Geisterkrieg
hätte ich niemandem zu Füßen gelegt. Aber ich habe ihn und sein Programm mit einzelnen Fürsten der Nachfolgerstaaten bekannt gemacht - mit Hohiro, Peter und Yvonne. Ich habe ihn Morgan Kell vorgestellt, und durch Phelan und Hohiro kam Stone auch mit den Clanführern in Kontakt. Er sprach mit allen. Diejenigen, die der Ansicht waren, ihn auf die eine oder andere Weise unterstützen zu können, mich eingeschlossen, taten das, und die Reformation nahm ihren Anfang.«
Ich nickte. »In einem Geschichtsbuch habe ich gelesen, Sie hätten vorgehabt, ihn als Marionette zu benutzen und selbst die Kontrolle über die Reformation an sich zu reißen. Ich weiß, das ist gelogen, aber als Sie ihn trafen, glaubten Sie da, er würde mit seinen Plänen Erfolg haben?«
»Es war schwer, in diese dunklen Augen zu schauen und das nicht zu glauben, Mason. Die Menschen, die gegen Blakes Wort kämpften, kämpften um ihre Freiheit, während die Regierungen ihrer Welten eine Rückkehr zum Status quo ante wollten. Stones Herrschaft zeigte, dass die Macht wirklich vom Volke ausging. Adlige, die das vergaßen oder dagegen ankämpften, konnten sich nicht halten, denn je mehr Menschen sahen, was Stone leistete, desto mehr schlossen sich ihm an. In vielerlei Hinsicht war es ein Überleben der Stärkeren, und das stärkte wiederum die Gesellschaft. Es klingt hart, das auf eine so knappe, evolutionstechnische Weise auszudrücken, denn alle, die dabei ihre Macht oder ihr Leben verloren, waren Menschen. Doch sie hatten dem Volk gegenüber, das sie regierten, ihre Verantwortung vergessen. Wären sie nicht aus dem Weg geräumt worden, hätte die Zivilisation nicht überlebt.«
»Und wenn du nicht irgendwann schlafen gehst, Großvater, wirst du nicht überleben.« Nessa Davion, Burtons jüngste Tochter und Victors Adjutantin, kam in den Salon und lächelte mir zu. »Schön, dich zu sehen, Mason. Ich sehe gar keine Spuren der Misshandlungen auf Helen.«
Ich erwiderte das Lächeln der schlanken Nessa. Ihr weißblondes Haar war zu einem breiten Zopf geflochten, durch den sich ein hellblaues Band wob. Das Blau passte zu ihren Augen, die im Gegensatz zu denen ihres Großvaters grau gefleckt waren. Ich kannte sie seit Jahren und betrachtete sie als eine Cousine.
»So viel Schaden haben sie nicht angerichtet, Nessa.«
»Das hat sich bei Janella anders angehört.«
»Das liegt nur daran, dass sie es ihnen nicht in gleicher Münze für mich heimzahlen konnte.« Ich leerte den Weinbrandschwenker und stellte ihn ab. »Mein Fürst, es ist spät. Ich sollte mich verabschieden.« Victor blickte zu seiner Enkelin, dann nickte er. »Du wirst morgen viel zu tun haben, Mason, also solltest du dich wirklich ausschlafen. Danke, dass du mir Gesellschaft geleistet hast.«
»Das Vergnügen war ganz auf meiner Seite, mein Fürst.«
»Ich bringe ihn zur Tür, Großvater. Du brauchst nicht aufzustehen.«
Victor verdrehte die Augen. »Sie benimmt sich manchmal, als sei ich ein Invalide.«
»Das bist du nicht, aber du hast es verdient, dass man Rücksicht auf dich nimmt.« Nessa fasste meinen Arm und führte mich aus dem Zimmer. »Was für einen Eindruck macht er auf dich?«
Der besorgte Ton ihrer Stimme ließ keine Ausflüchte zu. »Als würden die Ereignisse an ihm zehren. Er sieht noch immer gut aus, und sein Verstand ist so scharf wie eh und je.«
Sie nickte. »Die Situation fordert ihren Preis, aber es hat ihm gut getan, dich zu sehen. Danke.«
»Nicht nötig.« Ich tätschelte ihren Arm und gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Wenn ich mir ansehe, was uns eventuell bevorsteht, würde es mich nicht wundern, wenn er uns noch alle überlebt.«
»Das glaubt er manchmal auch.« Nessa schenkte mir ein grimmiges Lächeln. »Ich glaube, das macht ihm die größten Sorgen.«
O Gott! Ich könnt gefangen sein in einer Nuss' Schale und mich sehen als ein Herrscher über unendliche Weite, litt ich nicht unter schlechten Träumen.
- Shakespeare (Hamlet)
Rittersaal, Santa Fe, Nordamerika, Terra Präfektur X, Republik der Sphäre
9. Dezember 3132
Ich hasse Träume. Zum Glück erinnere ich mich an die meisten nicht, aber das wissen sie. Sie scheinen zufrieden damit, unbeachtet vor sich hin zu werkeln. Sie lullen mich in einem falschen Gefühl der Sicherheit ein, und dann knallen sie mir ohne Vorwarnung die Mutter aller Albträume vor den Latz, ich winde und wehre mich die ganze Nacht über und wache schlapp und ausgelaugt auf.
Dieser besondere Traum war einfach nur
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