Geisterkrieg
Geschäftsführung gestatteten. Falls er der König der Löwen war, musste er über alternative Kommunikationsmöglichkeiten verfügen.
»Bannson ist ein interessanter Fall.« Nessa schob eine der Holzplatten am Tischrand hoch und tippte etwas in die Tastatur ein, die darunter sichtbar wurde. Das Hologramm eines kurzen, gedrungenen Mannes mit leuchtend rotem Haar und Stoppelbart formte sich über der Karte. Selbst im Holo brannten seine grünen Augen mit bitterem Hass. Anders lässt es sich nicht beschreiben, und ich war mir ziemlich sicher, dass es nicht der Witz irgendeines Programmierers war, der ihm dieses Aussehen verlieh.
Janella schüttelte sich. »Ich bin ihm einmal begegnet.«
Ich las eine Menge aus ihrem Tonfall. Bannson war als Weiberheld bekannt, und ich schloss daraus, dass er Janella Angebote gemacht haben musste, die sie bestimmt zurückgewiesen hatte. Das allein genügte mir schon, ihn zu verabscheuen.
Nessa sah zu uns herüber und nickte. »Ja, ich auch, aber mehr als einmal. Seine Nummer wird auch in der Wiederholung nicht besser. Das Schlimmste dabei ist: Er tut jedes Mal so, als hätte er dich noch nie zuvor gesehen, es sei denn, er will dich damit beeindrucken, wie unvergesslich du bist.«
Consuela räusperte sich. »Seine Persönlichkeit äußert sich auch in seinen Geschäften und in seinen politischen Einmischungen. Hielte er keinen Anteil an ARU, ich würde Bannson als möglichen Geldgeber der GGF betrachten. Es wäre nicht das erste Mal, dass Probleme mit den Beschäftigten oder andere Schwierigkeiten eine Firma weit genug geschwächt hätten, um Bannson die Übernahme zu einem Schleuderpreis zu ermöglichen.«
»Aktienpakete und Geschäftsbeziehungen sind ja ganz nett, aber was können die ihm nutzen, falls Tormark sich entschließt, ihn zu enteignen?« Ich kniff die Augen zusammen. »Oder sollen wir annehmen, dass sie ihre Macht auf Präfektur III beschränkt, und er sich mit Präfektur IV zufrieden gibt?«
»Im Augenblick scheinen ihre Interessen sich nicht allzu sehr zu überlappen. Zum Glück.« Die Gräfin schlug die Beine übereinander. »Aber Bannson hat eine Menge Geld ausgegeben, um MechKrieger anzuheuern. Darunter sind einige, die durchaus anständig sind und aus welchem Grund auch immer blind für seine Machenschaften zu sein scheinen. Aber er erkauft sich auch die Dienste weniger skrupulöser Piloten. Wir machen uns gewisse Sorgen, dass ein Teil seiner Fabriken mehr BattleMechs produziert haben könnte als erlaubt. Er könnte also bereits eine fertig ausgerüstete Streitmacht einsatzbereit in Reserve haben . und für sich beanspruchen, nur in diesen unsicheren Zeiten sein Eigentum zu beschützen.«
Ich nickte. Seit Stones Reformation unterlag die Herstellung von BattleMechs und Mechwaffen strikter Kontrolle. Banson verfügte über die Möglichkeit, sie in großer Zahl herzustellen, doch ohne Regierungsaufträge oder Ausfuhrgenehmigung in die anderen Nachfolgerstaaten könnte er für eine Überproduktion mit hohen Geldstrafen belegt werden. In unsicheren Zeiten ergab es durchaus Sinn, auf Vorrat zu produzieren, und ohne die Möglichkeit einer Bestrafung durch die Republik war damit zu rechnen, dass er sich zu einem militärisch überaus starken Faktor mauserte.
»Das wäre typisch für Bannson. Als Ritter in schimmernder Wehr aufzutauchen und allen zu erzählen, wie er sie bereits gerettet hat. Der Punkt dabei ist natürlich, dass eine Menge Leute, die ich auf Helen kennen gelernt habe, Bannson für etwas Besonderes hält. In ihren Augen hat er durchaus Charisma. Sie sehen in ihm eine Art modernen Robin Hood, der sich gegen das Establishment behauptet, weil er beweist, dass man mit Nichts anfangen und es trotzdem zu etwas bringen kann. Es ist eine verführerische Botschaft. Jemand wie Sam würde diesen Köder mitsamt der Leine schlucken, und Bann-son könnte das Versprechen für eine Menge Leute wahrmachen.« Ich klopfte mir mit dem Finger ans Kinn. »Bannson ist ein weiterer Grund für Sie, Sam am Leben zu lassen, habe ich Recht? Sie hoffen, dass Bannson oder einer seiner Agenten ihn anheuert.«
Consuela nickte. »Ich hoffe, in diesem Fall macht es dir nichts aus, als Köder benutzt zu werden.«
Ich grinste und erinnerte mich an einen alten Witz: Strategie ist, wenn man Meldungen über Schüsse erhält, und operational, das ist, wenn man die Schüsse hört, und Taktik ist, wenn man das Ziel der Schüsse ist. »Das ist ein strategischer Köder. Das geht in Ordnung. Sie
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