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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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wenn er die Jungen tadelt oder sich mit der Dummheit eines Aufsehers befaßt. Und er ist einer starren Vorstellung von persönlicher Ehre ergeben. Niemals bricht er ein gegebenes Versprechen, diesbezüglich ist er so konsequent, daß er sein Wort nur selten gibt, doch ist es gegeben, so tritt er mit seinem Leben dafür ein … oder mit meinem. Als Spieler ist er an Wettstreit nicht interessiert, außer gegen sich selbst. Er hat einen ausgeprägten Sinn für gesellschaftliche Stellung und Pflicht und wenig Toleranz für Menschen, die nicht sind oder tun, was er glaubt, daß sie sein oder tun sollten. Am wenigsten toleriert er, was er als sich Gehenlassen bezeichnet. In vielerlei Hinsicht ist er ein bewundernswerter Mann, oh ja, ein bewundernswerter Mann in vielerlei Hinsicht.
    Vom ersten Tag an, den seine Söhne außerhalb der Kinderzimmer verbrachten, forderte er von ihnen genausoviel wie von sich selbst.
    Er machte einige Zugeständnisse, was ihren Mangel an Wissen, jedoch überhaupt keines, was nachlässiges Denken betraf Nachdem die Jungen seine kritisierende Zunge erlitten hatten, waren sie besonders Ekeser - stets bleich und zitterten, haßten ihn leidenschaftlich und fürchteten ihn genauso leidenschaftlich, in viel zu großem innerem Aufruhr, um sich ihren sehr echten Respekt vor ihm und ihr Verlangen nach seiner Anerkennung einzugestehen. Als ich das erste Mal Zeugin einer solchen Prozedur wurde, verspürte ich eine Woge von Mitleid und versuchte meinen Bruder zu trösten -
    Ekeser war es -, womit ich allerdings nur erreichte, daß er sich gegen mich wandte, mit einem weit bösartigeren Gift, als Vater es je verspritzt hatte, einen kalten, kontrollierten Haß, der mich entsetzte.
    Allen Zorn, allen Haß und allen bitteren Groll, den er gegen Vater hegte, sich jedoch niemals auch nur selbst eingestehen konnte, übertrug er auf mich. Seltsam genug - er ging wirklich getröstet davon und ließ mich blaß und zitternd zurück.
    Er saß mit seinen Söhnen am Kopfende der Tafel und examinierte den ältesten über die Sicherheitsvorkehrungen, die von jenem während seiner Abwesenheit aufrechterhalten werden sollten. Ekeser antwortete ziemlich gelassen, obgleich auf seiner Oberlippe Schweiß perlte. Vergessen auf ihrem Stuhl am anderen Ende des Tisches, beobachtete Lilit den Frage- und Antwortaustausch zwischen Vater und Sohn und wußte, daß sie der Sohn war, den ihr Vater sich gewünscht hatte und in keinem der beiden Jungen jemals haben würde. Sie hatte seine Willenskraft und Klarheit des Verstands. Sie war sein stärkster Gegner, seine Nemesis, doch er würde es nie erfahren. Dies war ihre schlimmste Enttäuschung. Sie trug ihre Maske besser als ihre Halbbrüder, diese Maske, die ihr Vater für sie geschaffen, die er ihr aufgezwungen hatte. Am Ende, in den letzten Augenblicken vor diesem Ende, würde er - selbst wenn sie ihm erzählte, was sie getan hatte -alles als den unbedeutenden Groll einer Frau, eines von seinen Feinden manipulierten Kindes, abtun. Niemals würde er sie als intelligente, findige Gegnerin anerkennen, niemals würde er akzeptieren, daß ihr Gehirn die wirksamsten Angriffe der Widerstandsbewegung geleitet hatte.
    Lilit schrieb:
    Vater ist von einem strengen Sinn für Gerechtigkeit geprägt, und er gestattet keinem Aufseher, die Kontrakt-Arbeiter oder deren Angehörige zu mißhandeln. Ständig führt er unangekündigte Inspektionen durch, und wenn er einen Beweis für eine solche Behandlung findet, so straft er den Schuldigen hart.
    Im Winter, wenn in den Bergen schreckliche Stürme toben, werden die Minen geschlossen und der Schmelzofen stillgelegt. Dann pflegt Kalyen-Tej mit seinen Söhnen die Welten des Aghir-Systems zu bereisen und die anderen Herrscher der Tejed zu besuchen. Vater verachtete sie und fand wenig oder gar keine Freude an den minderwertigeren ihrer Spiele. Nur aus Höflichkeit seinem jeweiligen Gastgeber gegenüber pflegte er sich an den Treibjagden auf Unzufriedene zu beteiligen, welche aus den Pferchen freigelassen und zu Freiwild erklärt worden waren, wobei er seine Rolle mit ruhiger Tüchtigkeit spielte und seinen Dienern die blutige Tätigkeit überließ, Ohren und Kopfhäute seiner Beute einzusammeln. Ekeser genoß diese Jagden viel zu sehr; und oft quälte er mich mit anschaulichen Beschreibungen dessen, was er und seine Gefährten mit ihrer Beute angestellt hatten, prahlte damit, wie viele er getötet hatte und was für ein geschickter Jäger er war.
    Er fährt

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