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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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glaube, ich weiß jetzt, wie sie den Computer ausgetrickst haben. Mit einem visualisierenden Telekineten. Ein dicker Brocken, was meinst du?
    Beschreibt mich, beschreibt die Begleitperson des Diebes, ah, deine Augen hellen sich auf, sehe ich. Über diese Begleitperson möchte ich nicht reden, noch nicht. Nicht, bevor ich die Aufzeichnungen von Oldread Cans gesehen habe - immer vorausgesetzt, daß ich sie von Intaril überhaupt loseisen kann.”
    „Ah.” Tamris bauschte ein Kissen auf und steckte es hinter ihren Rücken. „Du glaubst also, es existieren von allen Entführungen Bänder?”
    „Das glaube ich. Wahrscheinlich löschen sie die Aufnahmen, nachdem der jeweilige Besucher abgereist ist, so viel Wahrheit mag daran sein, genaugenommen schon in ihrem eigenen Interesse - sie wollen nicht, daß so etwas herumliegt, eine Versuchung für Erpresser. Aber wenn der Besucher entführt wird? Völlig ausgeschlossen, daß sie die ebenfalls gelöscht haben.” Sie lachte unterdrückt, nippte wieder an dem Wein, hielt das Glas hoch und betrachtete den bernsteingelben Weintropfen auf dessen Grund. „Kannst du dir die armen Seelen vorstellen, wie sie über ihre Bildschirme gebeugt sind, Stunde für Stunde, Tag für Tag, und sich abschinden und einen Hinweis darauf suchen, was passiert ist? Du weißt, Mari, trotz all ihrer Prahlerei ist die Sicherheit hier bereits seit langer Zeit nicht mehr richtig auf die Probe gestellt worden. Sie sind gut genug, kleine Flöhe zu fangen und aus der Reihe tanzende Angestellte wieder in selbige zurückzuschlagen - aber ein echtes Raubtier?” Sie senkte das Weinglas und stellte es auf ihren Bauch. „f’Voine hat auf dem Rückweg eine Menge zu kauen gehabt. Mittlerweile bin ich mir ganz sicher, daß seine Männer nicht daran gedacht haben, die Baume zu untersuchen, sie haben nicht nach etwas so Einfachem wie einem Drahtseiltänzer mit einer Armbrust gesucht, nicht nachdem es dem Geist gelungen ist, den Computer auszuschalten. Genug. Morgen besuchen wir die Sicherheitsbüros. Ich will die Einreiseaufzeichnungen von ihnen loseisen, die von den Drehkreuz-Abtastern auf TOR
    gemacht werden - fünf Tage vor jeder Entführung, zwei danach. Mal sehen, ob ich nicht ein oder zwei vertraute Gesichter entdecken kann. Ich werde der Direktorin in ihrer Höhle gegenübertreten, und zwar allein. Dieses Mal tue ich wohl besser daran, die Auseinandersetzung ohne Aufzeichnungsgerät über die Bühne zu bringen. Wenn sie nicht damit rechnen muß, daß jedes gesprochene Wort weitergemeldet wird, könnte sie flexibler sein - wenn sie will.”
    „Lieber sie bewachen, als sich mit der Sicherheit herumärgern.”
    Tamris’ Augen verdunkelten sich; sie sah auf. „Eh-Lee, wirst du mir etwa wegen diesem verflixten Spion in meiner Gürtelschnalle die Bänder vorenthalten? Du glaubst, der Geist ist dein Freund?”
    „Nicht Freund.” Ihre Stimme war zu scharf. Sie verzog das Gesicht. „Er hat guten Grund, wütend auf mich zu sein.”
    „Eines Tages, wenn wir beide einmal genügend betrunken sind, würde ich deine Lebensgeschichte wirklich gern hören.”
    „Tue mein Bestes, wenn du unbedingt bei dieser Langeweile dabei sein willst. Ich brauche deine Hilfe.” Aleytys nippte an dem Wein, lächelte, empfand eine sanfte Zärtlichkeit für dieses Mädchen und fühlte sich leicht beschwipst und sehr müde, so müde, daß sie schon halb eingeschlafen war. „Er hat immer damit geprahlt, er sei der größte Dieb des Universums. Eines Tages müßt du mal sein Schiff kennenlernen. Ich bin vor langer Zeit darauf gereist, kommt mir jedenfalls wie eine ziemlich lange Zeit vor - es war, bevor es ihm tatsächlich gehörte. Pfeife, und es folgt dir wie ein Schoßhündchen.”
    Bei Tamris’ skeptischem Schnauben hob sie träge eine Augenbraue.
    „Sobald wir diese Sache hinter uns haben, erwarte ich dafür eine äußerst korrekte Entschuldigung.”
    „Du bist betrunken.”
    „Mehr Erschöpfung als Wein.” Sie gähnte, beobachtete das Heben und Senken des Weinglases, das wieder auf ihrem Zwerchfell stand.
    „Wenn …” murmelte sie schläfrig.
    „Wenn?”
    „Morgen erfahren wir die ganze Geschichte.” Sie gähnte wieder.
    „Vielleicht.”
    Tamris
    Der junge Mann war so sanft und unpersönlich schön wie die beiden Pilotinnen, sein Fleisch mit derselben charakterlosen Schönheit bioskulptiert. Er lächelte sie an, zumindest bogen sich seine Mundwinkel in der Parodie eines Lächelns nach oben. „Ja?” empfing er

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