Geisterhauch (German Edition)
ihn zu stürzen.
Er trank einen großen Schluck, dann fragte er: »Was habe ich getan?«
»Sie wussten von dem Kerl, der meinen Vater bedrohte?«
Er stutzte, dann rutschte er so schuldbewusst auf seiner Sitzfläche herum, dass es nicht mal mehr komisch war. »Sie haben es Ihnen gesagt?«
»Ach was, Swopes, wo denken Sie hin? Stattdessen haben sie gewartet, bis der Kerl meinen Dad k. o. haut, ihn mit Klebeband versandfertig macht, um mich dann mit einem Schlachtermesser abzustechen.«
Er fuhr aus dem Sessel und fluchte, weil er sich dabei Kaffee in den Schoß kippte. Offenbar hatte ihm niemand Bescheid gesagt. »Was?«, fragte er und wischte an seiner Jeans herum. »Wann? Was ist passiert?«
»Ich kann Ihnen meine Aussage ausdrucken, falls Ihnen das was nützt.«
Er setzte sich wieder und beäugte mich argwöhnisch. »Sicher.«
Begeistert, dass die viele Arbeit nicht umsonst gewesen war, druckte ich ihm den Text aus. Er nahm ihn und starrte so lange auf die vier Sätze, dass ich mich fragte, ob er vielleicht Legastheniker war. Dann sah er mich an. »Wow, das kann man kaum auf einmal erfassen.«
»So ging’s mir auch«, sagte ich, und jedes Wort triefte vor Sarkasmus.
»Sie haben ihm die Kehle durchgeschnitten?«
Ich beugte mich vor und sagte drohend: »So was tue ich, wenn ich sauer bin.«
Sein Unterkiefer zuckte. »Ich komme später noch mal wieder.«
»Gute Idee.«
Beim Hinausgehen blieb er kurz stehen und drehte sich noch mal um. »Wir müssen die Vorbesitzerin von Cookies Taurus befragen. Sie wird am späten Nachmittag zu Hause sein. Sind Sie dabei?«
Ich zwängte meine Zähne auseinander, um zu antworten. »Ich bin dabei.«
»Ich gebe Cookie die Adresse. Muss einen dringenden Anruf erledigen.«
Nachdem ich mir eine Minute Zeit gelassen hatte, um meinen Ärger zu lindern, fiel mir auf, dass Garrett, bevor er abgezogen war, eine ziemliche Wut befallen hatte. Eine explosive Wut, von der man sich besser fernhielt. Aber ich musste die Frage, wer ihm die Laune verhagelt hatte, auf später verschieben.
»Mr Kirsch erwartet uns heute Nachmittag«, rief Cookie aus ihrem Büro, da die Tür zwischen uns noch offen stand. »Seine Frau ist verreist, aber er würde sich gern mit uns über den Fall Insinga unterhalten.«
Ich stand auf und ging zur Tür. »Es sind drei Stunden bis dahin. Wir sollten uns auf den Weg machen.«
»Er bittet uns, die Fallakte mitzubringen.«
»Geht klar.«
Wir packten zusammen und verließen das Haus, um zu einem der schönsten Flecken dieser Erde zu fahren: Taos in New Mexico.
»Ich habe Garrett die E-Mail-Adresse von Mistress Marigold gegeben und ihn kurz ins Bild gesetzt«, sagte Cookie, als wir in den Jeep sprangen. »Er wird ihr eine Mail schicken und versuchen, aus ihr rauszukriegen, warum sie will, dass der Schnitter Tod mit ihr Kontakt aufnimmt. Aber falls dich das aufheitert, kann ich dir erst mal ein paar dreckige Witze erzählen.«
Ich drehte lächelnd den Zündschlüssel. »Mir geht’s gut. Bin nur sauer.«
»Dazu hast du jedes Recht. Ich bin auch verärgert und wurde nicht mal angegriffen oder aufgeschlitzt. Stevie Ray Vaughan?«
Wir schauten beide auf mein Stereogerät, und allmählich machte sich auf unseren Gesichtern ein Grinsen breit. »Das soll eine schöne Fahrt werden«, sagte ich und drehte die Anlage laut. Eine Fahrt, die mit Stevie Ray anfing, konnte nur gut werden.
Die meisten Privatdetektive hätten den ehemaligen Sheriff einfach angerufen, anstatt drei Stunden lang hinzufahren, doch ich konnte viel über einen Menschen sagen, wenn ich ihm persönlich gegenüberstand. Es würde hinterher keine Zweifel geben, was und wie viel Mr Kirsch über den Fall wusste. Falls ihm bekannt war, dass sein Sohn in ein Verbrechen verwickelt war, würde ich es mitbekommen. Nicht in allen Einzelheiten, aber ob Vater Kirsch an einer Vertuschung beteiligt war, würde ich sehr genau spüren.
Cookie arbeitete während der ganzen Fahrt, recherchierte im Internet und rief Leute an. »Und Sie haben sieben Jahre lang für Mr Zapata gearbeitet?«, sprach sie in ihr Handy. Offenbar hatte sie einen früheren Angestellten unseres ermordeten Autohändlers an der Strippe. »Aha. Gut, haben Sie vielen Dank.« Sie legte auf und sah mich ermattet an. »Ich hoffe, dass die Leute, wenn ich mal sterbe, auch über mich nur Gutes in Erinnerung haben.«
»Noch ein Zeuge für Zapatas bevorstehende Heiligsprechung?«
»Ja.«
»Was immer die damals auf der Highschool angestellt haben«,
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