicht. »Ich werde Aurora zu Hause befragen, wenn ihr Anwalt und die übrigen Silvertons zugegen sind«, erklärte Detective Ainslie. N. Martinez warf ihr einen Blick zu, der erahnen ließ, dass es um mehr als eine simple Aussage ging.
    Ich stand neben dem weinroten Ford und beobachtete die Leute von der Spurensicherung, die sich an dem Schild und in der unmittelbaren Umgebung zu schaffen machten. Ich wusste, dass es heiß war, weil alle kurze Ärmel trugen, doch mir selbst war eiskalt. Ich ließ das Geschehene wieder und wieder vor meinem inneren Auge ablaufen. Zuerst schrieb sich der Buchstabe »R« von selbst, dann verschwanden alle Buchstaben, ohne eine Spur zu hinterlassen.
    Gib acht, Roro.
Worauf
?, fragte ich mich.
Auf wen?
    Ich beobachtete, wie Detective Ainslie mit Huck sprach, während N. Martinez Coralee befragte. Ich überlegte, ob er sie wohl hübsch fand, ob sie sein Typ wäre. Sie drängte Grant wiederholt, er solle filmen, während N. Martinez ihn anwies, die Kamera auszuschalten. Allerdings schien er eher belustigt als verärgert zu sein, und als er einmal ein unfreiwilliges Lachen unterdrückte, überkam mich ungeheure Eifersucht.
    Du Idiot
, sagte ich mir.
    Ich beobachtete gerade, wie Coralee ihm den Finger aufs Knie legte, als Grant zu mir herüberkam. »Wie schön, dass sich manche Dinge nicht ändern.«
    »Was meinst du?«
    »Mit dir war es nie langweilig, und das ist es auch jetzt nicht. Wenn auch zum ersten Mal mit einem Geist.«
    »Ich lasse Dinge gerne …«
    Bevor ich zu Ende sprechen konnte, tat er etwas ganz Erstaunliches. Er griff nach mir und zog mich an sich, und dann spürte ich seinen weichen, süßen, warmen Mund auf meinem.
    Ich seufzte.
    Er legte die Hand um meinen Hinterkopf und zog ihn heran, küsste meine Mundwinkel und schob sanft die Zunge zwischen meine Lippen. Unsere Zungenspitzen fanden einander, und als er seinen Mund fester auf meinen drückte, knabberte ich vorsichtig an seiner Unterlippe.
    Er stieß ein leises, kehliges Stöhnen aus, bei dem mich ein Schauer überlief, und drückte mich an seine Brust, so dass sein Kinn auf meinem Kopf ruhte. »Mann, das hätte ich heute Nacht schon tun sollen.«
    Ich legte die Wange an seine feste, runde Schulter. »Ich dachte, du wolltest nicht. Weil du mich für …«
    »Weil ich dich für wundervoll halte«, sagte er und berührte mein Ohr mit den Lippen. »Das war schon immer so. Aber ich war immer zu schüchtern.« Er wich kaum merklich zurück, damit er mir in die Augen sehen konnte. »Ich habe dich

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