Geisterhafte Visionen
wieder einsatzfähig.«
Jähe Freude erfüllte Chakotay. »Das sind ausgezeichnete Neuigkeiten, B’Elanna«, sagte er und hätte die Chefingenieurin am liebsten umarmt. »Was ist mit der zentralen
Deflektorscheibe?«
»Sie gehörte zu den ersten Dingen, die wir reparieren konnten.
Eigentlich war sie nicht besonders schwer beschädigt. Wie dem auch sei: In Hinsicht auf das Triebwerk bin ich noch immer ein wenig besorgt. Das volle Potential haben wir noch nicht wiederhergestellt, und auch die Funktionsstabilität entspricht nicht unbedingt der Norm.«
»Wieviel können Sie uns geben?«
»Vielleicht sechzig Prozent Kapazität. Und ich weiß nicht, für wie lange.«
»Ich kenne eine Möglichkeit, das herauszufinden.«
B’Elanna nickte. »Die Entscheidung liegt bei Ihnen.«
»Ja.« Chakotay wölbte eine Braue. »Vielen Dank, Lieutenant.
Wir beginnen, sobald Sie bereit sind. Ich sorge dafür, daß sich Paris sofort an die Arbeit macht. Gibt es sonst noch etwas?«
Torres sah ihn an, und ihre Hände formten vage Gesten.
»Nein, Sir, ich glaube nicht.«
Chakotay musterte sie skeptisch. »Und ich glaube, da sind Sie nicht ganz ehrlich.« Chakotay schob sich noch etwas näher heran. »Halten Sie es wirklich für verkehrt, daß wir uns gut mit den Drosary verstehen? Machen Sie sich Sorgen um Captain Janeway, Tuvok und Kim? Oder…«
»Es wartet Arbeit auf mich, wenn wir wirklich versuchen wollen, die Umlaufbahnen der Monde zu ändern.«
Chakotay seufzte. »Das ist alles?«
»Ja, Sir.«
»Nun gut. Sie können gehen.«
Die Tür glitt wieder beiseite, als sie sich ihr näherten.
B’Elanna zögerte kurz und blickte in den Kontrollraum. Mila und Tassay leisteten Paris Gesellschaft und plauderten mit ihm.
Jonal stand neben dem Kommandosessel, unterhielt sich mit vier Angehörigen der Brückencrew. Sie lachten über eine Bemerkung des Drosary, und anschließend ging das Gespräch weiter.
Tassay sah auf und setzte sich sofort in Bewegung, als sie Chakotay bemerkte. B’Elanna nahm dies zum Anlaß, sich abrupt umzudrehen und in den Bereitschaftsraum
zurückzukehren. Sie zog an Chakotays Ärmel, forderte ihn damit auf, ihm zu folgen.
»Verstehen Sie denn nicht?« fragte Torres hitzig.
»Was soll ich verstehen?«
»Die Voyager befindet sich in einer kritischen Situation, und auf der Brücke sind drei uns möglicherweise feindlich gesinnte Fremde präsent.«
»Unsere Lage ist recht ungewöhnlich, das stimmt«, räumte Chakotay ein. »Aber den drei Drosary kommt der Status von Diplomaten zu, und deshalb ist ihre Anwesenheit auf der Brücke keineswegs außergewöhnlich. Unter den gegenwärtigen
Umständen…«
» Alle mögen sie. Jonal steht überall im Mittelpunkt. Mila sitzt fast auf Paris’ Schoß, und Tassay kann es gar nicht abwarten, wieder an Ihrer Seite zu sein – meine Güte, wenn sie einen Schwanz hatte, würde sie damit wedeln!«
»Sie kennen sie einfach nicht so gut wie ich!«
»Sie sind ihr doch gerade erst begegnet!«
»Tassay hat mir eine beeindruckende Geschichte erzählt, B’Elanna«, sagte Chakotay und zwang sich zur Geduld. »Eine Geschichte, die nicht nur sie selbst betrifft, sondern ihr ganzes Volk. Die Drosary bringen dem Leben großen Respekt
entgegen. Sie achten ihren Schöpfer und die Geschenke, die sie von ihm erhalten haben. Angeblich gibt es bei den Televek eine ähnliche Philosophie. Viele andere Völker verstehen sie nicht, insbesondere in bezug auf ihre Geschäftspraktiken. Die Televek verkaufen ihre Waren an beide Konfliktparteien, weil sie dadurch vermeiden wollen, daß eine Seite zu große Vorteile erringt. Letztendlich geht es ihnen darum, schreckliche Gemetzel zu verhindern. Natürlich haben sie sich mit der Achtung solcher Prinzipien Feinde gemacht, was wiederum übertriebene Vorsicht bei ihnen bewirkte, aber…«
»Vielleicht werde ich nur zu schnell mißtrauisch«, warf B’Elanna ein. »Wenn jemand Waffen an beide Seiten eines Konflikts verkauft, so denke ich vor allem daran, daß er dadurch doppelten Profit erzielt.«
Chakotay seufzte einmal mehr. »Sie sehen die Sache noch immer nicht aus ihrem Blickwinkel. Ich versuche das
wenigstens.«
»Ich bin keineswegs blind geworden, Commander. Ich
beobachte die Drosary. Ich sehe, wie Sie sprechen und sich verhalten. Ich sehe auch, wie Sie und alle anderen auf die Mittler reagieren, und der Grund dafür ist mir noch immer ein Rätsel. Außerdem spüre ich häufig das Verlangen, die Fremden in Stücke zu
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