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Geisterkrieg

Geisterkrieg

Titel: Geisterkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael A. Stackpole
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übel. Ich war wieder in der Schule, nicht einmal zehn Jahre alt, und schaute auf eine große holographische Karte der Inneren Sphäre. Nur war es nicht die Karte, die ich zu sehen gewohnt war. Als ich aufwuchs, war Stones Republik der Sphäre die zentrale Nabe im Rad des von Menschen besiedelten Weltalls. Alle anderen Nationen waren entweder Naben -manche dick und fett, andere kaum vorhanden - oder Teile des Reifens. Soweit es die Vereinigten Sonnen betraf, war die Republik ein Verbündeter, und da wir ziemlich sicher waren, dass Stone ursprünglich aus den Sonnen stammte, konnten wir uns alles anrechnen, was er leistete.
    Aber jetzt war diese Karte nicht mehr vorhanden, jedenfalls nicht wirklich. Stattdessen sah ich eine ältere Karte, von der Sorte, wie sie mein Großvater gekannt hatte. Alle Nachfolgerstaaten waren viel größer als heute, und ihre Grenzen trafen sich an und um Terra. Entlang dieser Grenzen hatten sie jahrhundertelang Krieg geführt. Das war Teil von Stones Genie gewesen: Er hatte Anspruch auf Systeme erhoben, die über Generationen umkämpft gewesen waren. Seine Reformen nahmen den Nachfolgerstaaten nicht nur die Mittel, in größerem Maßstab Krieg zu führen, in vielen Fällen nahmen sie ihnen auch den Anlass.
    Ich konnte über der alten Karte den Schatten der Republik noch durchscheinend liegen sehen, aber überall in ihrem Innern und entlang der Grenzen flackerten auf den verschiedensten Welten kleine Flammen. Die Grenze der Vereinigten Sonnen zur Konföderation Capella war nichts als ein Feuerband. Auch die Mark Draconis brannte, aber die schlimmsten Feuer loderten in den Systemen, die Teil der Republik gewesen waren. Von außen stürmten Mächte hinein, und von innen versuchten andere Mächte, auszubrechen.
    Ich hörte eine Stimme, streng und laut: »Dies ist das Schicksal der Menschheit auf ewig. Der Krieg liegt uns im Blut und nur das Blut des Feindes kann sein Verlangen stillen.«
    Die Stimme sprach noch weiter, aber wie das bei Träumen so ist, der Rest ihrer Ansprache ergab nicht den geringsten Sinn. Wahrscheinlich hätte man einiges davon als prophetisch auslegen können
    - in der Literatur nennt man so etwas Andeutungen -, aber für mich war es zu diesem Zeitpunkt nur Gewäsch. Ich ziehe eine deutliche Sprache vor, wenn mein Unterbewusstsein mir etwas mitteilen will. Ich habe keine Lust, Rätsel zu lösen.
    Die Botschaft der Stimme war klar genug. Stones Traum lag im Sterben. Es würde Krieg geben, und eine Menge Menschen würden sterben. Dass nur noch eine ausgewählte Minderheit über Battle-Mechs verfügte, schien dabei keine sonderliche Beruhigung zu sein. Digger und Maria waren mehr als fähig, eine Menge Immobilienbesitz einschließlich der darin lebenden Menschen zu zerstören, und es brauchte nicht viel, um sie mit einem Maschinengewehr auszurüsten oder noch weitergehend zu modifizieren. Dazu war jede Miliz im Stande. Wenn es ums Töten geht, ist die Menschheit erschreckend erfinderisch.
    Ich schreckte nicht hoch, sondern löste mich nur allmählich aus dem Traum. Was mich betrifft, ist das die schlimmere Variante, weil auf diese Weise die Wirklichkeit mit der Traumfantasie verschmilzt. Wobei die Tatsache nicht gerade hilfreich war, dass draußen vor dem Fenster ein Gewitter tobte und gleißende Blitzschläge durch die Gardinen leuchteten.
    Ich rieb mir mit der Hand durchs Gesicht und verstand, warum Victor so matt war. Der Ausfall des interstellaren Kommunikationsnetzes ähnelte einem gewaltigen Gewitter, das zahllose kleine Brände verursachte. Bevor es möglich war, sie zu löschen, musste man sie erst finden, analysieren und die richtige Vorgehensweise ermitteln. All das kostete Zeit, aber in dieser Zeit breiteten die Feuer sich aus, wurden größer und brannten heißer. Und als ob das allein noch nicht übel genug gewesen wäre, hatten wir keine Ahnung, ob das Gewitter möglicherweise zurückkehrte und erneut zuschlagen würde. Das bedeutete: Es konnte den größtmöglichen Schaden anrichten, während wir noch mit der Bekämpfung der kleinen Brandherde beschäftigt waren.
    Kurz gesagt, wir mussten alles zugleich tun und uns dabei noch auf neue Probleme vorbereiten, von deren Art und Zeitpunkt wir keine Ahnung hatten.
    Ich schleppte mich aus dem Bett und spielte nur einen Augenblick mit dem Gedanken, mir einen Whiskey einzuschenken. Der Drink hätte mich gestärkt, und ich hätte nach dem einen Glas aufgehört. Das Problem war: Es wäre mir schwer gefallen aufzuhören,

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