Geisterjagd
Dienststunden …?« Kam das so plump rüber, wie es sich anhörte?
»Soll mir recht sein.«
Falls sie ihn durchschaut hatte, so hatte sie gegen seine Hintergedanken offensichtlich nichts einzuwenden. Er holte tief Luft und setzte noch eins drauf. »Vielleicht zum Abendessen?« Er wusste auch schon genau, wo das Dinner stattfinden sollte: Bei Pierre’s – ein intimer Tisch an einem der Erkerfenster, die einen Blick über den Hafen boten; ein exquisites Essen, ergänzt durch einen gleichermaßen erlesenen Wein, den er sorgfältig von der berühmten Liste dieses Lokals aussuchen würde …
»Ich fände das herrlich, solange Sie nichts dagegen haben, dass während der ganzen Zeit eine Flug-Cam über dem Tisch schwebt.«
Eine derartige Störung konnte selbst ihm ein Hausverbot bei Pierre’s oder einem anderen der exklusiven Restaurants einbringen, in denen er häufig verkehrte. »Ah ja …« Ob er sie stattdessen zum Dinner zu sich nach Hause einladen konnte? Nein, das wäre nicht imponierend genug und machte viel zu viele Umstände.
»Lieber nicht. Was halten Sie davon, wenn wir zuerst dinieren und das Interview danach durchführen?«
»Das wäre sogar noch besser. Wann wäre es Ihnen recht?«
Am liebsten hätte er erwidert: »Jetzt gleich.« Doch er widerstand der Versuchung.
»In ein paar Tagen fliege ich von hier ab, weil ich einen Auftrag auf einer anderen Welt zu erledigen habe«, sagte sie, als er nicht sofort antwortete. »Wenn es Ihnen lieber ist, dann könnten wir das Interview verschieben, bis ich wieder zurück bin.«
Sie verließ Homeworld? Bis zu ihrer Rückkehr konnten Wochen vergehen. Er musste sich vorher mit ihr treffen. »In diesem Fall … nun ja, ich denke, wir sollten es so schnell wie möglich hinter uns bringen. Sind Sie morgen Abend frei?«
»Bis jetzt habe ich noch nichts vor. Möchten Sie mich hiesen?«
Philip fühlte sich von diesem ihm nur vage bekannten Ausdruck überrumpelt, eine Reaktion, bei der er sich plötzlich alt und nicht auf der Höhe der Zeit vorkam; doch schließlich dämmerte ihm, was der Terminus bedeutete. »Ja, klar«, erwiderte er und hoffte, sie hätte sein Zögern nicht bemerkt, aber er war sich sicher, dass es ihr aufgefallen war.
Er berührte die Seite seines Handgelenk-Informations-Centrums oder abgekürzt Hie – der »persönliche Begleiter, auf den kein zivilisierter Mensch verzichten kann«, hieß es in der Werbung. Darauf programmiert, allein auf ihn zu reagieren, pulsierte der Schirm ein einziges Mal in einem strahlend grünen Licht hinter dem digitalen Zeitdisplay, um anzuzeigen, dass er seine Berührung erkannte und empfangsbereit war.
»Aber es ist wahrscheinlich einfacher, wenn ich Sie hiese …«
»Schon gut. Mein Hie ist eingeschaltet.«
Sie tippte auf ihren Hie, der ihre ID an Philips Gerät weitergab. Der Schirm an seinem Hie leuchtete einmal auf, ein Zeichen dafür, dass er gerade einen neuen »Freund« eingeloggt hatte, und das bedeutete, dass er nun Nachrichten von Julia Cirese akzeptieren würde. Er aktivierte seine eigene ID und schickte die Daten im Gegenzug an ihr System.
Wieder berührte sie ihren Hie, und der Schirm an Philips Gerät pulsierte noch einmal, um zu bestätigen, dass es ein neues Datenpaket empfangen hatte; zweifellos Julias übliches Kontakt-Paket, das alle möglichen Informationen beinhalten konnte. Normalerweise gehörten dazu eine kurze Biografie, ausgewählte Fotos, Lieblingsgerichte, der musikalische Geschmack, Hobbys, bevorzugte Getränke und so weiter, vielleicht erfuhr er sogar ihre Lieblingsfarbe. Die Art von Auskünften, für die die meisten Menschen sich überhaupt nicht interessierten, bis sie die betreffende Person irgendwann einmal näher kennenlernten; doch der Hersteller dieser Geräte ging davon aus, dass sie für alle Fälle doch verfügbar sein sollten. In diesem besonderen Fall jedoch konnte es sehr gut sein, dass Philip sich die Mühe machen würde, sich die Infos genauer anzusehen; sogar die Auskunft über ihre Lieblingsfarbe.
Ein kleiner grüner Umschlag würde nun in der oberen linken Ecke seines Hic-Displays sitzen, bis er die Nachricht öffnete. Die Hics waren unabhängige Geräte, von allen anderen Systemen getrennt und mit Sicherheitsvorkehrungen versehen, sodass alle erhaltenen Informationen geprüft und »gesäubert« werden konnten, ehe sie heruntergeladen wurden. Jetzt, wo sie etablierte »Freunde« waren, konnte er sie durch die Berührung einer Taste oder ein Wort an sein Partial
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