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Geisterfjord. Island-Thriller

Geisterfjord. Island-Thriller

Titel: Geisterfjord. Island-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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gewesen, einzugreifen und ihn zu retten.«
    »Ich weiß es nicht.« Freyr hatte sich anfangs genauso aufgeregt wie Dagný, war aber inzwischen nur noch traurig über das schreckliche Schicksal des Jungen. Auf dem Tisch lag die Kopie des Klassenfotos, das er aus der Schublade genommen hatte und immer wieder anschauen musste. Seit er von dem tragischen Schicksal des Jungen wusste, wirkte seine Position neben der Gruppe noch auffälliger. Kinder konnten so enttäuscht und eingeschüchtert sein, wenn sie von ihren Eltern, die sie eigentlich am meisten lieben sollten, abgelehnt wurden, und hatten kaum eine Chance, wenn nicht jemand eingriff. Was in diesem Fall offenbar nicht früh genug passiert war. »Das waren damals ganz andere Zeiten, es gab keinen gut organisierten Kinderschutz. Wahrscheinlich wurden Maßnahmen eingeleitet, die aber nicht sofort gegriffen haben. Gut möglich, dass sich die hiesigen Behörden mit dem Jugendamt in Reykjavík in Verbindung setzen mussten, und die Kommunikation lief damals einfach viel langsamer als heute.«
    »Das ist keine Entschuldigung.« Dagný kniff die Lippen zusammen. »Die Schulkrankenschwester schreibt, der Junge hätte darauf bestanden, dass es ein Unfall war, aber sie schließt das aus. Ihre Einschätzung stimmt doch, oder?«
    »Ja, ein Unfall ist ausgeschlossen«, sagte Freyr und zog den Bericht zu sich. »Die Verletzungen sind von Messerschnitten und Brandwunden von Zigaretten. Das hätte er sich nicht selbst zufügen können.« Er reichte Dagný die Blätter und zeigte ihr die entsprechende Stelle. »Die Frau hatte ihn fast so weit, dass er zugegeben hätte, dass es sein Vater war. Sie war ziemlich geschickt, hat ihn aus der Reserve gelockt und dazu gebracht, sich zu öffnen, wenn auch nicht komplett. Die wenigsten können einen so guten Kontakt zu Kindern aufbauen, die Opfer von Gewalt geworden sind. Nur traurig, dass ihre Hartnäckigkeit nichts gebracht hat.«
    »Sind da noch mehr Berichte über Bernódus?« Dagný zeigte auf die Papierstapel, die Freyr nach Wichtigkeit sortiert hatte.
    »Nein, ich habe mir auch Unterlagen über andere beteiligte Personen besorgt und einiges rausgefunden. Schon komisch, dass niemand eine Verbindung hergestellt hat, aber das liegt wahrscheinlich an dem langen Zeitraum.« Er nahm den niedrigsten Stapel. »Eben habe ich eine Mail von dem Arzt bekommen, der Halla obduziert hat. Ich hatte ihn gebeten zu überprüfen, ob die beiden anderen Klassenkameraden, Jón und Védís, auch Narben in Form von Kreuzen auf dem Rücken hatten. Als Rechtsmediziner kommt er leichter an solche Unterlagen.«
    »Und?« Dagný schien bereits zu ahnen, was als Nächstes kommen würde.
    Freyr gab ihr einen Ausdruck der E-Mail. »Sie hatten Kreuze auf dem Rücken, und das bedeutet, dass alle fünf Verstorbenen fast genau dieselben Narben hatten wie Halla. Ein großes, in den Rücken geritztes Kreuz. Jón ist allerdings bei einem Brand ums Leben gekommen, so dass die Informationen über ihn nicht vollständig sind, aber bei der Obduktion hat man auf seinem Rücken auch Spuren von Kreuzen gefunden.«
    »Verstehe, aber was bedeutet das eigentlich?« Dagný überflog schnell den Text. »Bernódus’ Vater ist schon lange tot. Er kann das nicht gemacht haben, oder? Hatten die Leute die Narben schon, als sie noch klein waren? Hat der Kerl außer seinem eigenen Sohn noch mehr Kinder misshandelt?«
    »Nein, ich denke nicht. Die Narben sind erst entstanden, als die Opfer schon erwachsen und sogar in reiferem Alter waren. Die Verletzungen, deren Alter man bestimmen konnte, sind alle aus den letzten fünf Jahren. Ich vermute, dass das alles vor drei Jahren angefangen hat. Ausgeschlossen, dass Bernódus’ Vater was damit zu tun hat, der war schon zu lange tot.« Freyr hielt kurz inne. »Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder hat der Vater seinen Sohn gar nicht misshandelt, sondern jemand anders, der länger gelebt hat, oder jemand hat das Ganze nachgemacht, aber ich habe keine Ahnung zu welchem Zweck. Ich weiß wirklich nicht, wie das abgelaufen sein soll, die Narben sind bei allen über einen längeren Zeitraum entstanden.«
    Dagný war skeptisch. »Aber wie soll jemand im ganzen Land Leuten Schnittwunden zugefügt haben, ohne jemals angeklagt zu werden? Sie haben ja nicht alle am selben Ort gelebt. Und wie soll er das gemacht haben? Du hast gesagt, sie waren alle erwachsen, da hätten sich zumindest die Männer wehren können. Ich finde das alles höchst merkwürdig.«
    Das

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