Geisterhafte Visionen
geschwenkt war, stellte sich in Chakotay zum erstenmal das Gefühl ein, Fortschritte zu machen.
Er sah wieder zum Hauptschirm, als könnte er den Mond allein mit Willenskraft bewegen. »Wie sieht’s aus, Mr.
Rollins?«
»Die Bahnabweichung beträgt jetzt null Komma null null drei Prozent, Sir.«
»Na schön. Halten Sie die Warpblase stabil.«
Unbehagen erfaßte Janeway, als sie sich dem Rand der Anhöhe näherte. Kopfschmerzen erinnerten sie viel zu deutlich daran, was bei ihrem letzten Aufenthalt an diesem Ort geschehen war. Mit besonderer Vorsicht kletterte sie weiter, bis Kim und sie eine gute Position erreichten. Sie hockten hinter den Bäumen, die hier dicht an dicht wuchsen. Einige von ihnen waren während des Bebens umgestürzt und bildeten natürliche Barrieren. Janeway beugte sich ein wenig vor und sah Tuvok –
ein dunkles Etwas im hohen Gras, noch immer etwa fünfzig Meter vom Shuttle entfernt. Die Televek schienen ihn noch nicht bemerkt zu haben, doch bestimmt dauerte es nicht mehr lange, bis sie auf ihn aufmerksam wurden.
Sie zog den Phaser. »Auf Betäubung justieren«, wies sie Kim an, als er seine eigene Waffe zur Hand nahm. »Zielen… Und Feuer!«
Strahlblitze zuckten in Richtung Raumfähre, und zwei Televek sanken bewußtlos zu Boden. Janeway schoß erneut, als die übrigen Wächter in Deckung gingen. Einer von ihnen erwiderte das Feuer, doch die rauchende Energie fraß sich nur durch leere Luft. Es gelang Kim, einen weiteren Televek außer Gefecht zu setzen, bevor sie den Vorteil des Überraschungsmoments verloren. Janeways zweiter Schuß ging daneben. Die Gegner befanden sich nun hinter dem Shuttle und machten ebenfalls von ihren Waffen Gebrauch. Ihre Energiestrahlen kochten jetzt wesentlich näher über den Boden.
»Rejustierung«, sagte Janeway. Sie stellte ihren Phaser auf maximale energetische Kapazität ein, hob ihn und betätigte den Auslöser. Der Strahl traf eine große Felsnadel auf der anderen Seite des Shuttles und ließ sie auseinanderplatzen. Kim zielte auf einen Baum zehn Meter weiter links – durch die jähe Hitze explodierte der Stamm regelrecht. Qualm und Dampf bildeten dichte Wolken.
»Und jetzt schicken wir ihnen eine Einladung«, sagte Janeway. Sie stand auf und schoß erneut, stellte sicher, daß man sie sah. Kim verhielt sich ebenso. Inzwischen hatten sie zumindest einen Teil der Patina aus Asche verloren, und dadurch waren sie vor dem Hintergrund des Waldes ganz deutlich zu erkennen. Die Televek nahmen sie sofort unter Beschuß, aber sie reagierten nicht schnell genug. Janeway und Kim drehten sich um, sprangen fort.
Das war ziemlich knapp, dachte die Kommandantin, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Sie winkte dem Fähnrich zu, und gemeinsam wichen sie vom Rand der Anhöhe zurück. Eine Zeitlang warteten sie stumm. Schon bald hörten sie die Televek: Sie verließen ihre Deckung und feuerten auf die Bäume, hinter denen die beiden Menschen eben noch gestanden hatten.
Anschließend eilten sie zum Hügel und riefen sich gegenseitig Anweisungen zu, als sie den Hang emporkletterten.
»Machen wir es ihnen nicht zu leicht, Mr. Kim. Laufen Sie los, und zwar in jene Richtung.«
Der Fähnrich setzte sich sofort in Bewegung. Als der erste Televek über den Rand der Anhöhe spähte, berührte Janeways Finger den Auslöser des Phasers. Der Strahl traf einen umgestürzten Baum – ein Warnschuß, der den Kopf des
Wächters nur um wenige Zentimeter verfehlte. Eine halbe Sekunde später lief sie ebenfalls und zog sich tiefer in den dichten Wald zurück. Kim hastete nicht weit vor ihr an den Bäumen vorbei, und Janeway schloß zu ihm auf, während gleichzeitig die Entfernung zu den Televek-Verfolgern schrumpfte. Ihr Plan funktionierte – vielleicht sogar zu gut.
Tuvok hob den Kopf weit genug, um über das Gras hinweg das Shuttle sehen zu können. Er bemerkte nur einen Televek, der unmittelbar neben der Steuerbord-Warpgondel hockte und den Hang beobachtete, an dem die anderen Wächter
emporkletterten. Es dauerte nicht lange, bis sie jenseits der Kuppe verschwanden, um den Captain und Kim zu verfolgen.
Tuvok sank wieder ins Gras zurück und kroch schneller, achtete dabei darauf, nicht zuviel Staub aufzuwirbeln.
Nach einigen Metern erreichte er die toten Drenarianer –
vermutlich waren sie am vergangenen Abend gestorben. Steif und kalt lagen sie da, mit wächsernen Gesichtern, starrten blind zur heißen Mittagssonne empor. Tuvok schob sich an ihnen vorbei, näherte sich
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