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Geisterfjord. Island-Thriller

Geisterfjord. Island-Thriller

Titel: Geisterfjord. Island-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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Hang hinaufgerannt, aber dann entspannte sie sich wieder.
    Wie albern von ihr. Das war ein uraltes Haus. Ein paar Geräusche waren ganz normal, das Holz weitete sich in der wärmenden Sonne aus. Diese erdrückende Stille war nur so ungewohnt für sie. Als jemand sie fest an den Schultern packte, stieß sie einen Schrei aus.
    »Buh!«
    »Du Idiot!« Katrín schob Garðars Hände weg und stapfte vor Wut mit dem Fuß auf. »Ich hätte einen Herzinfarkt kriegen können.« Sie hatte es noch nie leiden können, erschreckt zu werden, schon als Kind nicht. »Ich kann das nicht ausstehen!«
    Garðar zog irritiert die Hände zurück. »Sorry, ich wusste ja nicht, dass du dich so erschreckst.«
    »Du hast mir furchtbare Angst eingejagt«, sagte sie und lächelte entschuldigend. »Du bist kein Idiot, das ist mir nur so rausgerutscht.« Garðar sah aus wie ein gekränktes Kind, und Katrín spürte einen Stich im Herz, als sie daran dachte, wie empfindlich er nach der langen Arbeitslosigkeit war. »Ich war gerade aufgestanden und wollte den Hang nach euch absuchen. Ich hab überhaupt nicht damit gerechnet, dass du hinter mir stehst.« Wahrscheinlich hatte Garðar das Knarren verursacht, als er durchs Haus gegangen war. Sie hatten schon gemerkt, dass viele Holzdielen lose oder verzogen waren und jedes Mal, wenn man drauftrat, Geräusche von sich gaben. »Aber ich bin total froh, dass du da bist. Wo ist Líf?«
    Garðar schien zu überlegen, ob er nachtragend sein oder die Sache auf sich beruhen lassen sollte, und fand dann seine gute Laune wieder. Lächelnd strich er ihr übers Haar, und der gute, alte Garðar kam wieder zum Vorschein: Garðar, der schnell Karriere in einem der größten Investmentunternehmen Islands gemacht hatte, Garðar, mit dem das Leben es gut gemeint hatte, Garðar, in den sie sich verliebt hatte. »Sie ist reingegangen und wollte uns was zu essen machen«, sagte er und gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Ich wollte dich eigentlich nicht von hinten überraschen, aber mir war nicht klar, wie schnell du bist.«
    »Was?« Katrín verstand nicht, worauf er hinauswollte. »Ich bin eine Schnecke, ich kann mich kaum bewegen vor Muskelkater.«
    »Dann war es wohl eine Schnecke. Wir haben dich eben vorm Haus gesehen, aber als ich da war, bist du so schnell weggerannt, dass ich schon dachte, es brennt.« Garðar küsste sie auf die andere kalte Wange. »Ich bin dir nachgegangen und hab dich dann hinter dem Haus stehen sehen. Was war denn eigentlich los?«
    Katrín runzelte die Stirn. »Ich war nicht vorm Haus. Ich hab die Wand zu Ende gestrichen, dann auf der Terrasse ein bisschen frische Luft geschnappt und mich nach euch umgeschaut. Habt ihr euch vielleicht verguckt?«
    Garðar zuckte mit den Achseln und wirkte genauso überrascht über Katríns Erklärung wie sie über seine. »Muss wohl so sein. War denn jemand hier, als wir weg waren? Ein Boot oder so?«
    Katrín schüttelte den Kopf. »Haben wir gestern was verloren, das der Wind weggeweht hat? Ein Kleidungsstück oder eine Decke? Die Sonne steht so tief, dass man kaum was erkennen kann. Das war bestimmt irgendein loser Gegenstand. Oder vielleicht der Fuchs.«
    »Vielleicht.« Garðar trat leicht gegen die Terrasse. »Die muss ich noch reparieren. Wohin man auch schaut, überall Arbeit.«
    »Meine Wand ist jedenfalls fertig«, sagte Katrín breit grinsend. »Bereit für die Gäste, weiß und schön.« Sie war froh, dass er das Thema gewechselt hatte, denn sie wollte nicht weiter darüber nachdenken, was Garðar und Líf gesehen oder nicht gesehen hatten. Die Vorstellung, dass noch jemand in der Nähe war, war absurd und unheimlich. Sie waren einfach nicht an die Stille und die menschenleere Umgebung gewöhnt. »Am besten, ich nehme die nächste Wand in Angriff, solange es noch hell ist.« In dem Moment fiel ihr Garðars ursprüngliches Anliegen wieder ein. »Was hat der Makler denn gesagt? Hast du ihn erreicht?«
    »Er ist nicht rangegangen. Vielleicht sollte ich es besser gegen Feierabend probieren, der ist bestimmt in der Stadt bei Hausbesichtigungen oder anderweitig beschäftigt.« Garðar blickte zum Haus. »Wir schauen einfach in die Kisten, und wenn nur Krempel drin ist, lassen wir sie stehen. Wenn nicht, nehmen wir sie mit zurück. Ich habe keine Lust ständig da raufzugehen und zu versuchen, den Typen zu erreichen. Es ist einfacher, das Zeug einfach runter zum Steg zu tragen, wenn wir abfahren.«
    Katrín stöhnte. »Erinner mich nicht an die

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