Geisterkrieg
davon beweisen?«
»Mit Compdateien und dergleichen? So was besitzen die Leute hier unten nicht, aber das heißt nicht, dass sie die Wahrheit nicht kennen. Sie könnten damit anfangen, was er sich als Wärter im hiesigen Gefängnis geleistet hat, und sich von da aus seine Karriere entlangarbeiten. Sie werden sehen, er hat Dreck am Stecken.«
»Wie ich es mir dachte. Sie haben gar nichts.« Sie schüttelte den Kopf. »Nun werde ich Ihnen etwas Stoff zum Nachdenken geben, Mister Donelly. Sie übernehmen sich gewaltig, wenn Sie glauben, Commander Reis mit unbestätigten Gerüchten schaden zu können. Ganz besonders, nachdem Sie sich bereits als Lügner ausgewiesen haben.«
»Ich bin kein Lügner.«
Lakewood schaute zu Hänsel. »Der Mann hat zwei Stunden und siebzehn Minuten im Marktplatz-Bistro gesessen. Als Mylady das Gendarmeriegebäude verließen, stand er auf und folgte Ihnen. Auf Ihren Befehl hin nahmen wir ihn fest.«
Ich sackte gegen die Wand. »Okay, ich habe auf Sie gewartet. Reis hat mich meine Arbeit gekostet. Ich dachte, ich könnte Sie um etwas Unterstützung bitten. Ich habe nichts mehr.«
Gretel mischte sich ein. »Seine Kleidung ist neu, aber die Jacke hat kein Etikett.«
»Nichts, Mister Donelly? Sind Sie sicher, dass Sie mich nicht schon wieder belügen?«
»Wissen Sie was? Zur Hölle mit Ihnen und der Republik. Ich bin ein unschuldiger Mann, der mitten in etwas hineingeraten ist, das für eine Gruppe von Gendarmen, die von einem Idioten kommandiert wird, böse ausgegangen ist. Er hat mich ruiniert. Sie haben mich ruiniert. Sobald ich es schaffe, von diesem Felsklumpen zu verschwinden, hat die Republik mich gesehen. Ich fliege, ich fliege . Ich fliege in die Konföderation Capella, wo es noch so etwas wie Freiheit gibt.«
Lakewood lächelte, und unter anderen Umständen hätte mir dieses Lächeln gefallen können. »Meinen Glückwunsch zu dieser Vorstellung, Mister Donelly. Aber in meiner Zeit als Ritterin der Republik habe ich eines gelernt: Die wirklich Unschuldigen protestieren weder so vehement, noch so wortgewaltig. Sie sind in irgendetwas hineingeraten, und Sie haben Angst. Das sollten Sie auch. Sie sollten zu mir kommen und gestehen, bevor es zu spät ist.«
»Oh, Sie werden noch von mir hören, darauf können Sie wetten.« Ich strich mir mit der Hand über die Wange und wischte den Ziegelstaub weg. »Und jetzt? Haben Sie vor, mich unter irgendeinem Vorwand festzunehmen, oder darf ich mich entfernen?«
Lakewood trat beiseite und deutete mit einer Handbewegung Richtung Gehsteig. »Wir sind in der Republik, Mister Donelly. Sie sind ein freier Mann.«
Ich nahm die Schultern zurück und verließ die Gasse mit aller Würde, die ich aufbringen konnte. Dass eine meiner Fersen aus dem zu großen Schuh rutschte, war dabei nicht gerade hilfreich. Ich schaute hinunter und sah, dass Gretel ihn aufgeschnürt haben musste, als sie mich abtastete. Ich verzichtete darauf, mich umzudrehen und ihr eine witzige Bemerkung zuzurufen, und ging stattdessen einfach weiter.
Ich wanderte zur nächsten Kreuzung und überquerte die Straße. Dann ging ich weiter. Irgendwann hielt Ray mit dem Schweber ne-ben mir an und öffnete die Beifahrertür. Mit einer Stimmung, die man nur als erbärmlich beschreiben kann, stieg ich ein und schnallte mich an.
»Erzählen Sie, was passiert ist.«
»Nicht hier. Achten Sie darauf, dass uns niemand folgt, und bringen Sie uns irgendwohin, wo es was zu trinken gibt. Ich brauche einen Drink.« Ich klappte die Sonnenblende herab und betrachtete im Spiegel meine Wange. »Verdammte Echsen.«
Ray gluckste, drehte ein paar Runden mit dem Schweber und nahm dann Kurs auf irgendeinen Bierkeller. Ein Stück weiter hielt er an und drehte sich zu mir um. »Gut genug?«
»Ja, bestens.«
In der Enge einer Schweberkabine sind manche Aktionen ziemlich schwierig. Es wäre zum Beispiel unmöglich gewesen, sich mit Gretel zu vergnügen. Auch ein Fausthieb ist ziemlich schwierig, aber ich hatte absolut keine Probleme, Ray den linken Ellbogen ins Gesicht zu rammen. Sein Kopf flog nach hinten und prallte von der Kopfstütze ab. Ich streckte die linke Hand aus, packte seinen Hinterkopf und knallte sein Gesicht auf das Lenkrad. Danach drehte ich mich auf dem Sitz um, löste seinen Gurt, griff über ihn hinweg und öffnete die Fahrertür. Dann stieß ich ihn aus dem Wagen.
Ich stieg auf meiner Seite aus, als er gerade mal die Hände unter den Leib gezogen hatte. Ich trat seine Tür zu, jedenfalls
Weitere Kostenlose Bücher