Geisterkrieg
und falls ich schwach geworden wäre und mich betrunken hätte, hätte das den Frust nur noch verstärkt, der in mir glühte.
Also entschied ich mich stattdessen für zwei Handvoll Frühstücksflocken mit Zuckerüberzug, ein Glas Milch und eine heiße Dusche. Das knusprige Frühstück half mir, wach zu werden, und die Dusche erfrischte mich so, damit ich mich rasieren konnte, ohne mir die Kehle durchzuschneiden. Kalter Stahl am Hals tendiert dazu, Hirngespinste zu vertreiben.
Ich zog eine graue Hose und Jacke über ein weißes Hemd und dazu das schwarze Halstuch um, das mich als Stabsdrohne identifizierte. Danach klemmte ich mir noch das Namensschild ans Revers und machte mich auf den Weg zum Zentralgebäude des Rittersaals. Das interaktive Nachrichtenterminal im Sockel meines Vorratsschranks hatte eine Mitteilung angezeigt, dass ich um neun Uhr zu einer Besprechung mit Ritterin Consuela Dagmar erwartet wurde, und ich war fünf Minuten vorher an Ort und Stelle.
Wir trafen uns in einem kleinen Konferenzraum mit schwarzen Ledersofas, die dick genug gepolstert waren, um einen Mech nach dem Abwurf aus der Ionosphäre aufzufangen. Sie waren um einen Holoprojektionstisch zu einem Quadrat angeordnet. Der Tisch besaß einen Rand aus dunklen Holzplatten und eine schwarze Glasplatte schützte den Projektor im Innern. Hinter meiner Couch stand eine Anrichte mit Wasser, Obstsaft und verschiedenen gesunden Naschereien an der Wand: Obst, Nüsse und Samen.
Janella und Nessa, die als Victors Auge und Ohr teilnahm, waren bereits eingetroffen und tuschelten in der Ecke ihrer beiden Sofas. Eine Drohne wie ich, nur mit einem violetten Halstuch, das von einer silbernen Nadel zusammengehalten wurde, beäugte mich, als ich den Raum betrat. Er machte sich am Essen zu schaffen, dann verneigte er sich in Richtung Eingang, als die Gräfin eintraf.
»Alles ist vorbereitet, Mylady.«
Sie nickte ihm mit einem Lächeln zu. »Sehr schön, Wroxley. Falls wir noch etwas brauchen, melde ich mich.«
»Ich erwarte Ihre Befehle, Mylady.« Damit verneigte der ältliche Angestellte sich zackig, wobei ihm eine Strähne des seitlich gescheitelten Haars ins Gesicht fiel, und ging.
Die Tür glitt zischend hinter ihm ins Schloss und Consuela Dagmar lächelte mich an. »Schön, dich wiederzusehen, Manson. Du siehst besser aus, als man mich wissen ließ.«
Ich warf Janella einen schnellen Blick zu. »Sie haben mich nur mit Fäusten bearbeitet, nicht mit Kettensägen.«
»Aber es waren große Fäuste, Liebling.« Sie lachte mich an. »Zum Glück heilst du schnell.«
Ich zwinkerte ihr zu und sie errötete, dann konzentrierte ich mich wieder auf Dagmar. Sie war bereits in den Siebzigern, wirkte aber keinen Tag älter als fünfzig. Das schwarze Haar trug sie noch immer nach Art vieler MechKrieger kurz, und ihre dunklen Augen funkelten vor Leben. In vielerlei Hinsicht erinnerte sie mich an Pep - oder genauer gesagt erinnerte Pep mich an sie, eine jüngere und aufsässigere Sie. Consuela besaß noch reichlich Feuer, aber über die Jahre hatte sie gelernt, ihre Energie zu bändigen und zu kanalisieren.
Sie schickte mich mit einem Wink hinüber auf Janellas Couch, bevor sie sich uns gegenüber setzte. Sie trug ein cremefarbenes Kostüm über dunkelbraunen Stiefeln zu einer königsblauen Bluse. Die Kleidung schmeichelte ihrem dunklen Teint, was mir besonders bewusst wurde, als sie den Rock glatt strich und sich vorbeugte.
»Zunächst: Ich habe die Berichte über Helen gelesen, und während ich euch zustimme, dass die erreichte Lösung wenig zufrieden stellend ist, war es vermutlich doch das Beste, was unter den gegebenen Umständen möglich war. Hätte Freundlich dich nicht verraten, wärst du innerhalb der Organisation wahrscheinlich aufgestiegen und hättest früher oder später den Schleier um seine Hintermänner lüften können. Nur zur Information, ein Republikmagistrat auf Acamar hat den Haftbefehl für Sam Donelly aufgehoben, weil die Beweise, auf denen er beruhte, illegal beschafft worden waren. Er wurde auf Epsilon Indi aus dem Gewahrsam der Republik entlassen.
Anschließend ist er dort untergetaucht, weil die Behörden Acamars ihn noch immer suchen.«
Ich nickte. »Danke, Mylady. Ich weiß nicht, ob ich Sam jemals wieder brauche, aber er hatte seinen Wert.«
»Wir werden ihn noch eine Weile am Leben erhalten. All seine Details sind an Ort und Stelle, und - bei all der Verwirrung momentan
- eine neue Identität auszuarbeiten und die
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