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Geisterhafte Visionen

Geisterhafte Visionen

Titel: Geisterhafte Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark A. Garland , Charles G. McGraw
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sah, der von seiner eigenen Heimatwelt stammte. In all diesen Kleinodien.
    Doch es existierte auch die Versuchung, noch mehr zu vermuten, eine andere, tiefer liegende Bedeutung, die etwas Substanzloses, Geistiges betraf.
    Gantel hatte derartige Vermutungen immer für Unsinn
    gehalten. Mißerfolge konnten auf Fehler zurückgeführt werden, Erfolge auf Gewandtheit. Und wenn man genug Erfolge erzielte, so ergaben sich daraus Zufriedenheit und Erfüllung.
    Der Dritte Direktor blinzelte. Man mußte ziemlich viel getrunken haben, um über so etwas nachzudenken, und einen Rausch durfte er sich jetzt nicht leisten. Zu viele Ereignisse erforderten mit zu vielen Variablen seine Aufmerksamkeit.
    Wenn etwas schiefging… Dann bekam seine bisher makellose Karriere einen Fleck so groß wie Drenar Vier.
    Der Instinkt forderte ihn auf, eine Vereinbarung mit sich selbst zu treffen, ein Paket aus erprobten philosophischen Gütern zu erwerben, so wie alle anderen Televek. Er konnte zum Beispiel das Paket wählen, für das einst seine Eltern geworben hatten.
    Ja, dazu forderte ihn der Instinkt auf, und normalerweise war Verlaß auf jene innere Stimme.
    Gantel erhob sich, durchquerte den großen Raum und
    verharrte an einer Vitrine mit Handwaffen: uralte, scharfkantige Instrumente, deren Verwendung bei einem Kampf er sich kaum vorzustellen vermochte. Wie sahen die von ihnen geschaffenen Wunden aus? Und welches Leid brachten sie dem tödlich Verletzten, bevor ihn das Jenseits von der Pein erlöste? Gantel dachte nicht zum ersten Mal daran.
    An der gegenüberliegenden Wand hing ein geborstenes
    Metallstück an der Wand, gehalten von drei transparenten Nadeln. Es war etwa einen Meter lang und fast doppelt so breit, wies an drei von vier Kanten Zacken und Einkerbungen auf.
    Das Metallfragment stammte aus der Panzerung, die das primäre Raumhabitat der Vanolener geschützt und die als undurchdringlich gegolten hatte. Sehr zum Ärger der Thaitifa, die sich dazu berufen fühlten, die Vanolener unter ihre Herrschaft zu bringen. Sie wandten sich an Gantel, mit der Bitte, ihnen bei der Lösung dieses Problems zu helfen.
    Er erinnerte sich an seine damaligen Überlegungen. Die Vanolener waren ein ruhmreiches Volk. Ihre Zivilisation existierte schon seit Jahrmillionen, blickte damit auf eine längere Geschichte zurück als die Kultur der Televek. Als Handwerker und Künstler leisteten sie Erstaunliches, was in ihren Raumstädten auf sehr beeindruckende Weise zum
    Ausdruck kam. In seiner Jugend hatte Gantel dort einige Zeit verbracht und sich Musik angehört. Er erinnerte sich noch an den Namen einer besonders guten Windflötenspielerin, die er bei einem Symphoniekonzert kennengelernt hatte. Ihre vielen Talente beschränkten sich nicht nur aufs Musikalische…
    Damals war Gantel erst dritter Teilhaber gewesen, und die Sterne wußten: Es gab genug andere Teilhaber, die nur auf eine Gelegenheit warteten, eine oder mehrere Sprossen auf der Karriereleiter emporzuklettern. Nun, wie es der Zufall wollte –
    obwohl er in diesem Zusammenhang nie offen von »Zufall«
    oder »Glück« gesprochen hätte –, gelangte er in den Besitz eines phasenverschobenen Trägerwaffensystems, mit dem sich beliebige Sprengköpfe durch beliebige Verteidigungsbarrieren zu einem beliebigen Ziel bringen ließen.
    Er verkaufte das Waffensystem an die Thaitifa, die es mit großem Erfolg gegen die Vanolener einsetzten. Natürlich zählte dabei nur der Verkauf, nicht die Anzahl der Opfer, auch nicht das Ausmaß der Vernichtung von substantiellem Vermögen. In diesem Glauben fand Gantel Trost. Und natürlich in der Tatsache, daß die Thaitifa einen enorm hohen Preis bezahlten –
    was bei der nächsten Bewertung dazu führte, daß man ihn zum ersten Teilhaber beförderte.
    Ja, er hatte damals die richtige Entscheidung getroffen, zweifellos. Und ganz abgesehen davon: Sie wäre in jedem Fall getroffen worden, wenn nicht von ihm, dann von jemand anders.
    Sein einziges Bedauern galt dem Umstand, daß ihm nur ein Trägerwaffensystem jener Art zur Verfügung gestanden hatte –
    das an die Thaitifa verkaufte Exemplar. Es stammte
    ursprünglich von den Garn, vierfüßigen Methanatmern, die während der Verhandlungen den Worten »mühsam« und
    »anstrengend« eine ganz neue Bedeutung verliehen hatten.
    Bevor Gantel die Chance bekam, ein zweites Waffensystem zu erwerben, brachten es die Garn fertig, einen Krieg zu verlieren und völlig ausgelöscht zu werden. Nur Asche blieb von ihnen

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