Geisterhauch (German Edition)
Romero über ihr beerdigt. Und keiner wusste es.«
Meiner Ansicht nach hatten Mimi und Janelle den Vorfall nur überlebt, weil es ein Unfall gewesen war. Hätten die Jungen Hana mit Absicht getötet, wäre ich Mimi wohl niemals begegnet.
»Ich zitterte so stark, dass ich kaum atmen konnte«, sagte sie und zitterte fast so wie damals. »Und, ja, ich wurde in der Schule eingeschüchtert.« Sie sah mich an. »Sie wurden immer unverfrorener. Ich konnte es nicht mehr ertragen. Ich ging nicht mehr zur Schule und bat meine Eltern schließlich, mich zu meiner Großmutter ziehen zu lassen. Ich hielt es einfach nicht mehr aus. Ich konnte nicht mehr mit ansehen, was Hanas Eltern durchmachten.«
»Haben die Jungen Janelle genauso behandelt?«, fragte ich.
Sie blickte verwirrt auf. »Janelle?«
»Janelle York.«
Mimi machte ein angewidertes Gesicht. »Die entwickelte sich zu deren Schoßhund. Sie hat mitgemacht, gehörte zu ihnen.«
»Ich verstehe nicht.« Ich stand auf. »Ihr beide hattet euch doch zusammen im Bad versteckt.«
Sie runzelte die Stirn. »Ich war nicht mit Janelle im Bad«, widersprach sie, empört, wie ich so etwas annehmen konnte. »Die war nebenan und hat auf einem Sitzsack in der Ecke mit Tommy geknutscht. Sie hätte alles für ihn getan. Als er Schiss hatte, dass seine Eltern alles erfahren könnten, kam sie mit der Friedhofsidee.«
»Aber wer war dann bei dir im Bad?«, fragte ich verwundert. »Und wer hatte Sex mit Hana?«
Sie schluckte mühsam. Man sah ihr an, dass sie lieber nicht damit herausrücken wollte. »Es war Jeff. Jeff Hargrove war … auf ihr.«
»Moment mal. Jeff Hargrove hatte Sex mit Hana?«
»Ja, na ja, in dem Moment. Ich glaube … sie wechselten sich ab.«
»Wer?«
Mit einem hilflosen Achselzucken nannte sie die Namen. »Außer Jeff noch Nick Velasquez und Anthony Richardson.«
Was zum Teufel …? »Mimi, wer war bei dir im Bad?«
Sie senkte den Kopf. »Das ist vertraulich, klar?«
Ich kniete mich vor sie und sah ihr in die Augen. »Ich kann nicht versprechen, dass deine Geschichte unter uns bleibt, Mimi, aber wir müssen wissen, wer bei dir war.«
Sie gab seufzend nach. »Kyle Kirsch.«
Das haute mich aus den Schlappen. »Du meinst, Kyle hatte mit Hanas Tod gar nichts zu tun?«
Sie schien überrascht. »Nein, überhaupt nichts. Sie haben Kyle fast so gemein behandelt wie mich. Nur war er der Sohn des Sheriffs, da konnten sie nicht ganz so weit gehen.« Sie griff um meinen Oberarm und bohrte die Fingernägel hinein. »Du solltest Jeff Hargrove mal erleben. Der Kerl ist verrückt. Wären die anderen nicht gewesen, hätte der uns umgebracht, Sheriff hin oder her.«
Ich hockte mich auf die Fersen. »Okay, und was dann?«, überlegte ich laut. Mein ungläubiger Blick landete bei Cookie. »Was ist mit Kyle? Er will nicht, dass alles rauskommt und bringt deshalb alle um?«
»Wie bitte?«, rief Mimi aufgeregt. Ihre Fingernägel machten es sich in meinem Fleisch gemütlich. »Kyle würde so etwas niemals tun. Er würde keiner Menschenseele etwas antun.«
»Mimi«, sagte ich mitfühlend. »Kaum hatte Kyle seine Kandidatur für den Senat bekannt gegeben, kam einer nach dem anderen um. Das lässt sich kaum leugnen.«
»Ich weiß, dass alle Beteiligten starben, aber niemand weiß, wer der Mörder ist. Kyle jedenfalls nicht. Er hat eine Heidenangst.« Sie sah Cookie an. »Er hat sich Leibwächter angeschafft.« Ein paar Augenblicke lang hing sie ihren Gedanken nach, dann schüttelte sie den Kopf. »Es muss Jeff Hargrove sein. Der war schon immer verrückt.«
Cookie beugte sich zu ihr hin. »Mimi, Jeff Hargrove ist vor zwei Wochen in seinem Swimmingpool ertrunken.«
Mimi war erschüttert und genauso ratlos wie wir. Und ich war mit meinem Latein am Ende.
»Und Nick Velasquez hat vor drei Wochen angeblich Selbstmord begangen.«
»Das wusste ich schon. Anthony Richardson auch, aber von Jeff wusste ich nichts.«
»Liebes, alle sind tot, jeder, der dabei war, außer dir und Kyle. Es gibt keine andere Erklärung.«
»Nein, unmöglich.« Sie schüttelte störrisch den Kopf. »Ihr kennt Kyle nicht.«
»Wart ihr beide ein Paar?«, fragte ich sie. Liebe machte nicht nur blind, manche wurden darüber sogar zu Vollidioten.
Mimi starrte mich wieder so ungläubig an. Dieser Blick war ihre Spezialität. »Nein, wir waren … du siehst das falsch.« Sie kaute eine Weile auf der Unterlippe, dann gab sie seufzend nach. »Keiner weiß es, kein Einziger, aber Kyle ist schwul. Wir haben im Bad
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