Geisterhafte Visionen
Bord.
»Warum?« fragte Chakotay.
»Oh, ich glaube, das ist eine lange Geschichte«, entgegnete B’Elanna. »Und überhaupt…« Sie wandte den Blick vom
großen Bildschirm ab und sah sich noch einmal auf der Brücke um.
»Und überhaupt was?«
In der frostigen Miene der Chefingenieurin veränderte sich etwas, und für einen Sekundenbruchteil glaubte Chakotay, eine Mischung aus Zorn, Kummer und Verzweiflung zu erkennen.
»Derzeit habe ich ziemlich viel zu tun. Die Pflicht ruft. Wenn Sie verstehen, was ich meine. Früher haben Sie es einmal verstanden.«
Sie drehte sich um und kehrte in die Transportkapsel des Turbolifts zurück.
»Wohin wollen Sie?« fragte Chakotay.
»Zum Maschinenraum«, antwortete Torres. »Um dort zu
erledigen, was erledigt werden muß.«
Das Schott glitt zu.
Chakotay dachte über B’Elannas letzte Worte nach. Er hörte, wie erneut Tassays Stimme dicht hinter ihm erklang, wie sie versuchte, das begonnene Gespräch fortzusetzen, so als sei überhaupt nichts geschehen. »Ich habe viele Pläne«, sagte sie leise und kündigte einen gemeinsamen Shuttleflug durch das Drenar-System an. Der Erste Offizier versuchte, nicht zuzuhören.
»Commander, die fremden Schiffe kommen jetzt auf optimale Sensorreichweite heran«, meldete Rollins. »Ich beginne mit einer Sondierung.«
»Ausgezeichnet.« Jonal näherte sich der taktischen Station, als der Fähnrich Schaltelemente betätigte. Er wollte ihm über die Schulter sehen, doch Rollins winkte ihn wie ein lästiges Insekt fort.
»Es handelt sich eindeutig um Reaktor-Signaturen der Televek«, sagte er.
»Sie sind sehr pünktlich, die Televek«, meinte Tassay, und ihre Stimme erklang nun in unmittelbarer Nähe von Chakotays Ohr.
»Und fast so freundlich wie wir«, wandte sich Mila an Paris.
Höchstens ein Zentimeter trennte ihre Nase von der des Navigators.
»Commander…« Rollins sah mit großen Augen auf. »Ich habe etwas Seltsames festgestellt. Die Schiffe sehen ganz und gar nicht nach Transportern aus. Ich habe versucht, Tonnage, Konfiguration und energetische Strukturen zu verifizieren. Alles deutet darauf hin, daß die Einheiten der Flotte ebenso beschaffen sind wie…«
Jonal schlang den Arm um Rollins Hals und drückte zu.
Praktisch im gleichen Augenblick griffen auch die beiden anderen Drosary an. Milas Arm drückte Paris die Luft ab und zog ihn halb aus dem Sessel. Chakotay wollte sich in Bewegung setzen, aber jemand hielt ihn fest. Er konnte keinen Ton von sich geben, denn Tassay hielt ihm den Mund zu und drückte seinen Kopf gleichzeitig nach hinten, bis fast die Gefahr bestand, daß sie dem Commander das Genick brach.
»Wir müssen das Schiff früher als geplant übernehmen!« rief Jonal. Chakotay beobachtete, wie Mila Paris zur Seite zerrte und mit der freien Hand rasch hintereinander mehrere Schaltflächen berührte. Die Voyager neigte sich abrupt nach Backbord, dann nach Steuerbord, kam erst nach einigen heftigen
Erschütterungen zur Ruhe. Jonal schob Rollins beiseite und bediente die Kontrollen der taktischen Station. Kurz darauf sah er zu den beiden Mittlerinnen. »Derzeit ist alles klar.«
Chakotay versuchte vergeblich, sich zu befreien. Von den beiden anwesenden Sicherheitswächtern durfte er keine Hilfe erwarten. Die Drosary schützten sich vor den Phasern, indem sie ihre Geiseln als lebende Schilde verwendeten.
Ihre Kraft verblüffte den Commander. Nichts im äußeren Erscheinungsbild deutete darauf hin, daß die Drosary so stark waren.
»Was wollen Sie?« brachte Chakotay hervor. Seine Stimme klang unter Tassays Hand undeutlich.
»Niemand rührt sich. Oder wir töten diese Offiziere.« Jonal wandte sich an Chakotay. »Sagen Sie den anderen, daß sie mir gehorchen sollen.«
Der Commander schwieg. Eine derartige Macht konnte und wollte er den Drosary nicht zugestehen.
Jonal wiederholte die Aufforderung, aber auch diesmal blieb Chakotay still.
»Na schön«, brummte der angebliche Mittler. »Sollen sie Ihnen gehorchen. Befehlen Sie den Sicherheitswächtern, die Waffen fallenzulassen. Anschließend möchte ich, daß die Brücke von den übrigen Sektionen des Schiffes isoliert wird.«
Es war ein sehr subtiler Unterschied, doch vielleicht ließ sich etwas damit anfangen.
»Verriegeln Sie die Türen«, sagte Chakotay zu Stephens, der seiner Aufforderung sofort nachkam. Auch die
Sicherheitswächter zögerten nicht, sich von ihren Waffen zu trennen.
»Ein guter Anfang«, lobte Jonal. »Blockieren Sie auch die
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