Geisterhauch (German Edition)
FBI -Agenten und meiner neuen Freunde von heute Morgen stellte sich die Frage, ob wir unser geheimes Versteck und den ruchlosen Plan, Kyle Kirsch an der Übernahme der Weltherrschaft zu hindern, nicht längst verraten hatten.
Üble Kerle ins Schwitzen zu bringen, gab mir einen Kick. Genauso wie nette Kerle ins Schwitzen zu bringen, allerdings auf eine etwas andere Weise.
Auf dem Rückweg mussten wir durch Santa Fe, was mir die Gelegenheit verschaffte, mit Neil Gossett zu plaudern, dem stellvertretenden Direktor des dortigen Gefängnisses. Er hatte sogar angerufen, während wir unterwegs waren, und darauf bestanden, dass ich mich bei ihm sehen ließ. Da im Gefängnis alles streng nach Plan ging, ließ er uns durch seine Sekretärin einen Termin geben.
»Glaubst du, Neil wird dir Zugang zu Informationen gewähren?«, fragte Cookie, nachdem sie ihr Telefonat mit Amber beendet hatte. Allem Anschein nach fühlte sich Amber bei ihrem Vater wohl, was Cookies Sorgen ein wenig zerstreute. »Ich meine, sind Besuchsprotokolle nicht vertraulich?«
»Eins nach dem anderen«, antwortete ich und griff nach meinem Handy, um Onkel Bob anzurufen.
»Oh«, sagte Cookie und drückte ein paar Tasten auf ihrem Laptop. »Deine Mistress Marigold hat gerade auf meine E-Mail geantwortet.«
»Wirklich? Schreibt sie etwas über mich?«
Sie kicherte. »Na ja, ich hatte gefragt, was sie vom Schnitter will, und sie antwortet wortwörtlich: Das ist eine Sache zwischen dem Schnitter und mir.«
»Sie hat mich erwähnt. Wirklich nett.«
Cookie nickte. Im selben Moment meldete sich Onkel Bob in barschem Ton. »Was hast du?«
»Außer großen Titten?«, fragte ich.
»Zu dem Fall.«
Er war so leicht reizbar. »Willst du den ganzen Kram oder nur einen Teil?«
»Den ganzen Kram, wenn du nichts dagegen hast.«
Also leierte ich zehn Minuten lang herunter, was wir herausgefunden hatten, während Cookie im Internet recherchierte. Ab und zu rief sie ein paar Infos dazwischen, augenscheinlich unzufrieden mit meiner Aufführung von Kyle Kirsch übernimmt die Weltherrschaft: Das Musical .
Nach einer langen Pause, während der ich mich fragte, ob er doch noch seiner Arterienverkalkung erlegen war, hörte ich Kleiderrascheln und Schritte und eine quietschende Tür, dann flüsterte er: »Kyle Kirsch?«
»Wo bist du?«
»Auf dem Klo. Solches Zeug kann man nicht in aller Öffentlichkeit aussprechen. Kyle Kirsch?«
»Ja.«
»Der Kyle Kirsch?«
Seine Synapsen schienen blockiert zu sein. »Ich muss jetzt ins Gefängnis. Gib mir Bescheid, wenn dein Hirnkasten wieder funktioniert, dann reden wir weiter.«
»Okay, warte«, sagte er, als ich gerade auflegen wollte. »Lass mich noch mal in die Vermisstenakte dieses Mädchens reinschauen. Tu nichts Unüberlegtes.«
»Ich?«, fragte ich ein wenig gekränkt.
»Du scheuchst mehr Hornissennester auf als ein Zwölfjähriger mit einem Baseballschläger. Du bist wie Lois Lane auf Crack.«
»Ich doch nicht! Hast du denn etwas Neues für mich?«
»Nein.«
»Mist.«
»Wirst du Schwierigkeiten vermeiden?«
»Was? Schschschsch. Du bist ganz schlecht zu verstehen.« Ich legte auf, ehe er noch etwas sagen konnte. Wenn ich Lois Lane war, dann war Reyes Farrow Superman. Ich musste ihn bloß finden, ehe die Kryptonit-Dämonen zu Ende brachten, was sie angefangen hatten. Dass er sich den ganzen Tag nicht hatte blicken lassen, war mir nicht entgangen. War er schon tot? Allein bei dem Gedanken landete ein Bleigewicht auf meiner Brust. Ich atmete tief und ruhig dagegen an, während wir auf das Gefängnistor zufuhren.
»Nach dem Zeitungsartikel hat Janelle York eine Schwester in Kalifornien«, sagte Cookie.
»Das ist ein bisschen zu weit für uns, finde ich. Wir möchten zu Neil Gossett«, sagte ich zu dem Wachposten.
Mit soldatischer Haltung schaute er auf sein Klemmbrett. »Haben Sie einen Termin?«
»Klar doch«, antwortete ich und ließ ein verführerisches Lächeln über mein Gesicht gleiten. »Mein Name ist Charlotte Davidson, und das ist Cookie Kowalski.«
Ein Grinsen drohte seine Mundwinkel zu erschüttern. Er war zu jung, um abgebrüht, und zu alt, um naiv zu sein. Meiner Ansicht nach ein verdammt gutes Alter. »Hier steht nur Ihr Name, Miss Davidson. Ich muss das kurz klären«, sagte er.
Ich ließ mein Lächeln heller strahlen, was meiner Erfahrung nach mehr Türen öffnete als ein AK -47. Er zwang seinen Mund, bei dem strengen Ausdruck zu bleiben, doch seine Augen lächelten zurück, ehe er sich umdrehte
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