Geisterkrieg
und es folgte eine weitere Woche Flugzeit vom Sprungpunkt bis Terra.
Wir nutzten diese Zeit nach Kräften und erledigten außerdem sogar noch eine Menge Arbeit. Bis wir das System verließen, empfingen wir Daten von Helen. Freundlich und Letitia waren der Gefangennahme entkommen. Mein letzter Begleiter, Steve, war zwei Tage nach unserem Aufbruch erwischt worden, nützte den Behörden bei der Suche nach seinen Kameraden aber überhaupt nichts. Reis machte überdeutlich, dass er zwar weiter nach Freundlich suchen würde, ihn aber für einen unbedeutenden Handlanger hielt, der die auf die Suche aufgewandte Arbeitszeit nicht im Entferntesten wert war. Ich war der entscheidende Mann, da war Reis sich sicher, und er war froh, mich los zu sein.
Dafür gab es zwei Gründe. Erstens hätte ich bei einem Prozess Gelegenheit gehabt, meine Version der Geschichte darzustellen, und das hätte womöglich einen Journalisten veranlasst nachzuforschen. Ich war sicher, dass Reis' Leute einiges nicht aufgedeckt hätten, das ihn hätte in Verlegenheit bringen und mich entlasten können. Das wäre ein beachtliches Problem für ihn geworden, und deshalb passte es ihm sehr gut, wenn ich fort war, und er mich ungestört von der öffentlichen Meinung schuldig sprechen lassen konnte.
Der zweite und wichtigere Grund war, dass Reis' Verantwortung erheblich erweitert worden war. Der südliche Kontinent Joppa stand zwar nicht mehr unter Kriegsrecht, aber alle Nachrichten deuteten auf einen anhaltenden >Notstand< hin.
Die meisten Bürgerrechte waren wiederhergestellt und es überraschte nicht, dass die Öffentlichkeit bereit war, kleine Einschränkungen in Kauf zu nehmen, um sich sicher fühlen zu können. Eine Reihe in meiner Sicht positiver Ereignisse wurde ausgesetzt. Das beunruhigte mich, denn Reis war genau die Art Mensch, die schnell bei der Hand war, Befugnisse anzuhäufen, so viele er konnte, und sie auch nur äußerst zögerlich wieder aufgab.
Die einzige aufmunternde Nachricht von Helen war, dass es zu keinen weiteren Angriffen gekommen war. Das war immerhin etwas. Angesichts der Tatsache, dass die Republik sich im Auflösungszustand befand, konnte man Frieden gar nicht hoch genug bewerten, aber die fehlende Aufklärung der Lage hinterließ bei mir ein ungutes Gefühl.
Das Leibwächterproblem lösten wir, indem wir sie wissen ließen, dass ich Mason Dünne war, ein Lady Lakewood persönlich bekannter Funktionär der Republik. Nach meiner ersten Verhaftung hatte sie mich in Overton erkannt und rekrutiert, um die GGF auszuspionieren. Da ich angeblich auf dem Planeten gewesen war, um die
Holzindustrie zu überprüfen, erschien ich bereits als ausgebildeter Detektiv, sodass dieser Einsatz nicht völlig aus der Luft gegriffen schien. Die beiden akzeptierten die Geschichte, was nicht bedeutet, dass sie sie glaubten. Doch sie verzichteten darauf, sie genauer in Augenschein zu nehmen und die Lücken darin unübersehbar zu machen.
Bis zur Ankunft auf Terra waren unsere Berichte fertig und wir schickten sie voraus. Janella hielt nach eintreffenden Informationen über einen neuen Auftrag Ausschau, doch abgesehen von herzlichem Dank und der Versicherung, dass nach der Landung viel Arbeit auf uns wartete, kam nichts. Man empfahl uns, zu entspannen, was auf einem engen Landungsschiff mit nichts als Notrationen, wieder aufbereitetem Wasser und Kojen, die im Vergleich dazu einen Rinnstein weich und geräumig erscheinen lassen, leichter gesagt als getan ist.
Und sich auf dem Rückflug nach Terra zu entspannen, ist auch nicht gerade leicht. Es ist schon seltsam, denn ich wurde auf einer anderen Welt geboren und war schon fast erwachsen, als ich zum ersten Mal hierher kam. Terra ist die Wiege der Menschheit - das weiß jeder, ganz gleich, wie weit entfernt seine Heimatwelt vom Sol-system ist. Die Menschheit lebt, blüht und gedeiht auf einer ungeheuren Vielfalt von Welten, aber die Natur hat sie nur dazu erschaffen, auf einem Planeten zu überleben: auf Terra. Bis man von einem anderem Planeten hier landet, weiß man gar nicht zu schätzen, wie besonders diese Welt ist.
Ich sah den von weißen Streifen überzogenen blauen Globus auf dem Sichtschirm langsam größer werden und unwillkürlich trat ein Lächeln auf mein Gesicht, als wir in die Umlaufbahn einschwenkten und bald darauf zum Landeanflug ansetzten. Ich hatte wirklich das Gefühl, nach Hause zu kommen, und das lag nicht daran, dass ich hier gemeldet bin. Die Luft roch süßer, die Bäume
Weitere Kostenlose Bücher