Geisterhauch (German Edition)
seine Frau vermisst, und zweitens wurde ein Autohändler, den er belästigt hat und mit Mord bedroht hat, gestern Nacht tot aufgefunden. Du kannst mich für einen Spinner halten, aber ich denke, da könnte ein Zusammenhang bestehen.«
Verdammte Scheiße, dachte ich schwer seufzend. »Soll ich Spinner Bob sagen oder reicht Spinner?«
»Nein.«
»Vielleicht SB als Kurzform?« Als ich einen bösen Blick erntete, fragte ich: »Kann ich mit ihm sprechen?«
»Er wird gerade befragt und ruft wahrscheinlich gleich seinen Anwalt an. Was ist eigentlich los?«
Cookie und ich wechselten einen Blick, dann packten wir aus, als wäre Weihnachten.
Wir erzählten ihm sogar von der Notiz an der Toilettenwand. Er nahm sein Handy und befahl einem seiner Leute, zu dem Café zu fahren. »Das hättest du mir sagen müssen«, schimpfte er, nachdem er aufgelegt hatte.
»Dazu war doch gar keine Gelegenheit. Aber da wir gerade beim Thema sind: Zwei Typen haben sich, um an Mimi heranzukommen, als FBI -Agenten ausgegeben. Und eilig hatten sie’s auch.«
Onkel Bob – oder Ubie, wie ich ihn nannte, allerdings selten so, dass er es mitbekam – ließ sich alarmiert eine Personenbeschreibung geben. »Eine ernste Sache«, meinte er dann.
»Sprich mit mir. Wir müssen Mimi vor denen finden.«
»Ich werde dem FBI von den beiden Schauspielern erzählen. Aber du hättest mich anrufen müssen, als die Sache ins Rollen kam.«
»Na ja, ich dachte nicht, dass das nötig ist, da du mich ja beschatten lässt.«
Er fühlte sich sichtlich ertappt. Schwer seufzend trat er an mich heran, schaute auf mich herunter und hob sanft mein Kinn an. »Nur zu deinem Schutz, Charley. Reyes Farrow ist ein verurteilter Mörder. Wenn er mit dir Verbindung aufnimmt, sagst du mir dann bitte Bescheid?«
»Ziehst du den Beschatter von mir ab?« Als er zögerte und schließlich den Kopf schüttelte, sagte ich: »Dann möge der beste Ermittler gewinnen.«
Ich schritt zur Tür hinaus, wobei mir bewusst wurde, wie albern dieser Spruch war, denn Onkel Bob, ein erfahrener Ermittler des Albuquerque Police Department, war bei jeder Ermittlung das Ass. Ich dagegen war eher die Herz-Drei.
Während ich die Straße entlang zu Paris Tattoosalon ging, schaute ich mich suchend nach meinem Beschatter um, hatte aber kein Glück. Er war offenbar gut. Aber es war klar, dass Onkel Bob dafür keinen Anfänger einsetzte.
Vor dem Tattoosalon blieb ich stehen, nicht weil ich mich tätowieren lassen wollte, sondern weil Pari Auren sehen konnte. Ich konnte ebenfalls Auren sehen, dachte mir aber, dass mir im Lauf der Jahre etwas Entscheidendes entgangen sein musste. Wie kam es, dass ich Auren und Tote und Satanssöhne sah, aber keinen einzigen Dämon? Mann, ich hatte nicht mal gewusst, dass es welche gab, geschweige denn dass sie mit Klauen und Zähnen darum kämpften, um an mich heranzukommen, zu mir durchzukommen. Als mir etwas dämmerte, blieb mir die Luft weg. Wenn es Dämonen gab, verdammt, wenn es den Satan gab, dann sicher auch Engel. Ernsthaft, wieso hatte ich so wenig Ahnung?
Hoffentlich wusste Pari mehr als ich, und nicht bloß Dinge wie die richtige Zündeinstellung bei einem 1970er Plymouth Duster mit 440er Big-Block. Für Tattoosalons war es noch früh, darum war ich überrascht, dass die Ladentür offen stand. Ich ging hinein.
»Ich brauche Licht«, hörte ich sie von hinten rufen.
»Bin schon dabei«, antwortete eine Männerstimme.
Dann hörte ich Bewegung im Hinterzimmer. Pari kniete gerade unter einem aufpolierten Zahnarztstuhl und hatte ein Gewirr von Kabeln vor sich.
»Danke«, sagte sie und enträtselte still die Kabel.
»Was?«, rief der Mann im Hinterzimmer laut.
Pari fuhr auf und stieß sich den Kopf, bevor sie sich zu mir umdrehte. »Charley, verdammt«, sagte sie, schirmte ihre Augen ab und rieb sich mit der anderen Hand die Stirn. »Du kannst dich nicht so von hinten anschleichen. Du bist wie ein Suchscheinwerfer auf dem Dach eines Polizeiwagens.«
Ich kicherte, als sie nach ihrer Sonnenbrille tastete. »Du hast gesagt, du brauchst Licht.«
Pari war Grafikdesignerin, hatte sich aber, um sich die Geldeintreiber vom Leib zu halten, auf Tätowierungen verlegt. Damit hatte sie ihre Berufung gefunden, verzierte Arme mit geschmeidigen Linien, Tigerlilien und Schwertlilien und streute, um die Kundschaft zu beeindrucken, ein paar Totenschädel hinein.
Sie hatte den Sensenmann entworfen, der auf meinem linken Schulterblatt prangte. Es war eine winzige Figur mit
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