Geisterhafte Visionen
darüber nach. Es klang durchaus vernünftig, erst recht dann, wenn man die Dinge aus dem Blickwinkel der Televek sah. Trotzdem gefiel es ihm nicht. Für seinen Geschmack gab es zu viele Wenn und Aber. Andererseits waren die gegenwärtigen Umstände alles andere als vorteilhaft. Hinzu kam, daß die Zeit gegen sie arbeitete.
»Wir versichern Ihnen, daß wir verstehen, wie Sie
empfinden«, sagte Tassay. Ihr Gesicht brachte einmal mehr ehrliche Anteilnahme zum Ausdruck. Durch Ausbildung und Erfahrung hatte Chakotay gelernt, nie jemandem
uneingeschränktes Vertrauen zu schenken, nicht einmal der Föderation. Doch bei Tassay ließ er alle Bedenken fallen. Ganz bewußt versuchte er, innerlich auf Distanz zu gehen und eine Barriere aus emotionaler Kühle zu schaffen, zumindest vorübergehend. Es fiel ihm erstaunlich schwer. Bisher hatten die Drosary sein Vertrauen nicht enttäuscht, und umgekehrt verhielt es sich vermutlich ebenso. Doch die Televek waren ein ganz anderes Kapitel, und letztendlich verhandelte er mit ihnen. Das darf ich nicht vergessen, fuhr es ihm durch den Sinn.
»Na schön«, sagte er. »Die Televek haben sicher nichts dagegen, wenn wir jetzt gleich anfangen. Wir sind nicht einmal sicher, ob sich ein solches Unternehmen überhaupt durchführen läßt.«
Die Drosary wandten sich einander zu und sprachen leise miteinander. Kurz darauf drehte Jonal den Kopf. »Wir erheben natürlich keine Einwände, Commander. Bitte gestatten Sie mir, Gantel zu informieren. Ich bin sicher, daß er Ihnen mit ebensoviel Verständnis begegnet wie ich.«
»In Ordnung«, sagte Chakotay und wurde dafür mit drei strahlenden Drosary-Lächeln belohnt. Er stellte fest, daß Paris jetzt erheblich ruhiger wirkte als noch vor einigen Minuten. Er stand ganz dicht vor Mila, und eine seltsame Aura umgab das Paar.
Chakotay räusperte sich laut. »Wer kümmert sich um Ihre Station, Mr. Paris?«
Der Erste Offizier hörte, wie sich die Tür des Turbolifts öffnete. Er drehte sich um und sah, wie B’Elanna mit energischen Schritten auf die Brücke kam. Wie zuvor ging sie direkt zur technischen Station und hielt sich nicht damit auf, die anderen Offiziere zu grüßen. Sie vermied es insbesondere, in Richtung der Drosary zu sehen. Chakotay bemerkte die tiefen Falten in ihrer Stirn.
»Entschuldigung, Sir«, sagte Paris. Er nahm sofort wieder am Navigationspult Platz und überprüfte die Kontrollen. Mila wich ein wenig zurück.
Torres berührte mehrere Schaltflächen und drehte sich dann abrupt zum Commander um. »Möchten Sie einen Bericht von mir?« fragte sie und warf den Drosary dabei einen giftigen Blick zu.
»Natürlich hätte ich gern einen Bericht von Ihnen,
Lieutenant«, erwiderte Chakotay. Offenbar stand sie den drei Mittlern noch immer ablehnend gegenüber, und für diese Einstellung sah er nicht den geringsten Grund. Er nahm sich vor, bei passender Gelegenheit mit der Chefingenieurin darüber zu reden.
»Was ist mit… ihnen, Sir?« fragte B’Elanna, und ihr kurzes Nicken galt den Drosary.
»Wäre es Ihnen lieber, mir im Bereitschaftsraum des Captains Bericht zu erstatten?« fragte Chakotay etwas zu scharf.
»Ja«, antwortete B’Elanna sofort.
»Na schön.« Mit langen Schritten ging der Erste Offizier durch den Kontrollraum. Er holte tief Luft und versuchte, sich zu beruhigen, als vor ihm die Tür des Bereitschaftsraums beiseite glitt. Wenige Sekunden später drehte er sich um und wartete, bis sich das Schott hinter B’Elanna geschlossen hatte.
»Sie brauchen nicht zu befürchten, daß die Drosary unsere Gespräche den Televek übermitteln«, begann Chakotay. »So etwas würden wir nicht zulassen. Bisher sind die Mittler sehr hilfreich gewesen, und wir…«
»Möchten Sie meinen Bericht oder nicht?« unterbrach Torres den Commander. Sie stand kaum einen Meter von ihm entfernt.
Chakotay dachte an ihr klingonisches Temperament, an ihr ständiges Ringen mit jenem Teil ihres Selbst. In B’Elannas Abstammung sah er eine ihrer Stärken, und er hatte sie des öfteren ermutigt, sich als das zu akzeptieren, was sie war.
Allerdings konnten die aggressiven Aspekte ihres Wesens auch außer Kontrolle geraten. Er verstand nicht, warum sie den Drosary mit solcher Feindseligkeit begegnete, selbst nach den Gesprächen in der Kombüse. Andererseits hielt er es für wenig sinnvoll, sie in diesem Zusammenhang ausgerechnet jetzt zur Rede zu stellen. Deshalb beschränkte er sich auf ein wortloses Nicken.
»Das Warptriebwerk ist
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