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Geisterkrieg

Geisterkrieg

Titel: Geisterkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael A. Stackpole
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Februar 3133
    Dass Teyte sich in aller Öffentlichkeit als mein Entführer zu erkennen gab, muss Ihnen auf den ersten Blick wie einer der Idiotien erscheinen, die sich TriVid-Schurken regelmäßig leisten. Sie nehmen den Helden gefangen, stecken ihn in eine ausgeklügelte Todesfalle und erzählen ihm, kurz bevor er stirbt, schnell noch alles, was er braucht, um nach seiner Flucht ihre Pläne zu durchkreuzen. Und natürlich entkommt er immer. Es ist kaum vorstellbar, wie viel erfolgreicher das Böse wäre, wenn der Boss oder sein Oberhandlanger einfach eine Knarre an den Kopf des Helden halten und abdrücken würden.
    Tote reden nicht nur nicht, sie durchkreuzen auch nur in den seltensten Fällen irgendwelche Pläne.
    Teyte sah das alles offenbar ganz anders. Erstens war er aus seiner Sicht der Dinge der Held, und ich nur ein unbedeutender Handlanger, der aus dem Weg geräumt gehörte. Wie sich in den nächsten Tagen herausstellte, stand mein Tod überhaupt nicht in Frage. In Frage stand nur der Zeitpunkt meines Ablebens und wer das Privileg haben würde, es herbeizuführen. Soweit ich das sehe, war Bernard sehr daran interessiert, dies persönlich zu erledigen, aber durch die Entwicklung der Ereignisse hatte er dafür jedoch einfach keine Zeit.
    Teytes Gegenwart stellte nur ein geringes Risiko dar, da er sich in Begleitung von zwei Beamten der Abteilung für Staatssicherheit befand. Dass er selbst in der ASS keinerlei Funktion bekleidete, spielte überhaupt keine Rolle. Er war ein Germayne, und das war das Einzige, was wirklich zählte. Die überwiegende Mehrheit der Bürger Basalts hätte zwar die Vorstellung abgelehnt, dass die Germayne-Vettern ungestraft tun und lassen konnten, was immer ihnen beliebte, aber die Germaynes selbst schwammen gegen diesen Strom der öffentlichen Meinung. Kurz gesagt hatte ihnen nie jemand erklärt, dass die Gesetze auch für sie galten. Allerdings hatten sich ihre früheren Gesetzesverstöße als unbedeutende Beispiele jugendlichen Überschwangs abtun lassen. Inzwischen ging es um Hochverrat, und das hob die Sache auf eine ganz neue Ebene.
    Diesmal gestatteten mir meine Entführer, auf dem Rücksitz des Schwebers Platz zu nehmen, statt mich in den Kofferraum zu quetschen, aber Teyte setzte sich nach vorne, damit ich ihn nicht mit Blut verschmierte. Auf dem Weg zu der kleinen Wohnung, in der sie mich verstauten, hielten sie nur einmal an, um meinen Komm und Compblock zu zertrümmern und in Mülltonnen zu werfen, die am Straßenrand zur Leerung bereitstanden. Dass sie die beiden Geräte zerstörten, war ein taktischer Fehlgriff ihrerseits, denn sie hätten einiges aus ihnen erfahren können. Aber sie waren darauf bedacht, Beweise zu vernichten. Meinen Ausweis behielten sie, vermutlich, um ihn irgendwann später meiner Leiche in die Tasche zu stecken.
    Gelegentlich verursacht ein Schuss in den Hinterkopf die Art von Austrittswunde, die eine Identifikation des Opfers ziemlich erschwert.
    Ich wusste vom ersten Moment an, dass sie mich umbringen wollten, und fragte mich warum. Es gab keinen Grund für sie, mich leben zu lassen, aber sie hatten noch weniger Grund, mich zu töten. Bei FvS spielte ich keine Rolle mehr. Solange es nicht zu einem offe-nen Krieg kam, in dem Gypsy meinen Arsch auf die Pilotenliege eines Mechs verfrachtete, war ich sozusagen wertlos geworden. Mich aus der Befehlsstruktur von FvS zu entfernen, war höchstens eine kleinere Unannehmlichkeit, und es würde Catford sogar freuen, weil es meinen Posten für Siwek freimachte.
    Allmählich dämmerte mir, dass Bernard mich zumindest teilweise hatte aus dem Verkehr ziehen lassen, um sich für meine Einmischung bei Verteilerstation Nr. 8 zu rächen, aber vor allem dafür, dass ich intelligenter war als er. Ich hatte ihn und Teyte am Pokertisch ausgenommen, ich hatte dem Schwarzen Schaf der Familie geholfen und ich hatte ihm sogar den Plan geliefert, den er jetzt dazu benutzte, gegen Emblyn zurückzuschlagen. So sehr Bernard dieses Spiel auch gewinnen wollte, es war ihm noch wichtiger, selbst die Anerkennung dafür einzuheimsen, und ich konnte ihn zu leicht als verräterischen Hochstapler demaskieren.
    Danach zu schließen, was wir auf dem TriVid zu sehen bekamen, hatte Teyte langjährige Übung im Metier stereotyper Helden und Bösewichter gehabt. Die Wohnung, in die sie mich gebracht hatten, war klein, aber komfortabel eingerichtet und verfügte über einen riesigen TriVidbetrachter und eine komplette Filmbibliothek. Die

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