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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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brauchst du ihn den Cazar nicht zu übergeben - also hör auf, dich verrückt zu machen. Du machst dir wie immer zu viele Sorgen. Auf jeden Fall - ist es denn so wahrscheinlich, daß gerade Stavver der Geist ist, den zu jagen du dich verpflichtet hast… ausgerechnet er, unter allen Dieben, die es gibt?” Harskaris Stimme war trocken und lebhaft, dazu bestimmt, ihre düstere Beklemmung zu durchlöchern.
    „Warum ist das kein Trost für mich?” seufzte Aleytys. „Ich habe da so ein Gefühl…”
    „Was für ein Gefühl?” Swardheld betrat das Schlafzimmer, eine Flasche in der einen, zwei Gläser in der anderen Hand. Er schloß die Tür hinter sich, knipste eine Lampe an, durchquerte den Raum und setzte sich neben Aleytys’ Füßen auf das Bett. „Du hast eine wilde Nacht hinter dir. Kam mir so vor, als würde ich neben einem herumzappelnden Kraken schlafen.” Er zog den Korken heraus und schenkte den dunklen, bernsteingelben Wein in eines der Gläser.
    „Hier.”
    Aleytys schlängelte sich hoch, bis sie sich - ein Kissen hinter die Wölbung ihres Rückens gesteckt - gegen das polierte Holz des Betten-Kopfendes lehnen konnte. Sie griff nach dem Glas und genoß den reinen, kühlen Geschmack des Weines. Purpurne Augen zwinkerten ihr zu, dann murmelte Shadith: „Süßer alter Bär, ich vermisse ihn.” Aleytys kicherte. „Soll ich ihm das sagen?”
    „Mir was sagen?” Das Bett schwankte und federte, als er sich neben ihr ausstreckte.
    „Shadith sagt, sie vermißt dich, du süßer alter Bär.”
    Er sah gequält aus. „Wir müssen bald einen Körper für sie finden
    … langsam aber sicher ist sie überreif dafür.” Er kratzte an seinem Bart, hob eine Augenbraue. „Was für ein Gefühl?”
    „Ich habe von Miks Stavver geträumt.”
    „Sehnsucht nach alten Liebhabern?”
    „Nein, du mürrischer alter Bär… fürchte, daß er mein Geist ist.”
    „Diebe gibt es wie Sand am Meer. Habe in den letzten paar Jahren selbst einige getroffen.”
    „Genau das hat mir Harskari auch gesagt.”
    „Hah! Zwei große Denker. Was willst du mehr?”
    Er setzte sich auf - und abermals wackelte das Bett. „Du hast ausgetrunken, gib mir das Glas.”
    Nachdem er es wieder gefüllt und ihr gereicht hatte, nahm sie einen weiteren Schluck Wein, behielt ihn eine Weile im Mund, ließ ihn dann durch die Kehle hinuntergleiten, bis Wärme in ihrem Körper kribbelte - und fröstelte, als er mit warmen, starken Fingern über ihren Oberschenkel strich, keuchte, als seine Finger in sie hineinstie
    ßen, vergoß den Schluck Wein, der noch im Glas verblieben war, und keuchte erneut, als er sie zu sich heranzog und die Rinnsale des Weines von ihren Brüsten trank.
    „Vergiß ihn.” Sein Atem berührte sie heiß, die Haare von Schnauzer und Bart kitzelten sie sanft.
    Aleytys träumte:
    Sharl strampelte mit den Füßen und plapperte glücklich in der improvisierten Trageschlinge, einem Streifen Batiktuch, das sie quer über den Oberkörper trug und mit einem Knoten über der linken Schulter befestigt hatte, so daß das Baby so lag, daß es sich an ihre rechte Hüfte schmiegte. Im Leuchten der orangeroten Sonne, die tief über dem Horizont in Lamarchos’ vielfarbigem Himmel schwamm, wirkten die öden, düsteren Gebäude häßlicher denn je. Sie blickte zu Stavver empor, der schweigend neben ihr einherschritt. Seine einzige Konzession an ihre Gegenwart war die Kürzung seiner normalerweise langen Schritte, damit sie den ihren angepaßt waren. „Noch immer böse auf mich”, murmelte sie.
    (Die Träumende bewegte sich. „Früher, es ist früher …” meinte sie zu sagen und brachte nur eine Folge von Gestotter und Gemurmel hervor; sie mühte sich, aus dem Traum hervorzubrechen, übersprang jedoch nur diese eine Seite im Buch der Erinnerung …) Sie träumte:
    Plötzlich hatte sich der Himmel verdunkelt, eine Zusammenballung von Sternen ersetzte die Wirbel farbigen Staubs; das Baby war jäh von ihrer Hüfte verschwunden. Sie stand vor dem häßlichen Steinhaufen, in der Finsternis allein.
    Stavver, weniger als ein Schatten, drückte auf einen Knopf an seinem Gürtel, erweckte einen Lichtkreis, der sich rasch unter seinen Füßen ausbreitete … unsichtbar gemacht durch den Kampfanzug aus Chamä- leongewebe, der sich eng um seinen Körper schmiegte und abgesehen von den Händen alles bedeckte … Hände, die wie bleiche Kreaturen emporschwebten, bis die Mondcreme darauf genügend Licht absorbierte und sie zu Nebelflecken reduzierte

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