Geisterhafte Visionen
zurück.
Der Dritte Direktor seufzte, wanderte durch den Raum zurück, blieb an einer kleinen Bar stehen, nahm ein Glas und ließ speziellen Beerensaft aus einem Zapfhahn fließen. Die Mischung bestand aus Komponenten von neun verschiedenen Welten – eine Geschmackskombination, die jedem Gaumen Freude bereitete. Gantel trank alles und genoß das herrliche Aroma. Er befreite sich allmählich von der düsteren Stimmung, verbannte sie aus seiner inneren Welt und fühlte sich dadurch besser.
Auf seinem Weg war er mehrmals dem Mißerfolg begegnet; damit mußte man rechnen, wenn man häufig Risiken einging.
Aber er hatte es immer wieder geschafft, sich rasch von den Rückschlägen zu erholen, meistens dadurch, indem er den größten Teil der Schuld jemand anders gab. Selbst die kleinsten Chancen nutzte er, verstand es, gestärkt aus Katastrophen hervorzugehen. Es gelang ihm, auch die argwöhnischsten Widersacher zu täuschen. Zahllose Male verwandelte er Not und Leid anderer in Gelegenheiten, selbst hohen Profit zu erzielen.
Drenar Vier ist keine Ausnahme, dachte er und stellte das Glas beiseite. »Enta sa tnoai«, sagte er in der Alten Sprache. »Laß dir nie ein Geschäft entgehen.«
Er konzentrierte sich wieder auf die gegenwärtige Situation.
Die Schilde des Kreuzers waren repariert worden, und Gantel glaubte, daß sie von den Photonentorpedos des
Föderationsschiffes nicht so einfach durchdrungen werden konnten, zumindest nicht bei der ersten Salve. Und ohne eigene Deflektoren war die Voyager kaum imstande, mehr als nur eine Salve abzufeuern. Dafür würde Triness sorgen.
Jonal und seine beiden Begleiterinnen leisteten gute Arbeit, wenn man die Umstände berücksichtigte. Sie bildeten ein sehr leistungsfähiges Team. Trotzdem gab es ein Problem: Wie alle Televek verabscheute es Gantel, sich auf andere zu verlassen.
Dieses Empfinden ging bis auf prähistorische Zeiten zurück.
Doch die Zivilisation – und auch der Erfolg – erforderte es, daß man Verantwortung delegierte. Ein Direktor konnte nicht alles selbst erledigen; seine Aufgabe bestand vor allem darin zu leiten, Anweisungen zu erteilen.
Die Behauptung, den Bewohnern des Planeten helfen zu wollen, hatte bisher ihren Zweck erfüllt. Das sollte auch weiterhin der Fall sein.
Doch der Plan, die Umlaufbahnen der Monde zu verändern, um die seismischen Aktivitäten zu verringern, konnte zu sehr unangenehmen Komplikationen führen. Andererseits
bezweifelte Gantel, ob die Fremden tatsächlich in der Lage waren, einen echten Unterschied zu bewirken. Immerhin: Ein Befehl von ihm genügte, um das Föderationsschiff zu
vernichten. Er mußte nur dafür sorgen, daß es nicht zu irgendwelchen Verwicklungen kam, daß sich die Risikofaktoren in vertretbaren Grenzen hielten, bis der Rest des Plans…
»Wir haben die Flotte der Ersten Direktorin auf den Schirmen der Fernortung«, sagte Triness. Ihre Stimme klang fast so melodisch wie die Töne einer vanolenischen Windflöte. Darüber hinaus sprach sie sehr willkommene Worte. Gantel freute sich nicht gerade auf die Ankunft der Ersten Direktorin Shaale, aber wenn nicht alles vollkommen schiefging – eine Möglichkeit, über die er nicht nachzudenken wagte –, so würde die kommende Woche große Genugtuung für ihn bringen.
Gantel genehmigte sich ein zweites Glas Saft und seufzte mit einer Zufriedenheit, zu der er sich jetzt kaum mehr zwingen mußte. Erneut staunte er über das Aroma und die herrlichen Farben des Getränks.
Nach einigen Sekunden stellte er das Glas ab. Er war plötzlich nicht mehr durstig. Und irgend etwas in seinem Magen fühlte sich nicht besonders gut an.
»In Ordnung«, sagte er laut, damit seine Stimme vom KomSystem übertragen wurde. Er griff nach der mit vielen Stickereien verzierten Direktorenjacke. »Ich bin unterwegs.«
Chakotay beobachtete den Mond, der fast das ganze
Projektionsfeld des Hauptschirms ausfüllte. Die erste Phase des Unternehmens verlief vielversprechend. Zwar blieb es sinnlos, nach sichtbaren Veränderungen Ausschau zu halten –
genausogut konnte man versuchen, das Verdunsten von Wasser zu beobachten –, aber die Sensoren stellten inzwischen eine meßbare Abweichung von der ursprünglichen Umlaufbahn fest.
Beim nächsten Mond würden die Auswirkungen noch geringer sein, während gleichzeitig die Belastung des Warptriebwerks wuchs.
B’Elanna versicherte, daß der Einsatz des Subraumfeldes zu den gewünschten Ergebnissen führte. Mehrmals wies sie darauf hin,
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