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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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möglich, daß sie ihrer Mutter bereits in wenigen Monaten von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand. Sie scheute vor diesem Gedanken zurück, denn sie war noch nicht bereit dafür, noch nicht. Mit einem Schulterzucken erinnerte sie sich an die Jagd.
    Die Pilotin stand in dem Türbogen zwischen dem Hauptteil der Fähre und der Steuerkanzel, und die Blicke aus ihren grünbraunen Augen glitten zwischen Aleytys und Tamris hin und her. Sie lächelte dieses professionelle Lächeln, das ihre Augen nicht einmal annährend berührte. „Dies ist die Privatfähre der Direktorin.” Sie machte eine knappe, schroffe Geste, die den handgeknüpften Teppich, die grauen Velours-Armsessel, die polierten Holzbeschläge umfaßte.
    „Die Direktorin hat sie zu Ihrer Annehmlichkeit geschickt, Despin’
    Aleytys. Sie wünschte Ihnen die Mühe zu ersparen, vom Zoll abgefertigt werden und TOR, unseren Eingangssatelliten, passieren zu müssen. In den vergangenen Monaten hatten wir ein Übermaß an Verkehr nach Lustbarkeit zu verzeichnen, und die entsprechenden Einrichtungen sind unter den augenblicklichen Sicherheits-Verschärfungen bis zur äußersten Toleranzgrenze strapaziert. Wir werden auf Zentral landen. Das ist jene Insel, auf welcher die Verwaltung beherbergt ist Dort werden Sie untergebracht werden, jedoch steht Ihnen jederzeit ein Luftkissenboot samt Chauffeur zur Verfügung, falls Sie eine der anderen Inseln aufsuchen müssen. Das Wetter über Zentral ist klar und kalt, und wenn wir dort landen, wird es früher Nachmittag sein. Die Direktorin wird Sie persönlich vom Landefeld abholen. Es ist ein kleiner, der Information dienender Empfang vorgesehen, auf welchem Sie den Managern der verschiedenen Abteilungen von Cazarit vorgestellt werden. Der Flug wird etwa 45 Minuten dauern. Willkommen auf Cazarit.” Sie schenkte ihnen ein weiteres Lächeln, ein kleines Nicken, drehte sich dann um und setzte sich an die Steuerkonsole.
    Auf dem Bildschirm dehnte sich Zentral im funkelnden Blau des Meeres von einem braunen Punkt am Ende eines Fingers, der aus einer viel größeren Insel herausragte, zu einem unregelmäßig geformten, matten olivgrünen Flecken aus, wurde zu einer gewellten Parklandschaft, grün und lieblich, auf der hier und dort Baumhaine das peinlich genau gestutzte Gras überschatteten und leuchtende Blumenbeete prächtige Farbflächen bildeten - eine jede Blütenknospe geöffnet und auf dem Gipfel ihrer Schönheit: Natur, vom Hauch der Künstlichkeit gezeichnet. Das Landefeld lag weitab am anderen Ende des dicken Inselovals, eine öde, graue Unterbrechung des Grüns, eine Fläche aus Metabeton, gekennzeichnet von einem an der Längsseite aufragenden Turm, der aussah, als gehöre er zu einer Gefängnismauer, und tatsächlich stand er an der Südseite eines umzäunten Areals; ein Maschendrahtverhau, zehn Meter hoch, umgab das gesamte Landefeld, durch Isolatoren von den dicht an dicht gesetzten Metallpfosten ferngehalten. Der Maschendraht verschwand in einem schmalen, metallgefaßten Graben Ungewisser Tiefe.
    Die Landung verlief glatt; der Druck der Abbremsung, kurz verstärkt, war gleich darauf wieder verschwunden, und dies in einer so vollendeten Stille, daß Aleytys ihr Herz schlagen hören konnte. Die Fähre rollte auf den Turm zu und kam etwa 50 Meter davon entfernt zum Stillstand.
    „Despini.” Die Pilotin tauchte wieder im Türbogen auf und sprach dieses Mal sie beide an. „Ihr Gepäck wird direkt in Ihre Unterkünfte gebracht werden. Sofern es irgend etwas gibt, das Sie sofort benötigen …?” Sie wartete einen Sekundenbruchteil und nickte, als weder Aleytys noch Tamris etwas darauf erwiderten.
    Die Schleuse öffnete sich spiralförmig, und Aleytys stand auf, wischte vereinzelte Haarsträhnen aus dem Gesicht und steckte die Haarnadeln fester in den geflochtenen Reif, der um ihren Scheitel herumgewunden war. „Es geht los”, sagte sie zu Tamris. Ihre Gefährtin nickte, ihre großen, blauen Augen glänzten vor Aufregung, und ihre Zähne preßten sich auf die Unterlippe.
    Aleytys ging zügig zur Schleuse und hob beim Anblick der teppichüberzogenen Treppe, die vom Ausgang zum Boden hinunterführte, die Brauen. Schnell stieg sie hinunter und fühlte sich wesentlich wohler, als unter ihren Stiefelsohlen der über das Metabetonfeld gewehte Sand knirschte. Sie wandte ihr Gesicht dem Turm zu, und die Meeresbrise wehte landeinwärts, streichelte ihr Gesicht, zerrte an ihren Haaren und trug den Beigeschmack von Salz,

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