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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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fest zusammen. „Ich höre.”
    „Lili, ich muß nach Hause zurückgehen, so schnell wie möglich.
    Du kennst die Gänge. Gibt es einen Weg hinaus, eine Möglichkeit, daß ich jenseits der Mauern hinauskommen kann?”
    „Hmmm … ja. Es gibt einen Tunnel, aber sein Boden steht unter Wasser … wegen des Flusses. Wenn er so niedrig ist wie jetzt, dann kann man am anderen Ende des Stollens ein bißchen Helligkeit sehen. Du wirst naß werden.”
    „Das macht nichts.” Metis erhob sich rasch. „Zeig ihn mir.”
    „Das geht jetzt nicht, Mimi. Bestimmt würde dich jemand erwischen. Du mußt warten, bis es dunkel ist. Und was kann dein Vater überhaupt machen - er kann die Jagd nicht verhindern.”
    Metis schloß die Augen, machte einen tiefen Atemzug und preßte die Faust auf den Mund. Nach einem Augenblick seufzte sie. „Er kann die Bewohner der Wildnis warnen”, platzte sie dann hervor, preßte die Lippen wieder zusammen und sah zu, wie Lilit in ihren Rock stieg. Sie seufzte abermals und band Lilits Kleidungsschnüre zu. „Du hast recht, Lilit. Aber wir gehen hinein, sobald du in deinen Kleidern bist. Ich kann einfach nicht stillsitzen, wenn ich daran denke, was vielleicht geschieht …”
    Lilit hob beide Arme, und Metis zog die Tunika über sie herunter.
    Sie zog ihre langen Haare hervor, hob sie an, während Metis den Rük-kenverschluß zuband, und ließ sie daraufhin fallen. Hand in Hand verließen sie den Garten. Auf dem Weg die Wendeltreppe hinunter wandte sich Lilit an Metis. „Er weiß, wo die Bewohner leben?”
    „Sprich jetzt nicht darüber. Erst, wenn wir in unserem Zimmer sind.”
    Lilit schrieb:
    Wenn Vater stirbt, werden es die Menschen hier schwer haben, da es Ekeser an die Macht bringen wird. Doch genau aus diesem Grunde muß Vater jetzt sterben, bevor Ekeser alt genug und fähig genug ist, an der Herrschaft festzuhalten. Ekeser ist eifersüchtig auf mich, weil ich dieses Mal mit Vater reise und nicht er… ist das nicht komisch?
    Ich tue gut daran, diese Sache durchzuführen, das weiß ich. Bei allen Göttern, die es nie gegeben hat, ich werde nicht hier sein, wenn Ekeser die Herrschaft übernimmt…
    Drei Tage. Drei Tage plus zwei Wochen auf dem Schiff. Plus die Zeit, die uns gegeben wird, uns häuslich einzurichten. Der Rest meines Lebens. Ich bin verängstigt und erfüllt mit Leidenschaft und Begeisterung und … oh, ich weiß nicht …es gibt keine Worte dafür …er wird tot sein, tot mit mir …er wird sterben, wie Metis, er wird sterben…
    Aleytys
    Die Pilotin war ein schlankes, lächelndes Mädchen, das ihr Gepäck und sie mit einem Minimum an Aufhebens und einer Aura korrekter Tüchtigkeit zur Fähre hinüberbrachte - unpersönlich liebenswürdig, undurchschaubar höflich und unter dieser Maske ein bitterer Zorn, nach innen, gegen sich selbst gerichtet, eine zellentiefe Wachsamkeit, die sie von jedem echten Kontakt mit den anderen Bereichen des Lebens abschloß. Aleytys biß die Zähne zusammen und verhärtete ihre mentalen Schutzschirme, als sie vor Tamris in den luxuriösen Leib des Fährschiffes stieg. Wenn noch mehr von den Cazarits so sind, dachte sie, dann halte ich mich besser von der großen Masse fern, und zwar so weit wie nur möglich, um meiner geistigen Gesundheit willen. Ich hasse dies, Madar, ich hasse es. Sie drehte sich zu Tamris herum, die sich in einem der bequemen Sitze niederließ. Das antwortende Lächeln des Mädchens war ein ausgezeichnetes Gegengift für die deprimierende Wirkung, die die Pilotin auf sie hatte.
    Aleytys hob die Hand, Daumen nach oben, ließ sich ihrerseits ebenfalls in einem Sessel nieder und drehte ihn herum, damit sie die wechselnden Bilder auf dem großen Schirm beobachten konnte, der wie ein Fenster in die Wand eingelassen war. Sie ärgerte sich über die Notwendigkeit, die ihnen das Aufzeichnungsgerät aufzwang. Sie mochte Tamris’ oft bitteren Esprit und hätte die Jagd gerne noch einmal mit ihr durchgesprochen. Gleichzeitig war sie froh, daß Swardheld ihren Vorschlag abgelehnt hatte. Die Überholung seines Schiffes mußte inzwischen abgeschlossen sein … Vielleicht war er bereits nach Ibex unterwegs, mindestens sechs Monate fort. Ein kleiner, kalter Knoten drückte auf ihren Magen, ein Knoten, der erst verschwinden würde, wußte sie, wenn er wieder zurück war. Es war schwer zu akzeptieren, daß alle Hindernisse, gegen die sie derart lange angekämpft hatte, mit so wenig Aufhebens beiseite gefegt werden konnten. Es war gut

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