Geisterkrieg
erstreckte sich um den Germayne-Palast und enthielt einige der prächtigsten Villen der Stadt. Da diese Residenzen weit über der Wasserlinie an den Hängen der Hügel lagen, wurde Wasser in Sammelbecken auf deren Kuppen gepumpt, von wo die Schwerkraft für ausreichenden Wasserdruck in den Leitungen der Bewohner sorgte.
Unsere Operation bestand aus drei separaten Aktionen. Die erste bestand darin, Feuer an das Rahmenwerk einer 740-m2-Villa an der Beryl Road zu legen. Das Holz war zwar vom Regen durchnässt, aber nach Einsatz eines entsprechenden Brandbeschleunigers loderte ein prächtiges Feuer auf, das man im größten Teil der Stadt sehen konnte. Augenblicklich heulten die Alarmsirenen auf, und Feuerwehren aus zwei Wachen machten sich auf den Weg, um den Brand zu löschen.
In der zweiten Phase des Anschlags, an der ich persönlich beteiligt war, sprengten wir zwei Pumpstationen, die Wasser hinauf in die Sammelbecken beförderten. Zuerst öffneten wir mit einem Bolzenschneider die Kette, die das Tor der Anlage sicherte. Dann ermittelte ein Codebrecher mit irgendeiner geheimnisvollen Hochtechnologie den Schlüsselcode der Tür des Pumphauses und ließ uns ein. Wir brachten Sprengladungen an - sowohl an der Leitung zum Hügel hinauf wie auch an der Pumpe, die zu ersetzen mit Sicherheit nicht leicht werden würde.
Sobald wir unsere Station vermint hatten, zog ich mich mit meinem Team in sichere Entfernung zurück und jagte sie in die Luft. Da es Nacht war, sah man einen winzigen Lichtblitz, aber selbst in den TriVidnachrichten über den Großbrand war die Explosion der Pumpstationen kaum zu sehen. Ihre Wirkung allerdings, einmal ganz abgesehen von der erforderlichen Anschaffung zweier neuer, relativ teurer Pumpen, war etwas spektakulärer. Im Großen und Ganzen bestand sie darin, dass eine Menge Wasser ausströmte, eine Straße unpassierbar machte und das Fundament einer zweiten Luxusvilla beschädigte.
Da wir den Schaden an den Pumphäusern unmöglich verbergen konnten, entschieden wir uns für einen Hattrick und ließen auch noch eine der Feuerwehrwachen hochjagen, aus denen die Löschzüge gekommen waren. Das Team, das diese Aufgabe übernommen hatte, stahl einen Tanklaster mit Flüssiggas, brach damit durch das geschlossene Garagentor und sprengte ihn, sobald die Mannschaft sich gerettet hatte.
Diese Explosion war auf den TriVidbildern ganz hervorragend zu sehen. Sie machte das Gebäude dem Erdboden gleich - die Trüm-mer brannten lichterloh. Das geschwärzte Skelett des Schwebelasters, dessen Schürzenrippen an die Fühler eines exotischen Insekts erinnerten, wirkte tatsächlich beeindruckend. Und um das Ganze noch etwas komplizierter zu machen, entzogen die Löscharbeiten an der Villa den Feuerhydranten so viel Wasser, dass die Löschmannschaft, die den Brand der Wache bekämpfte, erhebliche Schwierigkeiten hatte, genug Wasserdruck aufzubauen, um die Schläuche effektiv einsetzen zu können.
Die Nachrichtensender berichteten, so schnell sie konnten, und da die Brände fast überall in der Stadt zu sehen waren, überschlugen sich die Meldungen. So genannte Experten erklärten sie mit allem Möglichen, von einem Unfall bis zum Werk subversiver Clan-Agenten, denen daran gelegen war, die Eroberung der Inneren Sphäre zu vervollständigen. Zu Beginn waren die Nachrichtensendungen äußerst dramatisch, doch als klar wurde, dass der größte Teil der Schäden sich auf Gebäude beschränkte, in denen niemand wohnte, beruhigte sich die Stimmung.
Die Einwohner von Manville reagierten auf verschiedene Weisen, die alle live über die Medien zu konsumieren waren. Sehr unterhaltsam waren die Bilder reicher Heights-Bewohner, die auf Grund zu niedrigen Wasserdrucks gezwungen waren, ihre Schwimmbecken mit Eimern auszuschöpfen. Ihre Panik darüber, die Blumen nicht mehr gießen zu können oder ihre überdimensionalen Zimmerbrunnen abschalten zu müssen, zeigte sehr deutlich, wie abgehoben von den Sorgen der restlichen Bevölkerung sie lebten. Manche Nachrichtensprecher wiesen auf die Möglichkeit hin, dass der Mangel an Trinkwasser zu einem Gesundheitsrisiko werden konnte, aber selbst sie konnten ein Schmunzeln nicht unterdrücken, als die Kameras eine Lady in paillettenbesetztem Abendkleid zeigten, die im Garten kniete und gemeinsam mit ihren zwei Hunden aus dem Pool trank.
Der Mann auf der Straße, der kaum eine Woche zuvor von einer Katastrophe aus seinem Heim vertrieben worden war, der die Reichen hatten entgehen
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